Wellers Streben nach dem DurchschnittDie Stadion-Diskussion geht in die nächste Runde"Super-Mario" diskutiert mit Ferner und Erhardt

Saarbrücken. "Die Chancen stehen 50 zu 50", sagt Dieter Weller. Der Schatzmeister des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken ist Steuerberater und beim Tabellenzweiten seit knapp zehn Jahren im Amt. Mal in der Zweiten Liga, derzeit in der Regionalliga, in der Oberliga und kommende Saison vielleicht in der Dritten Liga. 50:50 eben

Saarbrücken. "Die Chancen stehen 50 zu 50", sagt Dieter Weller. Der Schatzmeister des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken ist Steuerberater und beim Tabellenzweiten seit knapp zehn Jahren im Amt. Mal in der Zweiten Liga, derzeit in der Regionalliga, in der Oberliga und kommende Saison vielleicht in der Dritten Liga. 50:50 eben. Dass der Verein als Aufsteiger überhaupt die Chance hat, wieder aufzusteigen, ist aus seiner Sicht aber nur bedingt schön. Denn er muss nun zweigleisig die Finanzen planen.

Die Lizenzierungsunterlagen, die er bis zum 30. März, 15.30 Uhr, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) abgeben muss, sind mannigfaltig - und füllen zwei dicke Ordner bis zum Anschlag: Plan-, Gewinn- und Verlustrechnungen für die zweite Hälfte des laufenden Spieljahres (1. Januar bis 30 Juni 2010), für die kommende Spielzeit (1. Juli bis 30. Juni 2011), dazu Bilanzen aus dem vergangenen Jahr, Bericht eines Wirtschaftsprüfers, die Auflistung der technischen Voraussetzungen.

"Das ist jetzt die elfte Lizenzierung, die ich mache", sagt Weller und erklärt, dass die vom DFB geforderten Bilanzen, wesentlich "feingliedriger" seien, als die von normalen Wirtschaftsunternehmen: "Sie sind sehr aufwändig zu erstellen, haben aber den Vorteil, ein Gebilde wie einen Verein planbar zu machen." 110 Seiten stark ist das Dokument mit den Anforderungen des DFB an die Vereine. Ende Februar wird Weller mit den Unterlagen fertig sein. "Früher geht auch nicht, da wir bis zuletzt Sponsoren suchen", die der FCS noch in seine Bilanzen schreiben kann.

Runde 2,5 Millionen Euro beträgt der Etat des 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga. Laut eines Saisonreports des DFB liegt dieser Etat im oberen Drittel der Regionalligisten. Der durchschnittliche Etat eines Regionalligisten liegt bei 1,714 Millionen Euro. Dieser setzt sich (durchschnittlich) wie folgt zusammen: 948 000 Euro Sponsorengeld, 90 000 Euro Fernsehgeld, 355 000 Euro sonstige Erträge und 321 000 Euro Zuschauereinnahmen.

Nimmt sich der Interessierte nun alle Saisonreporte des DFB vor und schaut sich den Zusammenhang zwischen Etat und Abschlusstabellenplatz an, kommt er zum Schluss, dass die Vereine mit den größten Etats zum Ende der Saison auch oben stehen. Zu mehr als 90 Prozent. So gesehen, war das Saisonziel des FCS mit dem Nichtabstieg ein bescheidenes. Oder wie Weller sagt: "Geld schießt zwar keine Tore, aber es bereitet sie vor."

Der durchschnittliche Etat liegt nun bei 4,781 Millionen Euro in Liga drei. Laut Report eine durchaus erfolgreiche Liga, die nun in der zweiten Saison ist. Durch die regelmäßige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender verfehlte die Dritte Liga mit insgesamt 796 Millionen Zuschauern die Reichweite der Zweiten Bundesliga (866 Millionen) nur knapp - und macht sich so auch für Sponsoren interessant. Das Fernsehgeld steigt wohl auch daher zur aktuellen Saison durch den neuen Gesamtvertrag des DFB mit Sport A, dem Rechtevermarkter von ARD und ZDF, pro Club von 600 000 auf 800 000 Euro.

Trotz aller Steigerungen erzielten die Drittliga-Clubs im Durchschnitt laut Report ein negatives Jahresergebnis von 385 000 Euro. Lediglich drei Clubs vermeldeten ein positives Jahresergebnis. Dennoch ist diese Liga wesentlich lukrativer und attraktiver als die Regionalliga. In der kommenden Saison rechnet Weller mit einer Steigerung der Fernsehgelder bis zu "einer Million Euro". Und so kommt Weller nach ersten Vorabrechnungen auf etwas mehr als drei Millionen Euro Etat für die vermeintliche Saison in Liga drei. Dies würde bedeuten, dass der FCS etwa eine Million weniger zur Verfügung hat als der Durchschnitt. Was laut den Statistiken des DFB den FCS wiederum zu einem Abstiegskandidaten machen wird.

