„Wie ein Kind im Spielzeugladen“

Ugento · Der Traum, den Ironman auf Hawaii zu gewinnen, treibt Olympiasieger Jan Frodeno bei seinem Wechsel von der Sprintdistanz an. Das Problem: Er weiß noch nicht genau, ob er für den Ultra-Triathlon geeignet ist.

Jan Frodeno trabt völlig entspannt über die Ziellinie. Die Sonne scheint, der Olympiasieger strahlt. Den Spaß-Triathlon beim "Champion des Jahres" gewinnt Frodeno im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeilaufen - Spitzenathleten aus anderen Sportarten lässt er spielend stehen. "Wie ein Kind im Spielzeugladen, wo man alles mal ausprobieren muss", fühlt sich Frodeno gerade. Auf dem Weg zum großen Ziel, dem Ironman auf Hawaii.

Körper muss effektiver werden

In zwei Jahren möchte der 32 Jahre alte Saarbrücker bereit sein für die Ultra-Triathlon-Distanz. Und nicht nur das. "Klar möchte ich gewinnen". sagt Frodeno im süditalienischen Ugento mit einem Lächeln auf den Lippen, "gewinnen ist immer am schönsten." Jedoch: Er weiß "noch gar nicht genau", ob er für die etwa vierfache Distanz geeignet ist.

Für die über acht Stunden dauernde Mammutleistung muss Frodeno, der seinen größten Triumph bei Olympia 2008 in Peking auf der Sprintdistanz feierte, seinen Trainingsplan komplett umstellen, seinen Körper effektivieren und den Radabschnitt stärker gewichten. Das alles erfordert Geduld.

Beim Ironman ist das Windschattenfahren auf der Radstrecke zudem strikt untersagt, wodurch die Aerodynamik eine größere Bedeutung bekommt. Für Frodeno ein Anlass zum Tüfteln: die Arme zusammen, den Sattel vor, den Lenker runter - Frodeno liebt sein eigenes, kleines "Formel-1-Auto, mit dem man spielen kann". Erschwert wird das Vorhaben durch die unberechenbaren Mumuku-Winde, die bis zu 80 Stundenkilometer schnell werden und schon so manche Sieghoffnung verweht haben.

Doch Frodenos Optimismus ist zu spüren. Und wenn er über den Mythos Hawaii spricht, gerät er geradezu ins Schwärmen. "Dieses Flair, diese Atmosphäre einzuatmen, war ein entscheidendes Erlebnis", berichtet Frodeno von seinem Besuch 2011. Gefallen haben ihm dort auch die Temperaturen, die im Rennen auf über 40 Grad Celsius steigen können. Während die meisten Menschen bei derartiger Hitze den Schatten suchen, läuft Frodeno zu Höchstform auf: "Dieses Schwitzen, dieses grenzwertige Element, das liegt mir, das gefällt mir."

Kein Olympia-Start 2016

Heiß wird es wohl auch bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro, doch einen Wechsel zurück zur olympischen Distanz schließt Frodeno praktisch aus. Die Jagd auf olympische Medaillen in Rio wird er wohl seiner Freundin überlassen, der Australierin Emma Snowsill, die 2008 ebenfalls Gold im Triathlon gewann.

Doch zunächst steht am Freitag die Hochzeit der Triathleten in der Toskana an, wenige Monate nach der Verlobung auf der Golden Gate Bridge. "Die Symbolik der Brücke ist vielleicht etwas abgenutzt, aber die Golden Gate Bridge", sagt Frodeno, "passt ja ganz gut zum Golden Couple." Auch die Zukunft des goldenen Paares soll golden sein.

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