Wenn das Bundesliga-Trikot winkt

Saarbrücken. Im Sommer 2008 verließen sieben Nachwuchsspieler den 1. FC Saarbrücken. In diesem Sommer sind es neun. Mindestens. Es könnten noch welche folgen. Bundesliga-Clubs locken Jugendfußballer von der Saar. Björn Recktenwald soll zur TSG Hoffenheim, Patrick Schmidt zum VfB Stuttgart. Kenneth Berto zieht es zum SC Freiburg, Sascha Simon zum 1

Saarbrücken. Im Sommer 2008 verließen sieben Nachwuchsspieler den 1. FC Saarbrücken. In diesem Sommer sind es neun. Mindestens. Es könnten noch welche folgen. Bundesliga-Clubs locken Jugendfußballer von der Saar. Björn Recktenwald soll zur TSG Hoffenheim, Patrick Schmidt zum VfB Stuttgart. Kenneth Berto zieht es zum SC Freiburg, Sascha Simon zum 1. FC Kaiserslautern, Yannick Nonnweiler nach Karlsruhe und der 1. FC Nürnberg holt Florian Ballas, Martin Rymer, Niklas Holzweissig und Tom Abadijew. "Wenn große Namen locken", sagt Harald Ebertz, "fällt es offenbar schwer, zu widerstehen." Der Vize-Präsident, der die U17 des FCS 2007 in die Bundesliga und die U19 in den beiden darauf folgenden Jahren zu zwei Regionalliga-Meisterschaften führte, sieht bei frühen Wechseln Risiken: "Wenn ein Spieler in dem jungen Alter sein familiäres und schulisches Umfeld, seinen Freundeskreis aufgibt, bleibt nur zu wünschen, dass sich Erwartungen und Hoffnungen der Spieler erfüllen. Leider gab es in der Vergangenheit zu viele negative Beispiele." Natürlich, sagt er, hätte er gerne den einen oder anderen behalten, weiterentwickelt und bei entsprechender Leistungsstärke in die erste Mannschaft eingebaut.

Jörg Daniel, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für das Talentförderprogramm zuständig, sagte kürzlich: "Wenn jemand von einem 15 oder 16-Jährigen behauptet, dass er Profi wird, muss er Hellseher sein." Zu viele Aspekte spielten da eine Rolle. Fakt ist, dass die Liste der Abgänge Jahr für Jahr länger wird. Kann der FCS nichts dagegen tun? "Wir arbeiten an der Verbesserung unserer Bedingungen und damit an der Verbesserung unserer Ausbildung. Angestrebt wird die Einrichtung eines durch den DFB anerkannten Leistungszentrums, denn das ist eine Voraussetzung für die Anerkennung einer Eliteschule des Fußballs für Junioren." Eine Ausbildung, die in Leistungszentren der Bundesligisten nicht besser sein muss. Deren Nachwuchs-Mannschaften streben nach Titeln, sind eine Auslese der Besten. Werden bei Spielern Defizite festgestellt, werden sie ersetzt. Ebertz sagt: "Es liegt mir fern, die Arbeit der anderen Clubs zu kritisieren. Aber wer in unseren Jugendmannschaften Leistungsträger ist, übernimmt in der Regel auch Führungsaufgaben. Es erfolgt also auch eine andere Persönlichkeits-Entwicklung als in Nachwuchs-Mannschaften der Bundesliga-Vereine. Leider zählen unsere Argumente nur wenig, wenn Vereine mit einem Bundesliga-Trikot winken."

In jedem Fall hält es Ebertz für wichtig, dass ein guter Übergang vom Jugend- in den Aktivenbereich geschafft wird. "Ob das in den Vereinen gelingt, zu denen unsere Jugendspieler gewechselt sind oder jetzt wechseln werden, bleibt abzuwarten. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie viele der 16 Spieler, die uns verlassen haben, nach ihrer Jugendzeit tatsächlich in der Bundesliga auftauchen. Wirklich beschäftigen werden wir uns aber vor allem mit der Ausbildung der Spieler, die auch in Zukunft für den FCS spielen." Hajrullah Muni, der 2008 vom FCS in die A-Jugend des MSV Duisburg wechselte, spielt kommende Saison beim Oberligisten Wattenscheid 09. Tobias Penth war nach sechs Monaten beim VfL Wolfsburg zum FCS zurückgekehrt. < wird fortgesetzt

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