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Bottrop. Willi Landgraf ist ein Original: Nationaler Fußball-Held, "Kampfschwein" und Muttersöhnchen. Der stets gebräunte, 1,66 Meter kurze Rekord-Zweitligaspieler (508 Spiele) ist nicht nur in seiner Heimat, dem Ruhrpott, ein ganz Großer. Heute trainiert Landgraf die U15 des FC Schalke und betreut neben vielen sozialen Projekten ein eigenes Fußball-Camp (www.willilandgraf.de)

 Der ehemalige Fußball-Profi Willi Landgraf heute - locker, leger und immer noch braun gebrannt. Foto: SZ/FC Schalke 04

Der ehemalige Fußball-Profi Willi Landgraf heute - locker, leger und immer noch braun gebrannt. Foto: SZ/FC Schalke 04

Bottrop. Willi Landgraf ist ein Original: Nationaler Fußball-Held, "Kampfschwein" und Muttersöhnchen. Der stets gebräunte, 1,66 Meter kurze Rekord-Zweitligaspieler (508 Spiele) ist nicht nur in seiner Heimat, dem Ruhrpott, ein ganz Großer. Heute trainiert Landgraf die U15 des FC Schalke und betreut neben vielen sozialen Projekten ein eigenes Fußball-Camp (www.willilandgraf.de).

Die Anerkennung erarbeitete sich Landgraf als nimmermüder Kämpfer auf dem Platz. Neben den Kult-Vereinen RW Essen und Alemannia Aachen gehört der saarländische Traditionsverein FC Homburg zu seinen Stationen. Dort war das selbst ernannte Muttersöhnchen das erste Mal weg von "Hotel Mama": "Ich hatte in Homburg meine erste eigene Wohnung und musste schlagartig selbstständig werden. Mit Daniel Jurgeleit hatte ich Gott sei Dank einen Spieler in der Mannschaft, der mir dabei geholfen hat", erinnert sich der heute 42-Jährige an 1991, als er von Essen in die Saar-Pfalz wechselte: "Aber diese Zeit hat mich auch gestärkt. Wir hatten echt gute Jahre mit einer tollen Mannschaft. Der Erfolg hat mir sehr geholfen."

Der Kontakt zu seinem alten Club besteht heute noch. Im Februar dieses Jahres reiste die D-Jugend des FCH zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen nach Gelsenkirchen und durfte in der vereinseigenen Fußball-Halle gegen die von Landgraf trainierte Mannschaft (damals noch U13) antreten. "Natürlich verfolge ich den Werdegang des FCH. Das mache ich bei allen Ex-Vereinen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie endlich in die Regionalliga aufgestiegen sind", erzählt "Mister Zweite Liga" und beweist, dass er vor dem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung nicht nur mal eben in den Videotext geschaut hatte: "Und schon hört man im Umfeld wieder Stimmen, die sagen: ,Die steigen sofort wieder ab'."

Schön für Schalke 04 war Landgrafs Entscheidung, sich längerfristig im Jugendbereich engagieren zu wollen. Dabei passt ein eher weniger filigranes "Kampfschwein" auf den ersten Blick nicht so recht in das Anforderungsprofil eines von "Nadelstichen" oder "vertikalen" und "horizontalen" Spielweisen geprägten modernen Jugendfußball-Trainers, oder? "Das stimmt schon. Aber man kann immer ein bisschen von früher mitnehmen und mit moderneren Sachen kombinieren. Viele Sachen werden den Jungs heute viel zu leicht gemacht. Aber gerade ich, der von einer anderen Schiene kommt, kann das anders vorleben", nimmt der Inhaber der A-Lizenz seine Aufgabe als Trainer und Vorbild ernst und weiß: "Man kann weder das Eine noch das Andere komplett übernehmen. Man muss auch flexibel sein und sehen, was für die Jungs wichtig ist. Du gibst den Weg als Trainer vor, aber die Jungs müssen ihn auch mitgehen."

Jungs, die mit großen Schritten auf ihrem Weg zum Top-Spieler unterwegs sind, haben vor nicht allzu langer Zeit noch gemeinsam mit Landgraf in der Oberliga- beziehungsweise Regionalliga-Mannschaft von Schalke gekickt - Benedikt Höwedes, Alexander Baumjohann, Tim Hoogland oder Manuel Neuer, mittlerweile Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. "Dass die talentiert sind, konnte man damals schon blind sehen. Für mich war es ein Traum, mit solchen Ausnahmespielern zusammen zu spielen."

So oder so ähnlich dürften Landgrafs Mitspieler bei Amacspor Dahlhausen auch über ihn sprechen. Das durchtrainierte Kraftpaket kann es nämlich nicht lassen und spielt seit Jahresbeginn mehr oder weniger regelmäßig in der ersten Mannschaft des Bezirksligisten mit. "Eigentlich wollte ich nur bis zum Aufstieg aus der A-Klasse im Sommer mitmachen. Aber wenn es hart auf hart kommt, helfe ich auch heute noch aus", beschreibt Landgraf sein Engagement für den Amateurverein, für den er über die umliegenden Ascheplätze tingelt, "das macht Spaß und ich kann vom Alltag abschalten".

Ein Angebot aus der drittletzten Liga bekam er mit 41 Jahren - eines aus der ersten Liga nicht einmal im besten Fußball-Alter. Tut das nicht weh? "Das, was ich in der 2. Liga erreicht habe, hat manch einer in der 1. nicht geschafft", sagt er stolz und stellt seinen persönlichen Karriere-Höhepunkt ans Ende selbiger: "Mein nahtloser Übergang vom Profi über die U23 hin zum Trainer war wichtig. Das Schöne ist, dass ich mir keine Gedanken machen musste, wie es weitergeht. Ich habe den richtigen Absprung geschafft."

Übrigens schaffte er den auch bei der TV-Sendung "Die große TV Total Stock-Car Crash Challenge" von Stefan Raab auf Pro 7 - allerdings ohne Erfolg: "Wenn ich nochmal mitfahren sollte und keine vernünftige Kiste kriege, werd' ich verrückt. Meine Karre ist sieben- oder achtmal ausgegangen. Aber trotzdem war es ein tolles Erlebnis und hat Spaß gemacht", sagt das frühere Muttersöhnchen, das jetzt unter anderem im Fernsehen an Stock-Car-Rennen teilnimmt. > wird fortgesetzt

"Wir hatten echt gute Jahre mit einer tollen Mannschaft."

Willi Landgraf über seine Homburger Zeit

Zur Person

Wilfried "Willi" Landgraf wurde am 29. August in Mühlheim/Ruhr geboren, hat eine 14-jährige Tochter (Aileen) und lebt mit seiner Freundin in Bottrop. In der Jugend spielte er für den SV Rot-Weiß Mühlheim. Die Profikarriere verlief über Rot-Weiß Essen (1986 bis 1991, 1994 bis 1996), FC Homburg (1991 bis 1994), FC Gütersloh (1996 bis 1999) und Alemannia Aachen (1999 bis 2006) bis zur U23 des FC Schalke (2006 bis 2009).

 In 107 Zweitliga-Spielen trug Willi Landgraf (vorne) das Trikot des FC Homburg. Foto: Hartung

In 107 Zweitliga-Spielen trug Willi Landgraf (vorne) das Trikot des FC Homburg. Foto: Hartung

Vor vier Jahren schrieb Landgraf mit Achim Kaiser seine Autobiografie mit dem Titel: "Nie mehr Zweite Liga". zen

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