Wechselspiele deluxe

Kaiserslautern. So etwas kann einem lange nachhängen. Schließlich hatte sich Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern für seine Verhältnisse weit aus dem Fenster gelehnt und entgegen dem üblichen "Kein Kommentar" gab es zumindest dezente und optimistische Wasserstandsmeldungen. Man sei sich mit dem 20 Jahre alten polnischen Nationalspieler Ariel Borysiuk von Legia Warschau einig

 Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, musste die vergangenen zwei Tage ab und an denken, er sei im falschen Film. Titel: Wechselspiele deluxe. Foto: Wittek/dpa

Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, musste die vergangenen zwei Tage ab und an denken, er sei im falschen Film. Titel: Wechselspiele deluxe. Foto: Wittek/dpa

Kaiserslautern. So etwas kann einem lange nachhängen. Schließlich hatte sich Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern für seine Verhältnisse weit aus dem Fenster gelehnt und entgegen dem üblichen "Kein Kommentar" gab es zumindest dezente und optimistische Wasserstandsmeldungen. Man sei sich mit dem 20 Jahre alten polnischen Nationalspieler Ariel Borysiuk von Legia Warschau einig. Manch einer machte sich Hoffnungen, dass das Mittelfeld des FCK eine ganz neue Qualität bekommen würde. Schließlich versprach Borysiuk, der bereits mit 16 Jahren in der 1. Liga debütiert hatte, genau die Spielweise im defensiven Mittelfeld, die sich Trainer Marco Kurz wünscht. Einer, der das Spiel organisieren kann, das Tempo bestimmt, einen feinen Pass spielt, aber den Gegenspieler auch einmal über die grobe Klinge springen lassen kann. Vielleicht hatten sie beim FCK auch deshalb ihre Zurückhaltung ein wenig abgelegt, auf so einen Transfer kann man stolz sein. Zumal die Gegenseite die polnischen Medien regelmäßig mit Informationen gefüttert hatte und der FCK irgendwann antworten musste.Genau diese Antworten schienen ihnen am Sonntag zum Verhängnis geworden zu sein. Plötzlich war es nicht der FCK, der den Transfer als perfekt meldete, sondern der FC Brügge mit Trainer Christoph Daum. Borysiuk habe bereits unterschrieben, der FCK stand mit leeren Händen, blamiert und entsprechend missmutig da. So klang es dann auch vorgestern, als Vorstands-Chef Stefan Kuntz die Rolle rückwärts erklären sollte: "Da heißt es dann aus sportlichen Gründen, aber wir wissen ja, was das heißt: es ging ums Geld."

Seine Verärgerung ist mittlerweile verflogen. Denn ebenso plötzlich wie am Sonntag in Brügge ist Borysiuk nun doch in Kaiserslautern. Entgegen aller Meldungen, Erwartungen und Planungen wechselt der 20-Jährige doch zum FCK. Die Bekanntgabe des Wechsels von Seiten des FC Brügge war schlichtweg falsch, erklärte FCK-Pressesprecher Christian Gruber gestern: "Entscheidend war, ob er schon in Brügge unterschrieben hat." Hatte er aber nicht. "Gestern Abend hat er sich für Kaiserslautern entschieden", bestätigte Borysiuks Berater Mariusz Piekarski: "Weil Kaiserslautern der bessere Club ist. Der viel bessere Club. Wir haben uns beide Vereine angesehen und uns dann entschieden." Ob es tatsächlich das unansehnliche Brügger Stadion war, wie polnische Medien berichten, kann dem FCK egal sein. Nach der bestandenen medizinischen Untersuchung gestern folgte tatsächlich noch die Unterschrift, an die keiner mehr geglaubt hatte. Borysiuk Vertrag gilt bis 2016. Über die Ablöse vereinbarten beide Clubs Stillschweigen, sie dürfte bei knapp zwei Millionen Euro liegen.

Gleichzeitig hat einer der altgedienten Spieler den 1. FC Kaiserslautern verlassen. Ex-Kapitän Martin Amedick zog Konsequenzen aus den Umstellungen in der Innenverteidigung, denen er zum Opfer gefallen war, und wechselt zum Zweitligisten Eintracht Frankfurt. Über die Ablöse wurde auch hier Stillschweigen vereinbart. Der 29-Jährige, der 105 Partien für den FCK bestritt, unterschrieb einen zweieinhalb Jahre geltenden Vertrag.

saarbruecker-zeitung.de/fck

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