Weniger ist manchmal mehr

Rom. Auf ihrer Homepage hält Jelena Isinbajewa noch Winterschlaf. Doch heute will die beste Stabhochspringerin der Welt hellwach in die Saison starten - deutlich später als eigentlich alle anderen Leichtathleten weltweit. Aber Isinbajewa stört das nicht

 Die Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa hat mit 26 Jahren schon alles gewonnen, was man gewinnen kann. Ihr Ehrgeiz hat sich dadurch offenbar nicht verändert. Foto: dpa

Die Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa hat mit 26 Jahren schon alles gewonnen, was man gewinnen kann. Ihr Ehrgeiz hat sich dadurch offenbar nicht verändert. Foto: dpa

Rom. Auf ihrer Homepage hält Jelena Isinbajewa noch Winterschlaf. Doch heute will die beste Stabhochspringerin der Welt hellwach in die Saison starten - deutlich später als eigentlich alle anderen Leichtathleten weltweit. Aber Isinbajewa stört das nicht. Beim Golden-League-Meeting in Rom hat die 26 Jahre alte Russin quasi ein Heimspiel: Derzeit lebt und trainiert die Olympiasiegerin mit ihrem Coach Vitali Petrow im italienischen Formia. Bei der "Golden Gala" im Stadio Olimpico will sie dem Himmel wieder rund fünf Meter näher kommen.

Vier Wettkämpfe vor Peking

Genau 40 Tage vor dem olympischen Finale beginnt für Jelena Isinbajewa in der "Ewigen Stadt" der Countdown für Peking. "Dieses Jahr ist sehr bedeutsam für mich. Ich hoffe, es wird ein unvergessliches Jahr. Im Sommer mache ich nicht so viele Wettkämpfe, meine Höchstform will ich in Peking erreichen", meinte Isinbajewa, die ihren letzten Wettkampf am 8. März in Valencia bestritten hatte: WM-Gold in der Halle. "Sie ist körperlich und psychisch besser in Form als vor einem Jahr. Wenn Geist und Körper harmonieren, dürfte bei den Spielen in Peking alles glatt laufen", meinte Petrow. "Es wird neue Freiluft-Rekorde geben. Daran habe ich keinen Zweifel."

Offenbar hat der erfahrene Coach im Wintertraining neue Erkenntnisse gewonnen, denn sowohl 2006 als auch 2007 war Isinbajewa zehn Zentimeter von ihrem Weltrekord (5,01 Meter aus dem Jahr 2005) entfernt. Vier Chancen hat die Überfliegerin aus Wolgograd bis zum Olympia-Start noch, um die Konkurrenz zu beeindrucken: Nach Rom startet sie in Stockholm (22. Juli), in London (26. Juli) und in Monte Carlo (29. Juli). Dass sie in der technisch anspruchsvollen Disziplin Stabhochsprung bereits mit 26 Jahren alles gewonnen hat, verdankt sie nicht nur ihrem Talent, sondern wohl auch den Genen: Eigentlich wollte die Russin Turnerin werden, doch als 15-Jährige war sie mit 1,74 Metern Körpergröße schon viel zu groß für Salti, Schrauben und rasante Sprungfolgen. Also meisterte Jelena Gadschijewna Isinbajewa den heikelsten Seitensprung ihres Lebens - zur Leichtathletik. 21 Weltrekorde (elf Freiluft-Rekorde, zehn in der Halle) hat die Welt- und Europameisterin von 2003 bis 2008 gesammelt. Noch 14 fehlen ihr, um mit ihrem großen Vorbild und Mentor Sergej Bubka (Ukraine) gleichzuziehen.

Bis Olympia 2012 aktiv

Eilig hat es die "Kosmonautin" aus der Heldenstadt Wolgograd damit nicht. Es sei ausgemachte Sache, verriet Trainer Petrow unlängst dem "Sport-Express", dass sie "auf jeden Fall noch bis zu den Olympischen Spielen 2012 weitermacht". Vielleicht trägt sie dann auch die russische Fahne ins Stadion, was sie diesmal dankend abgelehnt hat. Dies störe ihre Vorbereitung, denn die Eröffnungsfeier (8. August) steigt schon eine Woche vor Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe. "Außerdem ist die Fahne sehr schwer", erklärte Isinbajewa. "Die sollte definitiv ein Mann tragen."

Ihr Trainer Petrow verfolgt die Szene weltweit - und nicht nur bei den Frauen. Kürzlich kritisierte er "Vielflieger" Tim Lobinger. Der deutsche Stabhochsprung-Rekordhalter und Olympia-Starter, habe Petrow gehört, soll in einer Sommersaison mal 44 Wettkämpfe absolviert haben. "Er ist also jeden zweiten Tag gesprungen, praktisch ohne zu trainieren", meinte der Coach. "Wie kann man sich so noch verbessern?" dpa

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