Wenn der Schiedsrichter Rot sieht

Gelsenkirchen · Sportlich bot das Revierderby wenig, dafür aber viel Kurioses. Mittendrin: ein Maskottchen und ein Maskenmann.

Als am Ende des 172. Revierderbys zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund die Emotionen doch noch überkochten, sah Schiedsrichter Felix Zwayer rot. Nicht weil die wütenden Schalker sich lautstark über einen verweigerten Handelfmeter beschwerten, sondern weil plötzlich das königsblaue Maskottchen "Ährwin" vor ihm auftauchte und ihm die Rote Karte vor die Nase hielt.

Der plüschige Glücksbringer hatte die Karte auf dem Rasen gefunden und dachte, Zwayer habe sie verloren. Hatte der Unparteiische aber gar nicht, weshalb er im Tohuwabohu um ein BVB-Handspiel in der Nachspielzeit pikiert reagierte. Und "Ährwin" musste feststellen, dass Schiedsrichter offenbar keinen Spaß verstehen. Bei Sky forderte Ex-Schiri Peter Gagelmann jedenfalls gleich "einen Sonderbericht" ein. "Das Maskottchen stellt den Schiedsrichter vor allen Zuschauern bloß. Das geht gar nicht", wetterte der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer und forderte einen Innenraum-Ausschluss für Holger Becker. Der steckt im Kostüm von "Ährwin".

Schalke-Manager Christian Heidel verstand dagegen die Aufregung nicht: "Man sollte da mal die Kirche im Dorf lassen. Ich hoffe nicht, dass wir zum Lachen in den Keller gehen müssen", fand er.

Auslöser der ganzen Diskussionen nach dem Abpfiff war ein nicht gegebener Elfmeter. Zwayer verweigerte den Schalkern den Strafstoß, der ihnen nach einer lange Zeit enttäuschenden Leistung doch noch die Chance zum Derbysieg geboten hätte. "Ich habe von keinem einzigen gehört, der gesagt hat: Das war nichts", wetterte Heidel. Auch Gagelmann konnte die Empörung der Königsblauen verstehen. "Der Arm ist hoch, die Hand geht Richtung Ball - das ist ein klarer Strafstoß", erklärte er. Nur BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke widersprach: "Das war keine Absicht, es war wie beim Pingpong." Der Ball war Bartra vom rechten Fuß an die ausgestreckte linke Hand gesprungen. Für Zwayer "eine Situation, die diskutabel bleibt".

Dass im Tohuwabohu nach dem Schlusspfiff auch noch das Maskottchen mitmischte, fand Zwayer "in dem Moment unter Anspannung nicht so lustig - morgen wird es dann vielleicht schon amüsanter". Ob es zu einer Verhandlung und möglichen Strafe für Erwin kommt, ist noch offen.

Zuvor hatte schon ein anderer Kostümierter für Aufregung gesorgt. Pierre-Emerick Aubameyang hatte sich nach seinem 24. Saisontor zur verdienten Dortmunder Führung (53.) wieder mal eine Maske übergezogen. Diesmal war es ein Werbegag für seinen Sponsor Nike. "Darüber werden wir noch reden", ärgerte sich sein Boss Watzke. Nike ist Konkurrent des BVB-Ausrüsters Puma. Zudem hatte sich Aubameyang zu früh gefreut. Nachdem er vier Minuten später die Riesenchance zum 2:0 vergeben hatte, glich Schalkes starker Derby-Debütant Thilo Kehrer mit seinem ersten Bundesliga-Treffer aus (77.).

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