Weise Entscheidung

Völklingen · Werner Weiß ist von seinem Traineramt bei Fußball-Oberligist SV Röchling Völklingen zurückgetreten. Der 60-Jährige kritisiert vor allem seine Führungsspieler und die fehlende Leidenschaft der Mannschaft.

 Werner Weiß hatte unter der Woche viel Zeit zum Nachdenken. Am Mittwoch trat er von seinem Traineramt zurück. Foto: Ruppenthal

Werner Weiß hatte unter der Woche viel Zeit zum Nachdenken. Am Mittwoch trat er von seinem Traineramt zurück. Foto: Ruppenthal

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Wenn aus einem Geheimfavoriten ein Abstiegskandidat wird, läuft einiges schief. So wie beim SV Röchling Völklingen. Der ambitioniert in die Saison gestartete Fußball-Oberligist steht nach dem 19. Spieltag am Tabellenende. Am Mittwoch zog Trainer Werner Weiß die Konsequenz und trat zurück. "Ich kann mich mit der Einstellung einzelner Spieler nicht identifizieren. Mir fehlt die Leidenschaft, ein Spiel unbedingt gewinnen zu wollen", erklärt Weiß.

Der Rücktritt des 60-Jährigen kommt nicht überraschend. Schon nach der 0:3-Heimniederlage gegen Hertha Wiesbach am 9. November und auch nach dem 1:4 bei Borussia Neunkirchen am vergangenen Samstag hatte er offen Rücktrittsgedanken geäußert. Vor allem die Niederlage in Neunkirchen, als Völklingen fast 60 Minuten in Überzahl spielte, hat Spuren hinterlassen. "Ich mache mich nach so einem Spiel verrückt. Die Spieler setzen sich ins Auto, fahren nach Hause und fertig", kritisiert Weiß, der seit Sonntag auf Grund einer Virus-Erkrankung ans Bett gefesselt ist und viel Zeit zum Nachdenken hatte.

Wie konnte es aber zu diesem sportlichen Absturz kommen? Völklingen galt vor der Saison als stärkster Saar-Club in der Oberliga, ging offensiv mit den Saisonzielen um. Ein Platz unter den ersten Fünf sollte es werden. Die ohnehin starke Mannschaft wurde durch namhafte Spieler wie Marc Hümbert und Alexander Otto (beide 1. FC Saarbrücken II) verstärkt. Das einzige Manko wurde zum großen Problem: der kleine Kader. "Ein paar Spieler haben uns während der Runde verlassen, so dass mir nur 13 bis 14 Spieler zur Verfügung standen. Ich hatte keine Alternativen, die Spieler wussten, dass sie eh immer spielen", sagt Weiß, der Völklingen im Sommer 2012 übernahm. Eine Charakterfrage also? Zumindest bemängelt Weiß vor allem das Verhalten seiner Führungsspieler: "Viele wollen Häuptlinge sein, können diese Rolle aber nicht ausfüllen und verstecken sich. Uns fehlt ein Typ, der die Mannschaft zusammenhält und mitreißt. Nur Idir Meridja kann das, aber der ist auf Grund seiner Roten Karte aus dem Salmrohr-Spiel noch bis ins neue Jahr gesperrt."

Um vielleicht auch eine Sperre zu lösen, entschloss sich Weiß nun zum Rücktritt. "Der SV Röchling Völklingen liegt Werner Weiß am Herzen. Mit seinem Rücktritt will er uns helfen und der Mannschaft das Alibi nehmen", sagte Wolfgang Brenner, der Röchling-Vorsitzende. Das Abschlusstraining am Freitag leitete Torwarttrainer Alex Breyer. Er sitzt auch im Spiel an diesem Samstag, 14.30 Uhr, gegen die Spvgg. Burgbrohl als Verantwortlicher auf der Bank. Und wie geht es nach dem abschließenden Spiel des Jahres 2013 weiter? Brenner erklärt: "Wir werden uns in der Winterpause nach einem neuen Trainer umsehen. Es soll ein Trainer sein, mit dem wir perspektivisch weiterarbeiten können - egal in welcher Liga."

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