„Weil er das kann“

Kaiserslautern · Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern erwartet an diesem Samstag Erzgebirge Aue. Der 20-jährige Willi Orban muss die Spielführerbinde dann weitergeben – so will es die Kapitäns-Rotation von Trainer Franco Foda.

Ein Fetzen Stoff. Kaum größer als zwei Blätter Toilettenpapier. Und doch wird die Kapitänsbinde Sommer für Sommer zum Politikum. Wohl auch deshalb hatte Franco Foda, Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, sich dazu entschieden, in Abwesenheit des verletzten Kapitäns Albert Bunjaku keine Nummer zwei zu bestimmen. Stattdessen sollte der Kapitän Woche für Woche aus dem Mannschaftsrat kommen. Mal Florian Dick, 28, mal Mohamadou Idrissou, 33, und mal Markus Karl, 27. Bei der Rotation war am Montag im Spiel bei Greuther Fürth (1:2) Willi Orban an der Reihe. "Ich war schon überrascht", sagt der Mittelfeldspieler vor dem Heimspiel an diesem Samstag (13 Uhr) gegen Erzgebirge Aue. Denn er ist erst 20 Jahre alt.

Orban ist ein Ur-Lauterer. Seit er fünf Jahre alt ist, spielt er beim FCK und hat alle Jugendmannschaften durchlaufen. "Ich glaube, dass das nicht mehr der typische Verlauf ist. Heute ist es im Fußball selten, dass jemand so lange im Verein ist", sagt der Mittelfeldspieler. 2011 hatte er bei den Profis debütiert, wenig später seinen Profivertrag unterschrieben. Es schien für ihn immer weiter zu gehen - bis Dominique Heintz kam und Orban, der ein Jahr ältere, sich hinten anstellen musste. Heintz wurde zum Stammspieler, Orban zum Notnagel im defensiven Mittelfeld. Sie, die früher in der U19 die Innenverteidigung gebildet hatten, waren nun Konkurrenten. Bis zum Sommer. Marc Torrejón war verletzt, Heintz war ins Hintertreffen geraten. Und plötzlich war Orban wieder da.

Ohnehin intern hoch angesehen, wurde Orban in den Mannschaftsrat gewählt. "Er hat sich entwickelt, nicht nur von seiner Spielanlage, sondern auch in seiner Persönlichkeit", sagt Foda. Orbans Wort hat Gewicht. Und so fiel Foda die Entscheidung, auch ihn mal zum Kapitän zu machen, leicht: "Es war logisch, weil er das kann."

Orban ist der jüngste Kapitän, den der FCK je hatte. Er sagt dazu: "Das ist eine Ehre für mich. Ich versuche aber, mit oder ohne Binde Verantwortung zu übernehmen." Foda war trotz des 1:2 in Fürth zufrieden mit Orban: "Er war einer der Besten. Ich bin überzeugt, dass er ein Führungsspieler werden kann." Von einem Trainer, der in der Öffentlichkeit kaum lobt, ein Ritterschlag. Gegen Aue wird wieder ein anderer Spieler Kapitän sein. Orban wird das gelassen sehen. Seine Zeit wird kommen. Da sind sich viele sicher.

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