Wieder auf dem Weg zu mehr Miteinander

Saarbrücken · Nachwuchsleistungszentrum ja oder nein, neues Konzept nach dem Drittliga-Abstieg – das waren einige der Themen, die die Führungsspitze des 1. FC Saarbrücken am vergangenen Wochenende erörterte.

 FCS-Aufsichtsrats-Chef Michael Arnold bei einem seiner Besuche im Saarbrücker Ludwigsparkstadion. Foto: Schlichter

FCS-Aufsichtsrats-Chef Michael Arnold bei einem seiner Besuche im Saarbrücker Ludwigsparkstadion. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Michael Arnold ist jetzt nicht gerade ein Lautsprecher. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken mag die "sachliche und ruhige" Arbeit, wie er sagt. Doch am 30. April wurde auch er mal unruhig. Zumindest nach der Lektüre der Saarbrücker Zeitung. Unter der Überschrift "Konzept für den Neustart steht schon", erklärten FCS-Schatzmeister Dieter Weller und Präsident Hartmut Ostermann, dass sie dieses Konzept schon hätten. In einem Hintergrundgespräch mit Journalisten umrissen sie es. Schlanker solle der Verein werden. Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) stellte Weller in Frage. Zu teuer. Arnolds Problem bis zum vergangenen Freitag: "Im Gegensatz zu den Journalisten, hatten wir bisher nicht das Privileg, mit dem Präsidium über das Konzept zu sprechen", erklärte er der SZ und dem Saarländischen Rundfunk und gab zu verstehen, dass er mit dem, was er aus Zeitung und Radio kannte, nicht in Gänze einverstanden ist.

Da lag es nahe, das Gespräch zu suchen. Das fand nun am Samstag nach der 1:5-Niederlage des FCS in Leipzig statt. Arnold traf sich mit Ostermann in Saarbrücken. Die Stimmung war gut, "wir können auf der persönlichen Ebene sehr gut miteinander". Arnolds erste Frage zielte auf die Kommunikationsführung des Präsidiums. Warum stellt es ein Konzept den Journalisten vor, bevor es dieses mit dem Rat bespricht? "Weil das Konzept noch nicht fertig ist", erklärt Arnold und geißelt auch die Berichterstattung über das Hintergrundgespräch. "Auch Ostermann war darüber sehr erstaunt." Um nicht zu sagen verärgert. Ostermann wollte in dem Gespräch auch den Journalisten die Möglichkeit geben, Meinungen zum Grundkonzept beizusteuern - im Fußballgeschäft nicht unüblich. Unüblich ist aber, dass über solche Gespräche berichtet wird. Diese Regel hat ein Journalist offenbar etwas missverstanden. Er berichtete für sein Medium, die anderen zogen gezwungenermaßen nach. Ostermann war sauer - da auch eine Menge offener Fragen damit in der Öffentlichkeit landeten.

Zum Beispiel die nach dem Nachwuchsleistungszentrum. Seit zwei Jahren arbeiten sich FCS-Jugendleiter Jan Berger und Vizepräsident Harald Ebertz an den Auflagen des DFB ab. "Derzeit hängt es nach meiner und der Auffassung des DFB nur noch an einer Personalie", erklärt Arnold: "Wir müssen noch einen Fußballlehrer einstellen." Das bestätigt auch Jan Berger. Es fehle nur noch eine Unterschrift. Ein Fußballlehrer kostet den Verein geschätzte 50 000 bis 70 000 Euro pro Jahr. Der DFB fördert ein NLZ zusätzlich mit 50 000 Euro.

Schatzmeister Weller rechnete im Hintergrundgespräch vor, dass die Jugend- und Amateurabteilung den Verein eine Million Euro kosten würde. Die Zahlen bestritt Arnold im Namen des Rates. Daher sollen nun alle Zahlen auf den Tisch. "Herr Ostermann hat mir am Samstag erklärt, dass auch er voll und ganz hinter dem NLZ stünde. Er wolle aber einen Businessplan sehen." Also einen Plan, in dem alle Ausgaben, Einnahmen und Gewinnerwartungen stehen. "Das kann ich nachvollziehen. Haben wir den, haben wir auch Sicherheit. Wir werden ihn erstellen", sagt Arnold. Bis wann? "Da lassen wir uns nicht unter Druck setzen, aber bis Ende Mai, Anfang Juni sollten wir das geschafft haben." Daran wird wohl auch Aufsichtsratsmitglied Daniel Hager Interesse haben. Er unterstützt mit seiner Firma die Jugendabteilung, will das NLZ unbedingt. "Unser Verein braucht dieses Fundament", sagt auch Arnold. Zumal ein NLZ kein Verlustgeschäft sein muss, rechnet der Personal- und Unternehmensberater vor. Spieler ausbilden und teuer verkaufen, lautet das schon oft erfolgreich angewandte Geschäftsmodell.

Auch die Frage nach den Aufgaben von Vizepräsident Harald Ebertz haben Arnold und Ostermann durchgesprochen. Ebertz war während der Suche nach einem Nachfolger für Jürgen Luginger im September 2013 von seinen Aufgaben für die Profiabteilung entbunden worden. Verhandlungen mit Spielern - das ist nicht mehr sein Job, den macht nun Trainer Fuat Kilic. Grund: Ebertz riet im September von einer Verpflichtung von Kilic-Vorgänger Milan Sasic ab und verweigerte "die Unterschrift des Vertrages mit Sasic", sagt Ebertz der SZ.

In einem Interview mit der Bild am vergangenen Montag hatte Weller Ebertz neben Ex-Präsident Paul Borgard als Mitverantwortlichen für die missratene Einkaufspolitik genannt. Das sieht der Rat anders - und Ebertz auch. Er sagt: "Ich will mich dazu in der Öffentlichkeit zunächst nicht weiter äußern." Auch Arnold sagt: "Wir werden die Probleme mit allen Beteiligten intern diskutieren." Wahrscheinlich, ohne vorher Journalisten zu fragen.

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Auf Einen BlickFußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken hat sein Auswärtsspiel bei RB Leipzig mit 1:5 (0:4) verloren. Dominik Kaiser (7./36./47.) und Daniel Frahn (9./14.) brachten den künftigen Zweitligisten vor 42 713 Zuschauern in der WM-Arena mit 5:0 in Führung, Stefan Reisinger (53.) traf für die Mannschaft von FCS-Trainer Fuat Kilic zum 1:5-Endstand. red

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