„Wie im Märchen“

Sotschi · Erstes Rennen, erstes Olympia-Gold in Sotschi, drittes insgesamt: Maria Höfl-Riesch ist in der Super-Kombination ein Auftakt nach Maß gelungen in die alpinen Wettbewerbe der Winterspiele in Russland.

Als ihr die Goldmedaille nicht mehr zu nehmen war, schossen Maria Höfl-Riesch die Tränen in die Augen. Überwältigt von der Bedeutung des Augenblicks sank sie im Zielraum auf die Knie. In diesem Moment war offensichtlich: Ihr dritter Olympiasieg und zweiter in der Super-Kombination war wie eine Erlösung für die zweifache Goldmedaillen-Gewinnerin von Vancouver 2010. "Ich bin fix und fertig", gestand die 29-Jährige, in den Augen immer noch Tränen, die Stimme zittrig.

Höfl-Riesch wirkte, als könne sie ihr Glück kaum fassen. "Das ist ein so überwältigendes Gefühl, das schönste, das man als Sportler erleben kann, hier die Goldmedaille zu gewinnen, gleich im ersten Wettbewerb." Es sei "wie im Märchen". Mit ihrer dritten Goldmedaille hat sich Höfl-Riesch einen Stammplatz im Olymp erfahren. Silber ging an Nicole Hosp aus Österreich (0,40 Sekunden zurück), Bronze sicherte sich Julia Mancuso aus den USA (0,53).

"Ich habe richtig mitgezittert, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Das war das erhoffte Gold", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier fühlte sich "saugut" und meinte: "Das ist ein ganz besonderer Sieg für sie und alle, die mit ihr arbeiten. Das nimmt extrem viel Druck von ihr und der ganzen Mannschaft."

Die vergangenen Tage waren offensichtlich nicht einfach gewesen für Höfl-Riesch. Im Abfahrtstraining lief es nicht wie gewünscht, im Slalom-Training auch nicht, und die Abfahrt am Morgen lief ebenfalls nicht nach Plan. "Es war so zäh die letzten Tage, aber ich habe versucht, einfach alles zu geben", berichtete Höfl-Riesch. Und wieder einmal fuhr sie gerade dann am besten, als sie die größten Zweifel hatte.

Als Fünfte der Abfahrt musste Höfl-Riesch im Ziel warten, "es war eine Zitterpartie", nachdem sie die Zeit von Hosp unterboten hatte. Es kamen noch Anna Fenninger (Österreich), Tina Maze (Slowenien), Lara Gut (Schweiz) und Mancuso - keine aber knackte die Zeit der zitternden, bibbernden, aufgeregten Höfl-Riesch. Dabei wusste sie doch: "Die, die vor mir liegen, sind eigentlich eher schwächer im Slalom."

2010 in Vancouver hatte Höfl-Riesch neben der Kombi auch den Slalom gewonnen. Mit ihrem dritten Triumph zog sie jetzt in Olympiasiegen mit Katja Seizinger gleich, der erfolgreichsten deutschen Ski-Rennläuferin der Geschichte. Höfl-Riesch, amtierende Weltmeisterin im Zweikampf aus Abfahrt und Slalom-Lauf, ist mit 29 Jahren und 78 Tagen die älteste Siegerin im ältesten alpinen Wettbewerb der Winterspiele (ausgetragen seit 1936).

Die Fahnenträgerin der deutschen Olympiamannschaft galt schon im Vorfeld als Top-Favoritin. Dann hatte sie im Training aber Probleme mit der anspruchsvollen Abfahrt in Rosa Chutor, und auch den anfangs sehr steilen Slalom-Hang fürchtete sie. Höfl-Rieschs Ehemann und Manager Marcus Höfl hatte noch am Morgen versucht, die enorm hohen Erwartungen an seine Frau zu dämpfen. "Wie kann man nach den Trainingsergebnissen hier ständig von Gold reden? Es wird sehr schwer", sagte er noch 70 Minuten vor dem Start. Es wurde schwer, seine Frau aber ließ es leicht aussehen.

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