Dass die Sponsorensuche im strukturschwachen Saarland schwierig ist, bestätigt der 46-jährige Weller, ist sich aber sicher, den Etat noch etwas in die Höhe schrauben zu können. Und da stünden die Chancen besser als 50:50.Saarbrücken. Das neue Stadion ist wieder in der Diskussion. Dabei war nach dem letzten Treffen von Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) und Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) Anfang Dezember des vergangenen Jahres die Sprachregelung eine klare: Ein neues Stadion wird es nur geben, wenn ein Großinvestor große Teile der Finanzierung übernimmt. Kein Investor, kein Stadion. Dies ist nun laut eines Berichtes der "Bild"-Zeitung (Dienstagsausgabe) wiederum anders: Dort wird FDP-Fraktionschef Horst Hinschberger, der auch Präsident des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken ist, wie folgt zitiert: "Das Projekt ist für Stadt und Land so wichtig, dass wir es nicht von einem privaten Geldgeber abhängig machen können." Der Koalitionsausschuss habe ebenso beschlossen, das Stadion in die "Prioritätsstufe I einzuordnen", sagte Hinschberger.

Dass der Artikel den Eigentümer des Ludwigsparkstadions, die Stadt Saarbrücken, finanziell in die Pflicht nimmt, stieß gestern jedoch mächtig auf. So erklärte Charlotte Britz in einer Mitteilung: "Ich muss aus der Zeitung erfahren, dass die Koalition angeblich plant, unseren Ludwigspark auf unserem Gelände abzureißen, darauf ein neues Stadion zu bauen und wir das auch noch bezahlen sollen. Ein solches Vorgehen ist unseriös und dem Bürger nicht mehr zu vermitteln. Über solche Pläne sollte man vorab mit dem Eigentümer sprechen." Die Verwaltungs-Chefin weiter: "Wir hätten auch gerne ein neues Stadion für den 1. FC Saarbrücken, das steht außer Frage." Dass die Stadt dafür zahlen soll, ist für Britz aber ein Unding. "Wir diskutieren in Saarbrücken derzeit Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen. Und mitten in diese Spardiskussion platzt die Landesregierung mit dem Beschluss, dass es im Saarland ein bundesligataugliches Fußballstadion geben soll. Dieses Vorgehen ist nicht fair gegenüber den Anhängern des FCS. Das Vorhaben Stadion-Neubau wird so nur zerredet und zerstört das Vertrauen in die Politik", erklärte Britz.

Hinschberger relativierte gestern die Aussagen des Artikels: "Ich kann ja nicht über den Haushalt der Stadt Saarbrücken bestimmen. Dass die Stadt zahlen soll, wollte ich nie zum Ausdruck bringen. Wir wollen zunächst politisch den Weg ebnen - und dann mit dem Eigentümer sprechen." Der Koalitionsausschuss schickte ebenso eine Pressemeldung heraus, die bestätigt, dass er sich darauf verständigt habe, "dass es ein bundesligataugliches Fußballstadion im Saarland geben soll" und "dass das Land weder Bauherr noch Betreiber einer solchen Fußballarena sein kann".

Die Koalitionsvereinbarung aus dem vergangenen Jahr, die Stadt zu unterstützen, steht ebenso drin. Über die Finanzierung steht nichts drin, ein Zeitplan fehlt auch. Doch gerade der Satz, dass die Arena "im Saarland" gebaut werden soll, kann stutzig machen. Ein Bekenntnis zum Standort Saarbrücken liest sich anders. Die Frage, ob sie auch woanders stehen könnte, ist für Hinschberger "eine gute. Aber natürlich bevorzugen wir Saarbrücken". Außerdem: "Das Hin und Her zwischen Stadt und Land nervt", sagte Hinschberger. Zielbringend scheint es jedenfalls nicht zu sein.kip

Saarbrücken. "Eigentlich bin ich ein Supertyp. Aber ich kann wohl auch ein richtiger Arsch sein!" Das sagt Mario Basler über Mario Basler. Der Champions-League-Finalist von 1999 - Bayern München verlor in Barcelona ein denkwürdiges Spiel gegen Manchester United nach der Führung durch Basler in der Schlussphase durch Tore innerhalb von 102 Sekunden mit 1:2 - ist zu Gast bei der Saarbrücker Zeitung. Der schlitzohrige Trainer des Fußball-Regionalligisten Eintracht Trier ist immer für einen lockeren Spruch gut.

"Super-Mario" diskutiert am Mittwoch, 3. Februar, 19 Uhr, im SZ-Forum in Saarbrücken mit den Trainerkollegen Dieter Ferner vom 1. FC Saarbrücken und Günter Erhardt von der SV Elversberg - und anschließend in einer Fragerunde mit Ihnen.

Einlass zu der Podiumsdiskussion ist um 18.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Kapazität im SZ-Forum ist begrenzt, daher ist eine Anmeldung erforderlich. Anmeldung mit Name, Adresse, Telefonnummer, Teilnehmerzahl (maximal vier) per E-Mail an die Adresse sport@sz-sb.de oder per Fax an (06 81) 502 22 69.

Für die Teilnahme entscheidend ist der Eingang Ihrer Anmeldung. mak "Geld schießt zwar keine Tore, aber es bereitet sie vor."

Dieter Weller,

Schatzmeister

des 1. FC Saarbrücken

Auf einen Blick

Aufgrund der Witterungsbedingungen fällt das für den heutigen Mittwoch geplante Testspiel des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken beim FC Marpingen aus. Das teilte der FCS gestern mit. red

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