Wetten, prassen, Geld verblasen

Geislingen. Eike Immel ist trotz Millionenverdiensten privat insolvent und musste nach geplatzten Anlagen und üppigem Lebenswandel ins Dschungelcamp und mit Bata Ilic über Lande touren. Rene Schnitzler verzockte Auto, Schmuck und zuletzt geliehenes Geld. In seiner heute erscheinenden Biografie erzählt auch Dietmar Hamann von exzessiven Sportwetten

Geislingen. Eike Immel ist trotz Millionenverdiensten privat insolvent und musste nach geplatzten Anlagen und üppigem Lebenswandel ins Dschungelcamp und mit Bata Ilic über Lande touren. Rene Schnitzler verzockte Auto, Schmuck und zuletzt geliehenes Geld. In seiner heute erscheinenden Biografie erzählt auch Dietmar Hamann von exzessiven Sportwetten. Viele Fußballprofis scheinen ihr Gehalt schneller zu verschleudern, als sie es verdienen.Andreas Buck, der 268 Bundesligaspiele für Stuttgart und Kaiserslautern absolviert hat, kennt die Probleme der Fußballer im Umgang mit den Millionen, die sie verdienen. Und versucht, sie als professioneller Berater zu lösen. "Der Bezug geht verloren", beschreibt Buck manche Profis. "Wenn ich 40 000 Euro netto im Monat habe, kann ich auch mal 20 000 raushauen. Es kommen ja nächsten Monat wieder 40 000 rein."

Der 44-jährige Schwabe versucht, den Profis von gestern und heute werthaltige Geldanlagen zu vermitteln, damit diese nach der Karriere nicht vor dem Nichts stehen. Buck betreibt von seinem Heimatort Geislingen aus eine Investmentberatung und zählt rund 50 ehemalige und aktuelle Bundesliga-Profis zu seinen Klienten, darunter Andreas Brehme und Giovane Elber. "Die Schwaben haben immer schon geschaut, dass das Geld im Hause bleibt", sagt Buck augenzwinkernd.

Die Gefahren, die vor allem, aber nicht nur jungen Profis begegnen, kennt Buck gut. "Es ist kein Geheimnis, dass gerne gezockt wird in der Branche", sagt er. Neben "Langeweile" und "Macho-Gehabe" sei auch Einsamkeit ein Grund: "Für viele ist es eine Ablenkung, um den Fußball aus dem Schädel rauszukriegen für eine Zeit", sagt Buck. "Es gibt ja keinen, dem man sich irgendwie mitteilen kann. Egal, ob bei privaten Problemen oder wenn man mit dem Druck nicht klarkommt. Im Kollegenkreis würde man eine Schwäche offenbaren."

Buck selbst hat sich bis auf eine Ausnahme vom Glücksspiel ferngehalten. Ein Casino hat er nur einmal betreten, während eines Trainingslagers zu Stuttgarter Zeiten. Am Roulette-Tisch waren alle Teamkameraden versammelt. "Ich wollte einfach mitspielen, habe auf Rot und auf Schwarz gleichzeitig gesetzt - und es kam die grüne Null! Das war ein Zeichen von ganz oben: Nie wieder", erzählt Buck.

Andere hielten es da anders. Schon als junger Bundesliga-Profi wurde er mit Glücksspielen um viel Geld im Mannschaftskreis konfrontiert: "In meinem ersten Jahr beim VfB Stuttgart habe ich erlebt, dass beim Würfeln hinten im Bus plötzlich locker mein Monatsverdienst im Pott war", sagt Buck. Damals sei es um 10 000 D-Mark gegangen, Anfang der 90er Jahre viel Geld. Beträge wie die 300 000 Euro, die Dietmar Hamann angeblich in einer Nacht verspielte, seien ihm aber nicht begegnet.

Ohnehin seien eher faule Investitionsmodelle dafür verantwortlich, dass einige Profis trotz Millionenverdienst pleitegingen. Viele vermeintliche Anlageberater seien nur auf den eigenen Vorteil aus, sagt Buck. Die Vorgehensweise sei meist die gleiche: "Sie stellen ein Geschäftsmodell vor, irgendwas, irgendeinen Schmarrn. Zum Beispiel eine vegetarische Burger-Kette - das floppt dann und der Spieler fängt von vorne an."

Den hohen Lebensstandard der Spieler sieht Buck dagegen nicht als problematisch - in Anbetracht der teils extremen Gehälter. "Das meiste Geld geht jeden Monat sicher für Haus, Auto und Klamotten drauf. Aber trotzdem: Wenn die Spieler den Fehler mit den falschen Anlagen nicht machen, reicht das trotzdem noch. Dicke."

Immer wieder wird Buck bei seiner Arbeit überrascht von Profis, die am Ende der Karriere jeden Cent brauchen, den die Berufsgenossenschaft für vergangene Verletzungen ausschüttet. "Spieler, bei denen man nie gedacht hätte, dass sie ein Problem bekommen könnten", sagt Buck. Wo das ganze Geld meist bleibt? Buck will es gar nicht wissen. dapd

"Wenn ich 40 000 Euro netto im Monat habe, kann ich auch mal 20 000 raushauen."

Andreas Buck über die Mentalität mancher Fußballprofis

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