Wechsel in eine andere Welt

Potsdam. "Der 1. FC Saarbrücken und ich: Das konnte ich einschätzen. Turbine Potsdam und ich: Das kann ich nicht einschätzen." Die Worte von Nadine Keßler klingen keineswegs ängstlich. Im Gegenteil. Im Tonfall der 21-Jährigen ist pure Vorfreude heraus zu hören. Auf das spannende Unbekannte, was sie nach ihrem Karrieresprung erwartet

Potsdam. "Der 1. FC Saarbrücken und ich: Das konnte ich einschätzen. Turbine Potsdam und ich: Das kann ich nicht einschätzen." Die Worte von Nadine Keßler klingen keineswegs ängstlich. Im Gegenteil. Im Tonfall der 21-Jährigen ist pure Vorfreude heraus zu hören. Auf das spannende Unbekannte, was sie nach ihrem Karrieresprung erwartet. Darauf, dass es nach knapp sechs Wochen Schinderei losgeht. Auf den kommenden Sonntag. Dann spielt sie um 14 Uhr in "ihrem" Kieselhumes-Stadion vor "ihren" Fans - gegen ihre Freundinnen. Die Spielmacherin wechselte vor der Saison mit Abwehrspielerin Josephine Henning (20, Foto: Wieck) vom Aufsteiger 1. FC Saarbrücken zum deutschen Meister Turbine Potsdam. Zum Start der Bundesliga-Saison hat der FCS Potsdam zu Gast.

Die Unterschiede zwischen den Clubs könnten größer kaum sein. Turbine peilt die Meisterschaft, den DFB-Pokalsieg und das Finale der Champions League an. Saarbrücken will nicht absteigen. In Statistiken des Deutschen Fußball-Bunds war gestern zu lesen: Potsdam stellt von der U19- bis zur A-Nationalmannschaft 19 Auswahlspielerinnen - Saarbrücken in Ann-Kathrin Schinkel eine auf Abruf. Der FCS verlor vor der Saison auf Grund interner Probleme und fehlender Planung sieben Nationalspielerinnen. "Die Mannschaft der Zukunft", wie sie von Manager-Guru Siegfried Dietrich vom FFC Frankfurt genannt wurde, zerfiel. Turbine dagegen hat in Babett Peter, Bianca Schmidt, Jennifer Zietz, Fatmire Bajramaj und Anja Mittag fünf Europameisterinnen im Kader, die in Finnland mit der A-Nationalmannschaft den Titel holten. Keßler ist dennoch optimistisch, sich in dieser Truppe durchzusetzen. Denn sie fühlt sich wohl. "Das Umfeld hier ist super. Wir können uns zu 1000 Prozent auf Fußball konzentrieren", beschreibt sie die Bedingungen bei einem Aushängeschild des Frauenfußballs: "Du kannst komplett nur Fußball spielen, musst sonst nichts regeln. Es ist ein schier unfassbarer Unterschied zum FCS."

Auch, was das Training betrifft. Seit knapp sechs Wochen bereitet sich Turbine unter Trainer Bernd Schröder drei Mal am Tag auf die Saison vor. "Nach den ersten beiden Wochen konnten wir nicht mehr laufen . . . ", beschreibt Keßler, die seit 14 Tagen Bänderprobleme im Beckenbereich plagen, das Pensum. Mit Blick auf ihren Wechsel sagt sie: "Sportlich bin ich froh, dass ich das gemacht habe. Auch wenn es hart ist und ich hier keine solche Nummer bin wie in Saarbrücken." Beim FCS war sie Kapitän, trug die Nummer zehn und machte das Spiel. In Potsdam ist sie eine unter vielen Top-Spielerinnen.

Seit 1. Juli wohnen Keßler und Henning gemeinsam in Potsdam vor den Toren Berlins. Direkt am Park von Schloss Sanssouci. "Privat gesehen überfordert mich Berlin noch. Obwohl wir nicht wirklich viel Zeit hatten, um die Stadt zu sehen", sagt die 21-Jährige, die bisher zwei Mal an freien Wochenenden in die Heimat zu ihrer Familie in Landau flog. Nun freut sie sich, dass es mit ihrer neuen Mannschaft endlich losgeht "und noch viel mehr darauf, dass ich wieder heimkomme und mein ehemaliges Umfeld und alle wieder sehen kann". Und mit Blick auf den Schritt in eine andere Fußball-Welt und mit der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land im Hinterkopf sagt sie zufrieden, dass "ich die Gewissheit habe, das Richtige getan zu haben".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort