Wernjajews Weltklasse-Tag bringt den Meister zu Fall

Dillingen · Die TG Saar turnte am Samstag den deutschen Meister Wetzgau mit 30:21 an die Wand. TG-Neuzugang Oleg Wernjajew präsentierte sich bei seiner Heimpremiere in Weltklasse-Form.

 Die Turner der TG Saar um Vereins-Chef Thorsten Michels (Dritter von rechts) bejubeln ihren Heimsieg gegen Wetzgau. Foto: Ruppenthal

Die Turner der TG Saar um Vereins-Chef Thorsten Michels (Dritter von rechts) bejubeln ihren Heimsieg gegen Wetzgau. Foto: Ruppenthal

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Glänzende Augen und ungläubiges Kopfschütteln waren am Samstag in der Kreissporthalle Dillingen keine Seltenheit. Mit 30:21 hatte die TG Saar den deutschen Meister TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau von den Geräten gefegt und eine beeindruckende Kunstturn-Gala präsentiert. Rund 300 begeisterte Zuschauer feierten die gelungene Heimpremiere ihrer Mannschaft in der Deutschen Turnliga (DTL) - und Oleg Wernjajew. Der ukrainische Neuzugang, der in dieser Saison das Ausländerstartrecht für die TG wahrnimmt, gewann bei seinem Debüt vor den eigenen Fans alle Duelle, erkämpfte 19 Punkte und schlüpfte zum zweiten Mal in Folge in das Trikot des Top-Scorers.

Die Turn-Show des 21 Jahre alten Ausnahmeathleten verblüffte alle - auch Teammitglieder und Experten. Thorsten Michels war sprachlos. "Was soll ich sagen? Es haben ja alle gesehen, dass der Junge eine Turn-Granate ist", sagte der TG-Vorsitzende. "Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Aber das ganze Team hat stark geturnt. Ich bin nur ein Teil davon", meinte Wernjajew bescheiden und dankte dem "tollen Publikum".

Schon nach dem ersten Duell gegen Helge Liebrich war klar, dass der junge TG-Athlet bei seinen Luftsprüngen die Gesetze der Physik ausgetrickst haben muss. Der Ausgangswert (6,5 Punkte) war so hoch, dass sich Wernjajew sogar einen Sturz beim Streck-Salto leisten konnte. Trotzdem holte er einen Punkt. Sein ganzes Können zeigte er an diesem Tag (noch) nicht, auch wenn alle Ausgangswerte im Sechser-Bereich lagen. "Ich habe versucht, meine Trainingsübungen stabil zu turnen, und wollte ein zu hohes Risiko vermeiden", erklärte Wernjajew.

Waldemar Eichorn hatte zuvor drei Punkte gewonnen. Zwei Duelle endeten Unentschieden, und so führte die Heimmannschaft nach dem ersten Gerät mit 4:0. Am Pauschenpferd baute die TG Saar die Führung auf 11:3 aus. Zur Pause lag der deutsche Meister von 2012 gegen mit 14:7 vorn. Ein klarer Vorsprung, aber Viktor Schweizer blieb wachsam. "Wir haben bei der KTV Obere Lahn so viele dumme Fehler gemacht. Ich hoffe, dass das nicht mehr passiert", sinnierte der TG-Saar-Trainer. Die unnötige 34:38-Schlappe beim Hambüchen-Club wurmte ihn immer noch.

Doch diesmal enttäuschten Eugen Spiridonov und Co. ihren Teamchef nicht. Obwohl die TG Saar an den Ringen (3:4), am Barren (4:7) und am Reck (6:7) verlor, hatte Wetzgau keine Chance. Für den Hingucker des Tages am TG-Paradegerät Sprung (6:0) sorgte Oleg Wernjajew. Wie ein 100-Meter-Spinter donnerte der Weltcup-Zweite dem Sprungtisch entgegen und zauberte einen Doppel-Salto vorwärts gehockt mit halber Drehung hoch in die Luft. Sein perfekter "Dragulescu" brachte drei Punkte. Mit 38 Punkten führt Wernjajew nun die DTL-Top-Scorer-Liste klar vor Fabian Hambüchen (31) an. "Das Einzelresultat ist nicht so wichtig. Ich kämpfe für den Erfolg der Mannschaft, die super geturnt hat", sagte der Ukrainer am Ende seines "abgespeckten" Programms. Und wie "fett" werden die Turn-Leckerbissen des Weltklasse-Athleten erst, wenn er alles zeigt?

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