Fußball-Bundesliga SV Werder will auch sportlich durchstarten

Bremen · Eine spontane Rede von Kapitän Max Kruse, eine Bilanz mit schwarzen Zahlen und ein Bremer Sportdirektor in Angriffslaune.

Die ersten der 283 stimmberechtigten Mitglieder drängten schon zur Garderobe, da ließ Sport-Geschäftsführer Frank Baumann plötzlich aufhorchen. „Am Wochenende werden wir wieder das gallische Dorf sein, das die römischen Truppen aus Bayern mächtig ärgert“, versprach der Ex-Nationalspieler dem Bremer Publikum mit für ihn ungewohnt kämpferischer Attitüde.

Langsam, ganz langsam will man an der Weser wieder an das europäische Fußballgeschäft heranrücken. Da käme am Samstag (15.30 Uhr/Sky) der erste Sieg seit mehr als einem Jahrzehnt gegen den taumelnden deutschen Rekordmeister aus München gerade recht. Er wäre ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zurück zu alter sportlicher Stärke.

Finanziell, davon konnte sich die Mitgliedschaft bei der Jahresversammlung am Montagabend überzeugen, ist die Wende an der Weser bereits vollzogen. „Es sind kleine schwarze Zahlen, aber natürlich müssen wir uns weiter anstrengen“, kommentierte Aufsichtsratsboss Marco Bode die Saisonbilanz 2017/2018 mit einem erwirtschafteten Überschuss von 500 000 Euro.

Was jedoch auf Dauer nicht reichen wird, um sich auch finanziell in der oberen Hälfte der Bundesliga-Tabelle zu etablieren. Schon jetzt musste eine Million Euro für den Fall zurückgelegt werden, dass die Norddeutschen gemeinsam mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) den Rechtsstreit mit der Bremer Innenbehörde über die Kostenübernahme bei Risikospielen verlieren sollten.

Auch deshalb bleibt der Verkauf des Stadionnamens, in welcher Form auch immer, ein Thema am Osterdeich. Der Umbau der Arena muss abbezahlt werden, „und wir sind nicht so auf Rosen gebettet, dass wir jedes Jahr ausgleichen können, dass der letzte entsprechende Vertrag ausgelaufen ist“, sagte Vorstandsboss Klaus Filbry.

Dass die Bremer Profis auch auf dem Rasen nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen wieder mit mehr Energie auftreten wollen, das versprach Mannschaftskapitän Max Kruse spontan und höchstpersönlich am Rednerpult, eine Premiere in der 119-jährigen Vereinsgeschichte. „Ich kann nicht versprechen, dass wir am Ende einen internationalen Platz belegen, aber wir werden alles dafür tun. Unser Plus ist der große Zusammenhalt der Mannschaft und der Fans“, sagte der Ex-Nationalspieler unter lautem Beifall. Zustimmung für diesen Auftritt erntete er auch von Bode: „Eine tolle spontane Aktion.“

Aber es gab auch Grenzen der Spontaneität. „Haste schon verlängert?“ Auf diese lautstarke Frage nach einem neuen Vertrag zwischen Kruse und dem Verein ging der zuletzt wegen seines Fitnesszustands kritisierte Stürmer nicht ein. Aber der Nutella-Fan setzte ein anderes Zeichen: Wie auch seine Teamkollegen verschmähte er demonstrativ die traditionell gereichten und alles andere als kalorienarmen Frikadellen.

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