Dzsenifer Marozsan „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“

Cardiff · Die in Saarbrücken aufgewachsene Nationalspielerin hat mit Olympique Lyon die Champions League gewonnen.

 Dzsenifer Marozsan versucht hier im Finale der Champions League, an Sabrina Delannoy von Paris Saint-Germain vorbeizukommen. Die Saarbrückerin verwandelte den entscheidenden Strafstoß für Olympique Lyon im Elfmeterschießen. Zur Belohnung hat Lyons Präsident das Team nach St. Tropez eingeladen. Foto: Potts/dpa

Dzsenifer Marozsan versucht hier im Finale der Champions League, an Sabrina Delannoy von Paris Saint-Germain vorbeizukommen. Die Saarbrückerin verwandelte den entscheidenden Strafstoß für Olympique Lyon im Elfmeterschießen. Zur Belohnung hat Lyons Präsident das Team nach St. Tropez eingeladen. Foto: Potts/dpa

Foto: Potts/dpa

Besser hätte die Saison nicht verlaufen können: Gleich im ersten Jahr nach ihrem Wechsel vom 1. FFC Frankfurt zu Olympique Lyon hat Dzsenifer Marozsan das Triple gewonnen. Im Finale der Frauen-Champions-League verwandelte die Spielführerin der deutschen Nationalmannschaft am Donnerstagabend beim Elfmeterdrama gegen Paris St. Germain (7:6) den sechsten Elfmeter. Zudem bekam sie die Trophäe als "Spielerin des Spiels". Die in Saarbrücken aufgewachsene 25-Jährige sprach danach über das Spiel im Cardiff City Stadium und Warnsignale für den deutschen Frauenfußball.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn der weiblichen Königsklasse?

Dzsenifer Marozsan: Das ist großartig. Wir wussten, dass es nicht leicht wird - PSG hat ein tolles Team. Wir haben sie jetzt dreimal - in der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions League - bezwungen. Ich bin wirklich überglücklich, einen Teil dieser Geschichte geschrieben zu haben, zweimal Triple-Sieger zu werden. Jetzt geht es für uns ab nach St. Tropez, wo uns der Präsident hin eingeladen hat.

Warum haben Sie gegen PSG wieder - auch noch mit demselben Ergebnis wie im Pokalfinale - im Elfmeterschießen die Oberhand behalten?

Marozsan: Wir haben einige Elfmeter gut verwandelt, was für unsere starke Psyche spricht - und wir hatten auch ein wenig Glück. Aber insgesamt haben unsere Schützinnen überragend geschossen.

Sie haben vor der Ausführung sich mehrfach den Ball hingelegt, der weggerollt ist. Auch andere hatten Probleme. Was war da los?

Marozsan: Der Untergrund war hier definitiv nicht gut, zu tief und zu weich an dieser Stelle. Ich mag es nicht, wenn der Ball dann in einer Kuhle liegt.

Warum waren Sie eigentlich nicht unter den ersten fünf Schützinnen?

Marozsan: Ich muss nicht unbedingt unter den ersten Fünf sein. Das war schon im Pokalfinale so. Der Trainer (Gérard Prêcheur, Anm. d. Red.) hat eine feste Liste - mir macht das überhaupt nichts aus, dass ich da nicht draufstehe, ich bin ja erst seit dieser Saison da. Wenn ich danach gebraucht werde, bin ich da (lacht).

Spüren Sie Mitgefühl mit der polnischen PSG-Torhüterin Katarzyna Kiedrzynek, die 120 Minuten lang fehlerlos spielt und dann den entscheidenden Elfmeter vergibt, weil sie einfach antritt?

Marozsan: Für sie ist das sicherlich hart, aber so ist der Fußball. Ich hoffe, dass sie das in einigen Tagen wieder vergessen kann.

Hat Sie die Auszeichnung zur Spielerin des Spiels überrascht?

Marozsan: Ich habe das erst gar nicht mitbekommen, weil wir auf dem Rasen unser eigenes Wort nicht verstanden haben. Aber das macht mich natürlich stolz, obwohl der Erfolg der Mannschaft viel wichtiger ist.

War das französische Finale ein Warnsignal an die Bundesliga?

Marozsan: Ich habe nach meinem Wechsel oft zu hören bekommen, was ich in Frankreich wolle - die Liga sei doch zu schwach. Jetzt sage ich, dass es nur verdient war, dass zwei französische Teams im Finale standen. Es gibt viele unglaublich gute Spielerinnen. Auch wenn die Breite vielleicht noch nicht mit der Bundesliga mithalten kann, ist das Niveau in der Spitze sehr hoch.

Was heißt das denn für die EM im Sommer in den Niederlanden?

Marozsan: Für mich war Frankreich immer ganz oben angesiedelt, auch wenn sie als Nationalteam noch nie etwas gewonnen haben. Bei der EM werden sie eine gute Rolle spielen.

Wie hat Final-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus gepfiffen?

Marozsan: Sie hat das super gemacht. Sie ist die beste Schiedsrichterin in Deutschland, hat ihre Linie konstant durchgezogen. Ich finde wirklich gut, dass sie nächste Saison in der Männer-Bundesliga pfeifen darf. Das ist nur verdient.

Die Fragen stellte SZ-Mitarbeiter Frank Hellmann.

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