American Football Windstille im Neunkircher Ellenfeld

Neunkirchen · Die Saarland Hurricanes gehen im vorletzten Saison-Heimspiel gegen Frankfurt Universe mit 6:66 unter. Der Abstieg rückt immer näher.

 Die Hurricanes-Spieler Murat Senem (Nummer 24) und Sascha Beck (76) schauen sich an – fragend, ratlos, enttäuscht. Ihre Mannschaft taumelt dem Abstieg aus der German Football League entgegen.

Die Hurricanes-Spieler Murat Senem (Nummer 24) und Sascha Beck (76) schauen sich an – fragend, ratlos, enttäuscht. Ihre Mannschaft taumelt dem Abstieg aus der German Football League entgegen.

Foto: Andreas Schlichter

Die wohl unterhaltsamste Szene ereignete sich in der Halbzeitpause. Am Tag vor seiner Hochzeit gesellte sich ein Hurricanes-Fan mit Haarreif, rotem Tutu und zwei silbernen Puscheln ausgestattet zu den Cheerleadern des American-Football-Bundesligisten und tanzte auf der 50-Yards-Linie zu den Backstreet Boys. Alles andere, was die 707 Fans an diesem Samstag geboten bekamen, war zum Vergessen. Mit 6:66 verloren die Saarland Hurricanes das vorletzte Saison-Heimspiel gegen Frankfurt Universe und haben jetzt noch zwei Partien, um der Abstiegsrelegation zu entkommen. Es herrscht Windstille bei den Hurricans.

„Es war abzusehen, dass es kein Sieg wird“, sagte Hurricanes-Spieler Bijan Jelvani zur Konstellation Tabellenletzter gegen Tabellenzweiter: „Selbst wenn wir heute gewonnen hätten, hätte es keinen Unterschied gemacht – wir müssen eines der nächsten beiden Spiele gewinnen. Trotzdem ist es hart, weil wir mit großen Erwartungen in die Saison gestartet sind. Wir haben viele Rückschläge einstecken müssen, aber es bringt nichts, sich runterziehen zu lassen. Wir müssen noch zwei Wochen das Beste aus der Situation machen und es schaffen, am Ende die Klasse zu halten.“

Vor der Saison hatten die Hurricanes Tabellenplatz zwei als Ziel für 2017 ausgegeben – als logische Konsequenz nach der besten Runde der Vereinsgeschichte im vergangenen Jahr. Nach der Verletzung von Quarterback Alexander Haupert und zahllosen anderen Rückschlägen sind es nun aber die Frankfurter, die auf diesem Platz rangieren und am Samstag keinerlei Probleme mit den Saarländern hatten. Vor allem in den ersten beiden Vierteln dominierten die Hessen die Gastgeber nach Belieben und konnten sich alles erlauben. Kurz nach Anpfiff stand es 0:3, bis zur Halbzeit erhöhte Universe durch fünf Touchdowns am Stück auf 38:0.

„Frankfurt ist eine super Mannschaft“, sagte auch Hurricanes-Spieler Tom Feldhäuser: „Aber wir haben heute auch einigermaßen als Team zusammengearbeitet. Das Problem bei uns sind die Fouls – die schaffen wir einfach nicht abzustellen. Wenn wir das Problem beseitigen würden, könnten wir auch wirklich gewinnen.“ Trotzdem fügte sein Mannschaftskollege Lamar Hall hinzu: „Die Ausführung hat heute hinten und vorne nicht gestimmt – so etwas können wir uns nicht erlauben. Wenn wir so weiterspielen wie in den letzten Spielen, haben wir nicht den Hauch einer Chance, in der Liga zu bleiben.“

Hall war am Samstag auch einer der wenigen Lichtblicke, die die Hurricanes aufzuweisen hatten. Nachdem Frankfurt der Sieg schon nach der Halbzeitpause nicht mehr zu nehmen war, schalteten die Gäste einen Gang zurück und erlaubten den Canes vor allem in der Defensive ganz vereinzelt schöne Spielzüge.

Und auch die Mannschaft von Trainer Felix Motzki verzichtete zugunsten der beiden Entscheidungsspiele gegen Allgäu und Stuttgart auf einige wichtige Spieler, ließ im vierten Viertel sogar den auf dieser Position völlig unerfahrenen Pascal Müller als Quarterback ran. Als es eine Minute vor Abpfiff dann schon alles nach einem punktlosen Debakel aussah, schaffte es Charles Clay nach einem sehenswerten Lauf über 60 Yards sogar zum einzigen Touchdown für die Hurricanes. Für viel Euphorie sorgte das allerdings nicht.

„In der Situation, in der wir uns jetzt befinden, sieht man, was in den Spielern steckt“, sagte Lamar Hall: „In den nächsten beiden Wochen zeigt sich, wer wirklich Teil dieser Mannschaft ist und wer nicht. Jetzt, wo der Abstieg real werden kann, sollte man sich wenigstens für seine Mitspieler ein Herz packen und alles geben, was man hat.“ Bijan Jelvani ergänzte: „Ich weiß, dass wir eine gute Mannschaft sind und die Klasse halten können. Halten müssen. Die meisten von uns spielen seit Jahren zusammen – wir haben es einfach nicht verdient abzusteigen.“

Die vorletzte Chance dazu haben die Hurricanes in zwei Wochen beim Heimspiel gegen die Allgäu Comets – die Partie gegen die Stuttgart Scorpions in der Folgewoche könnte das vorerst letzte Erstliga-Spiel im saarländischen American Football sein. Bleiben die Hurricanes Letzter, müssen sie in die Relegation, also ein Finale um den Ligaverbleib. Das aber wollen alle umgehen. Sie wollen nicht mal dran denken.

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