Wenn die "Reißleine" gezogen wird

Saarbrücken. Die Liste der saarländischen Vereine, die in den zurückliegenden Jahren ein Insolvenzverfahren absolvieren mussten, um aus dem Zustand der Zahlungsunfähigkeit wieder herauszukommen, ist nicht gerade kurz

Saarbrücken. Die Liste der saarländischen Vereine, die in den zurückliegenden Jahren ein Insolvenzverfahren absolvieren mussten, um aus dem Zustand der Zahlungsunfähigkeit wieder herauszukommen, ist nicht gerade kurz. Meist waren es Steuer-Nachforderungen der Finanzbehörden und/oder Beitrags-Nachzahlungen an die Sozialversicherungsträger in beträchtlicher Höhe, mit denen die betroffenen Clubs konfrontiert wurden. Seit 1999 mussten der FC Homburg, Borussia Neunkirchen, der SV Saar 05 Saarbrücken, der FC Kutzhof, der VfR Saarbrücken und der TV Altenkessel die Dienste eines Insolvenzverwalters bemühen, um nach plötzlich aufgetauchten Geldforderungen eine akute, die Existenz bedrohende Krise zu überwinden. Daneben stellten in jüngster Zeit beispielsweise auch zwei saarländische Tennisclubs Insolvenzanträge: Der TC Rohrbach und der TC Haustadt konnten die Rechnungen für den fälligen Schuldendienst nicht mehr begleichen."Klassische Insolvenzfälle" entstehen nach einem ähnlichen Muster. Bei Kontrollen der zuständigen Ämter stellt sich heraus, dass von den Clubs Lohnsteuer nicht gezahlt und eigentlich fällige Sozialabgaben (für Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung) nicht geleistet wurden. Geschah das über mehrere Jahre, sahen sich die betroffenen Vereinsführungen plötzlich mit Nachzahlungs-Forderungen in sechs- oder gar siebenstelliger Höhe konfrontiert. In den oben genannten Fällen war dieses Loch in der Kasse nicht ohne weiteres abzudichten.Sanierer waren gefordert Dann half nur noch das Ziehen der "Reißleine". Und die Einsetzung eines Insolvenzverwalters, der die Finanzen sanieren musste, war nicht zu vermeiden. Der Verwalter versuchte dann jeweils mit Hilfe eines Insolvenzplanes, den Gläubigern zumindest einen Teil ihrer Außenstände zu garantieren. Im schlimmsten Fall könnte ein Sportverein sogar "liquidiert", also zwangsaufgelöst werden, was im Saarland jedoch bislang noch nicht passiert ist. Sportlich mussten allerdings einige Clubs als Folge der finanziellen Misswirtschaft kräftig Federn lassen - und einen neuen Start auf niedrigem Niveau versuchen. So treten etwa die Kicker des früheren Oberligisten FC Kutzhof heute in der Kreisliga B Lebach an. Der nach den Turbulenzen neu ins Amt gewählte Vorsitzende Joachim Jochum sagte im Mai 2007 zu seinen Beweggründen: "Wir haben kein Geld, aber wir haben einen wunderschönen Rasenplatz, auf dem es Spaß macht, Fußball zu spielen." In Kutzhof wird also weiter Fußball gespielt - nun ohne jegliche finanzielle Gegenleistungen. Aber da sich anderswo im Sport weiter viel ums Geld dreht, wird das leidige Thema wohl nicht von der Tagesordnung verschwinden. So erklärte der Insolvenzverwalter von Borussia Neunkirchen, Rechtsanwalt Günter Staab, im Jahr 2003 in einem SZ-Interview, dass seiner Ansicht nach viele Clubs finanziell über ihre Verhältnisse lebten. Weiter sagte er: "Wenn strenge Betriebsprüfungen durchgeführt werden, dann könnte es sicher noch andere Vereine erwischen." Staab behielt absolut Recht. Und möglicherweise muss sich schon bald der nächste Vereinsvorstand unangenehme Fragen wegen fahrlässig geführter Finanzen gefallen lassen. in

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