Wenn der Teamfrieden gestört ist

Montréal. In einem Rennstall und doch die größten Rivalen: Selten hat die Formel 1 so viele brisante Teamduelle erlebt wie in diesem Jahr. Vettel gegen Webber, Button gegen Hamilton, Alonso gegen Massa, Schumacher gegen Rosberg - in den vier führenden Teams von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes herrscht ein angespanntes Betriebsklima

Montréal. In einem Rennstall und doch die größten Rivalen: Selten hat die Formel 1 so viele brisante Teamduelle erlebt wie in diesem Jahr. Vettel gegen Webber, Button gegen Hamilton, Alonso gegen Massa, Schumacher gegen Rosberg - in den vier führenden Teams von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes herrscht ein angespanntes Betriebsklima.

Schon beim Großen Preis von Kanada am Sonntag in Montréal droht die nächste Eskalationsstufe. Schon lange gab es nicht mehr so viele Titelkandidaten. Doch wer um die WM-Krone mitfahren will, muss zunächst einmal den Teamkontrahenten besiegen. "Teamkollegen können keine Freunde sein" - Niki Laudas Worte gelten heute mehr denn je.

Manchem Verantwortlichen in den Rennställen können die Duelle nur recht sein. Reibung erzeugt Energie. Daher weist niemand einem seiner Fahrer öffentlich den Nummer-eins-Status zu. Beispiel Red Bull: "Wir haben intern diskutiert, dass kein Fahrer in irgendeiner Weise bevorzugt wird", sagte Sebastian Vettel in der BBC wenige Tage nach dem Versöhnungstreffen mit Mark Webber wegen ihres Unfalls von Istanbul. Doch längst wird darüber spekuliert, dass der 22 Jahre alte Deutsche besser ins Marketingkonzept des Energydrink-Herstellers und Team-Namensgebers passt als der elf Jahre ältere Webber. Doch statt Vettels Schattenmann zu sein, ärgert Webber den Heppenheimer als WM-Führender, Vettel ist nur Fünfter.

Auch bei McLaren brennt die Lunte. Die beiden Profiteure der stümperhaften Kollision von Vettel und Webber in der Türkei hätten sich beinahe ebenfalls von der Piste gerammt: Lewis Hamilton war alles andere als "amused", dass ihm sein britischer Landsmann Jenson Button mit einem beherzten Angriff beinahe noch den Sieg in der Türkei vermasselt hätte. Besonders brisant: Beim Rennen am Sonntag dürfen sich Button (88 Punkte) und Hamilton (84) als Zweiter und Dritter Hoffnungen machen,Webber (93) von der WM-Spitze zu verdrängen. Ihr McLaren-Dienstwagen passt zum "Circuit Gilles Villeneuve" mit seinen langen Geraden und engen Kurven.

Verschwörungstheorien haben derzeit Hochkonjunktur bei Mercedes GP. Angeblich werde der 41-jährige Michael Schumacher seinem 17 Jahre jüngeren Teamkollegen Nico Rosberg bevorzugt. Auch der vor einem Monat runderneuerte Silberpfeil passe besser zu dem Rückkehrer als zu Rosberg. Das Ergebnis: Schumacher holte in den letzten drei Rennen 24, Rosberg 16 Zähler. Im Gesamtklassement steht der Jungstar mit 66 Punkten als Achter allerdings einen Platz vor dem PS-Senior (34). Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug betont, dass bei Mercedes alle Fahrer gleich behandelt werden.

Schumachers Ex-Team Ferrari setzt vor allem auf Fernando Alonso. Doch Felipe Massa gibt sich längst nicht gegen den momentanen WM-Vierten aus Spanien geschlagen. Anders als der zweimalige Weltmeister hat der Brasilianer in allen Rennen Punkte geholt. Dass sich Alonso dennoch als Nummer eins sieht, zeigte er in China. In der Boxeneinfahrt bremste er Massa aus. dpa

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