Weniger Geld für Ablösesummen, mehr für die Sicherheit

Göhren-Lebbin. Nach neuerlichen Gewaltausbrüchen in und um Stadien wollen die Innenminister von Verbänden und Vereinen Taten sehen. "Der Kuschelkurs muss vorbei sein", forderte der niedersächsische Amtsinhaber Uwe Schünemann am Freitag bei der Innenministerkonferenz in Göhren-Lebbin

Göhren-Lebbin. Nach neuerlichen Gewaltausbrüchen in und um Stadien wollen die Innenminister von Verbänden und Vereinen Taten sehen. "Der Kuschelkurs muss vorbei sein", forderte der niedersächsische Amtsinhaber Uwe Schünemann am Freitag bei der Innenministerkonferenz in Göhren-Lebbin. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kündigte ein Treffen mit Deutschem Fußball-Bund und Deutscher Fußball-Liga vor Saisonstart an. Sollte in der neuen Spielzeit keine Besserung eintreten, bleibe die Abschaffung der Stehplätze eine Option. Auch eine Beteiligung der Vereine und Verbände an Kosten für Polizei-Einsätze schließen die Minister nicht aus. Sie verlangen ein Vorgehen der Clubs gegen gewalttätige Fans und verstärkte Videoüberwachung, um diese besser identifizieren zu können. Der Einsatz von Gesichtsscannern, mit deren Hilfe Gewalttäter erkannt und vom Stadionzutritt abgehalten werden sollten, ist vom Tisch.Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier beziffert die Zahl der gewaltbereiten Chaoten auf 15 000 mit einem harten Kern von 2500: "Diese Chaoten gefährden nicht nur die Sicherheit der friedlichen Fans, sie bringen auch den Fußball in Verruf." Sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Ralf Jäger ermahnte die Clubs, Bußgelder gegen Fans zu verhängen, die etwa im Stadion Leuchtraketen abfeuern: "Es muss eine klare Positionierung gegen Gewalt geben. Die Kultur des Wegschauens muss ein Ende haben." Er forderte zudem mehr Geld für gewaltvorbeugende Fanprojekte. Durch den Verkauf der TV-Rechte würden mehr als 600 Millionen Euro zusätzlich in die Kassen der Vereine fließen: "Einen Teil sollten sie für mehr Sicherheit ihrer Fans ausgeben und dafür weniger für Ablösesummen." Als Größenordnung nannte er ein Prozent der Summe. Mit sechs Millionen Euro könnten die bislang zu zwei Dritteln mit Steuergeld unterstützten 51 Fanprojekte der Profi-Ligen ganz finanziert werden. Kommunen und Länder könnten dann ihren Anteil für Projekte im Amateur-Bereich einsetzen, denn auch in den unteren Ligen greife die Gewalt um sich. dpa

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