Eisschnelllauf Abwärtstrend ist kaum zu stoppen

Inzell · Am heutigen Donnerstag startet die Heim-WM der Eisschnellläufer in Inzell.

 Routinier Patrick Beckert will bei der Heim-WM der Eisschnellläufer in Inzell überraschen.

Routinier Patrick Beckert will bei der Heim-WM der Eisschnellläufer in Inzell überraschen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Null Medaillen bei Olympia, kein Podestplatz in diesem Weltcup-Winter. Dazu eine Claudia Pechstein, die nach ihrer jüngsten juristischen Niederlage mit viel Wut im Bauch ihre geplanten vier WM-Starts infrage stellt. Die Ausgangsposition für die deutschen Eisschnellläufer ist vor den am heutigen Donnerstag in Inzell beginnenden Heim-Weltmeisterschaften nicht gerade rosig.

Erst unmittelbar vor dem ersten Start will Pechstein bekanntgeben, ob sie gänzlich auf ihre Teilnahme an den Titelkämpfen verzichtet. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hatte entschieden, ihre Klage nicht neu aufzurollen, mit der sie die Unabhängigkeit des Sportgerichtshofes CAS infrage stellte. Sie wisse nach diesem „Tiefschlag“ noch nicht, ob sie „trotz des mir widerfahrenen Unrechts über genügend Kraft verfüge, meine Bestleistung abrufen zu können“, teilte Pechstein frustriert mit. „Ihr Kampf wird damit nicht einfacher“, sagte Sportdirektor Matthias Kulik, der natürlich hofft, dass sich Pechstein doch noch zu WM-Starts durchringen wird.

Die Hoffnungen im mit neun Sportlern kleinsten deutschen Team der WM-Geschichte tragen in Inzell zwei andere Routiniers. Nico Ihle (33) und Patrick Beckert (28) wollen das erreichen, was ihnen schon bei der WM 2017 im Olympia-Ort Gangneung gelang: ein kleines Wunder. Nämlich Medaillen, auf die diesmal niemand spekulieren kann. „Wir haben keine Medaillenvorgabe. Alle sollen ihre persönlichen Ziele umsetzen, und falls sie diese nicht erreichen, die richtigen Konsequenzen ziehen“, sagte Kulik.

Als Lichtblick des Winters gilt Joel Dufter. Der 23-jährige Inzeller gehörte zwar im Vorjahr schon zum Olympia-Team, stieß aber erst in diesem Winter mit zwei sechsten Plätzen über 1000 Meter in die Weltspitze vor. „Das gemeinsame Training mit ihm bringt uns beide voran“, urteilte Nico Ihle. Das freut auch den Sportdirektor, der kein Freund der „Insellösungen“ – des alleinigen Trainings der Top-Athleten an ihren Heimatorten – ist. „Schön, dass beide zueinander gefunden haben“, sagte Kulik.

Offenkundig wird in Inzell erneut, dass es den Deutschen seit Jahren an gutem Nachwuchs fehlt. „Bestimmte Jahrgänge gibt es bei den Damen gar nicht“, musste Präsidentin Stefanie Teeuwen nach ihrer Amtsübernahme 2016 konstatieren. Einzige Zukunfts-Hoffnung ist die 16-jährige Victoria Stirnemann, die als B-Jugendliche auf den kürzeren Strecken sogar schneller ist als ihre Mutter in diesem Alter. Gunda Niemann-Stirnemann ist mit 19 Titeln noch immer Rekordweltmeisterin, kann in Inzell aber von der Niederländerin Ireen Wüst (18) abgelöst werden.

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