Wer macht die Formel 1 nochmal spannend?

Istanbul. Sebastian Vettel und die Verfolger hoffen auf einen Befreiungsschlag, Spitzenreiter Jenson Button strebt den sechsten Streich an: Beim Großen Preis der Türkei fällt womöglich eine Vorentscheidung im bislang einseitigen Titelrennen

Istanbul. Sebastian Vettel und die Verfolger hoffen auf einen Befreiungsschlag, Spitzenreiter Jenson Button strebt den sechsten Streich an: Beim Großen Preis der Türkei fällt womöglich eine Vorentscheidung im bislang einseitigen Titelrennen. Gewinnt der alles in Grund und Boden fahrende Button im Brawn GP auch den siebten Formel-1-Saisonlauf, dürfte sein Solo zum Weltmeister-Titel nicht mehr zu stoppen sein. "Ich habe es immer genossen, in Istanbul zu fahren und freue mich auf das Rennen", kündigte der Brite der Konkurrenz den nächsten Niederschlag an.

Die deutsche WM-Hoffnung Vettel hält sich nach dem jüngsten herben Rückschlag durch den Unfall in Monte Carlo mit Prognosen für den Grand Prix am Sonntag (14 Uhr/RTL) vorsichtshalber zurück. "Ich bin kein Prophet. In der Türkei sollte es aber besser laufen als zuletzt", sagte der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim vor der Herausforderung des Rennens gegen den Uhrzeigersinn: "Wir haben ein sehr starkes Auto, die Vorzeichen stehen gut, aber wir stehen mit beiden Füßen auf dem Boden." Für Vettel geht es nach seinem selbst verschuldeten "Nuller" in Monaco in Istanbul quasi schon um die letzte WM-Chance. "Für uns wird es wichtig sein, ein gutes Resultat zu erzielen. Wir beabsichtigen, die Lücke zur Spitze zu verringern", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Vettel (23 Punkte) liegt als Gesamtdritter bereits 28 Zähler hinter dem führenden Briten (51). Selbst Rubens Barrichello (35) im zweiten Brawn-Mercedes scheint schon geschlagen - es sei denn, der souveräne Spitzenreiter fällt bald ein paar Mal aus. Button winken neben der kaum noch zu verspielenden WM jede Menge Rekorde. So wackeln beispielsweise Michael Schumachers Bestmarken "schnellster Titel-Triumph" (nach elf von 17 Rennen) und "meiste Saisonsiege" (13).

So weit voraus denkt Button jedoch nicht: "Die Saison ist noch lang. Da kann noch viel passieren." Und Team-Chef Ross Brawn warnt vor Überheblichkeit: "Wir wissen, dass die Konkurrenz in der Türkei sehr stark sein wird." Red Bull, in der Formel-1-Hierarchie die Nummer zwei, hat jedenfalls den bärenstarken "Brawnies" einen bedingungslosen Kampf auf dem 5,338 Kilometer langen Kurs angesagt. "Unser Ziel ist es, mit dem Team Brawn mitzuhalten, das bisher einen bemerkenswerten Lauf hatte", sagte Horner und erklärte zugleich Ferrari zum zweiten ernsthaften Herausforderer. "Ferrari wird am Wochenende die Schlüsselrolle spielen, weil das Team dieses Rennen in den vergangenen drei Jahren drei Mal gewann." Felipe Massa hatte im Vorjahr den Hattrick perfekt gemacht. Der Brasilianer hofft darauf, dieses Kunststück zu toppen und im Interesse aller Brawn-Widersacher zugleich für etwas mehr Spannung im langweiligen WM-Kampf zu sorgen. "Es wäre natürlich super, wenn ich hier ein viertes Mal siegen würde", sagte Massa.

Keine Sieg-Chancen haben die taumelnden Top-Teams McLaren-Mercedes und BMW-Sauber trotz etlicher technischer Neuerungen. "Die Strecke ist eine echte Herausforderung", sagte WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton, im Vorjahr in Istanbul Zweiter im Silberpfeil. BMW-Pilot Nick Heidfeld hofft inständig, "dass unsere schlechte Leistung von Monaco ein Ausreißer bleibt".

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