Wie sich ein Mensch auf fast unglaubliche Weise durchboxte
Saarbrücken. Ist dies ein Sport- oder ein Geschichtsbuch? Das soll jeder für sich entscheiden, wenn er das Werk mit dem Titel "Eines Tages werde ich alles erzählen" gelesen hat. Darin wird der fast unglaubliche Leidens- und Lebensweg eines jüdischen Boxers beschrieben. Die Lektüre geht wahrlich unter die Haut
Saarbrücken. Ist dies ein Sport- oder ein Geschichtsbuch? Das soll jeder für sich entscheiden, wenn er das Werk mit dem Titel "Eines Tages werde ich alles erzählen" gelesen hat. Darin wird der fast unglaubliche Leidens- und Lebensweg eines jüdischen Boxers beschrieben. Die Lektüre geht wahrlich unter die Haut.
Als junger Mann wurde Hertzko Haft beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Polen ein Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Erst am Ende seines Lebens erzählte Hertzko Haft seinem Sohn, was er nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen im Jahr 1939 erleben musste und wie er als Jude die Zeit des Krieges überstand. Schreckliches hatte er in verschiedenen Konzentrationslagern auszustehen, und Schreckliches musste er selbst tun, um im Gegensatz zu vielen anderen nicht ermordet zu werden. Über weite Strecken wird in einfacher Sprache und fast emotionslos nacherzählt, wie die Entmenschlichung der Betroffenen funktionierte und was das System der geplanten Massenvernichtung für Täter und Opfer bedeutete. Letztlich rettete Hertzko Haft nur die Tatsache, dass er als Boxer hart zuschlagen konnte und sich auch sonst durchzuschlagen wusste, in dieser dunklen Zeit des Lebens.
Nach dem Krieg profitierte er nochmals davon, dass er boxen konnte. Eher schlecht als recht verdiente er Ende der vierziger Jahre als Profi nach der Übersiedlung in die USA seinen Lebensunterhalt. Mancher Gegner musste feststellen, dass Harry Haft, wie er sich nun nannte, im Boxring wirklich sehr wirkungsvolle Treffer setzen konnte. Allerdings steckte er in einigen Kämpfen auch viel ein. Zum ganz großen Ruhm - und damit verbunden zum großen Geld - reichte es für Harry Hertzko Haft nicht. Zwar trat er 1949 in New York gegen den späteren Schwergewichtsweltmeister Rocky Marciano an, doch er verlor den Kampf klar (wenn auch unter dubiosen Umständen). Danach boxte Haft nie wieder. in
Alan Scott Haft: Eines Tages werde ich alles erzählen. Die Überlebensgeschichte des jüdischen Boxers Hertko Haft, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2009, 192 Seiten, ISBN 978-3-89533-638-6, 16,90 Euro.