Wintersportler unter Verdacht

Vancouver. Vor den am kommenden Freitag beginnenden Olympischen Winterspielen in Vancouver werden deutsche Sportler in ein schlechtes Licht gerückt. In der ARD-Sendung "Geheimsache Doping - Eiskalter Betrug" (Dienstag 0

Vancouver. Vor den am kommenden Freitag beginnenden Olympischen Winterspielen in Vancouver werden deutsche Sportler in ein schlechtes Licht gerückt. In der ARD-Sendung "Geheimsache Doping - Eiskalter Betrug" (Dienstag 0.15 Uhr) wird Arnold Riebenbauer, Chef des Disziplinarausschusses des österreichischen Skiverbandes, in Zusammenhang mit der Dopingaffäre um die Wiener Blutbank Humanplasma zitiert. Es gebe Hinweise auf deutsche Sportler, die illegale Transfusionen vorgenommen hätten. Namen nannte er nicht. Ähnliche Vorwürfe hatte Karl Stoss, Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees Österreichs, in der ZDF-Sendung "Mission Gold - Die Blutspur der Dopingbetrüger" (Mittwoch 23.15 Uhr) geäußert.

"Auch diese Aussage von Herrn Riebenbauer bringt keine Neuigkeit", sagte Christian Klaue vom Deutschen Olympischen Sportbund: "Österreichische Behörden und die Nationale Anti-Dopingagentur haben uns stets mitteilen lassen, dass es keine belastbaren Hinweise auf deutsche Athleten gibt." Bei Humanplasma wurden von 2003 bis 2006 Blutabnahmen bei Sportlern durchgeführt, wie eine Sprecherin bestätigte: "Die Unternehmensleitung bedauert, dadurch einen Beitrag zu Blutdoping geleistet zu haben."

In der ARD wird ein anonymer "nordischer Skisportler, WM- und Olympia-Teilnehmer" zitiert, der die Dopingverseuchung in seiner Sparte der im Radsport gleichsetzt. Österreichs Ex-Langlauftrainer Walter Mayer, der sich 2006 in Turin dem Polizeizugriff durch Flucht entzog, sagte, Nachtests von Turin würden viele Medaillengewinner in schlechtes Licht rücken. Im Gegensatz zu Peking wurden diese Dopingproben noch nicht nachträglich analysiert. Das Blutdopingmittel Cera sei seit 2002 erhältlich. Er sei sicher, dass es in Turin benutzt worden sei. "Die Sieger von Vancouver sind nicht sauber, sonst würden sie nicht siegen", sagte Mayer

Der anonyme Sportler stellte sich und andere an den Pranger: "Die Dopingsituation im nordischen Skisport ist nicht viel anders als im Radsport. Vor allem im Skilanglauf habe ich mitbekommen, dass in der Weltspitze massiv gedopt wird. Ich war bei Olympia gedopt und keiner hat es gemerkt." Erwischt würden in Vancouver nur, "die nicht wissen, wie Doping wirklich funktioniert". In Salt Lake City 2002 sei "Johan Mühlegg aus dem Verkehr gezogen" worden, "mit Aranesp. Während andere so wie ich genau das Gleiche genommen haben, und es nicht gefunden wurde." Laut ARD will der Zeuge seine Anonymität bald aufgeben. Außerdem wurde über ein neues Mittel, das Herzmedikament S 107, berichtet, das 20 Prozent mehr Leistung bringen könne. Das Präparat steht nicht auf der Verbotsliste.

Meinung

Neuigkeiten,

die keine sind

Von SZ-Redakteur

Mark Weishaupt

Wie passend: ARD und ZDF haben kurz vor Beginn der Winterspiele gar Spektakuläres in Sachen Doping aufgedeckt. Das tun die Öffentlich-Rechtlichen gerne vor großen Sportveranstaltungen. Namen gibt es aber - wie meistens - keine. Weitere Neuigkeiten - ebenfalls Fehlanzeige. Die Enthüllungsreportage für die Tour de France ist sicher schon in Auftrag. Dem Thema Doping muss nachgegangen werden, keine Frage - aber dann doch bitte das ganze Jahr über.

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