Wenn die Unterhosen zum Thema werden

Beaver Creek · Die deutschen Abfahrtsläufer werden bei der Weltmeisterschaft in Beaver Creek wohl keine Medaillen gewinnen. Aber sie erwecken immerhin den Eindruck, als wollten und könnten sie dies in absehbarer Zeit ändern.

Unterhosen sind kein Thema, über das dringend geredet werden müsste. Josef Ferstl und Klaus Brandner aber kommen jetzt nicht mehr daran vorbei. "Ja", sagt Ferstl, "wenn man mit einer Unterhose gut gefahren ist, zieht man sie nochmal an". Brandner sitzt daneben, windet sich vor Lachen und bestätigt dann leicht verlegen: "Man hat so seine Lieblingsunterwäsche."

Ferstl und Brandner sind zwei der drei deutschen Ski-Rennläufer, die bei der WM in Vail und Beaver Creek (bis 15. Februar) heute den Super-G bestreiten und am Samstag die Abfahrt. Dass sie nun über den Einfluss von Unterhosen reden, sagt einiges aus: Es gibt wieder ein paar deutsche Abfahrtsläufer. Sie müssen sich nicht schämen, bei der WM zu sein. Sie sind sportlich so respektabel unterwegs, dass sogar Banales gefragt wird. Und: Sie sind gut drauf.

Das war in der jüngeren Vergangenheit anders. Seit der sensationellen WM-Bronzemedaille von Florian Eckert 2001 in St. Anton waren deutsche Abfahrtsläufer entweder vom Verletzungspech gebeutelt - oder peinlich. Nun aber ist Aufbruchstimmung zu spüren. Und das hat mit zwei Männern zu tun: mit Cheftrainer Mathias Berthold und mit Abfahrtstrainer Christian Schwaiger. Der war Privattrainer von Maria Höfl-Riesch. Dass er etwas übernahm, das in den Augen von Alpin-Direktor Wolfgang Maier wie ein "Trümmerhaufen" aussah, erstaunt. Aber der Österreicher sagt: "Ich habe viele Athleten trainiert, da war die Grunderwartung: Sieg. Der Kick war jetzt: Ich baue mal wieder etwas auf."

Die deutschen Abfahrer ein "Kick"? Das klingt nach einem Hang zum Masochismus. Aber Berthold und Schwaiger ist es in wenigen Monaten gelungen, den Abfahrern ein neues Selbstwertgefühl zu vermitteln. Ferstl hat die interne WM-Norm erfüllt, Brandner und Andreas Sander, der Dritte im Bunde, haben sie knapp verpasst, aber Maier hat sie dennoch mitgenommen: "Wir bremsen die Leute jetzt nicht ein, sondern unterstützen ihre Entwicklung." Diese ist positiv. "Wir haben", sagt Ferstl, "den Reset-Knopf gedrückt". Sie werden keine Bäume ausreißen. Schwaiger sagt: "Das Ziel sind die Top 15. Wir sind noch nicht so weit zu sagen, wir fahren um eine Medaille mit." Aber der Glaube, dass sich daran was ändert, ist zurück.

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