Watschn werden zur Gewohnheit

München · 0:6, 0:5, 2:9, 1:3, 0:8, 0:5 und jetzt wieder eine 0:8-Klatsche. Der Hamburger SV hat ein echtes Bayern-München-Trauma.

"Unerträglich", "ganz schlimm", "sehr bitter": Bei der Einordnung der abermals denkwürdigen 0:8 (0:3)-Klatsche beim FC Bayern München überboten sich die Verantwortlichen des Hamburger SV in Dramatik. "Wir haben mit dem Arsch eingerissen, was wir uns in den letzten Wochen aufgebaut haben", sagte Torwart René Adler drastisch. Und doch äußerte auch er die Hoffnung, dass dieser "rabenschwarze Tag" (Sportchef Jens Todt) für etwas gut gewesen sein könnte.

Aber wofür? Am Mittwoch (18.30 Uhr), gab Adler zu bedenken, habe der HSV im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach ein "wichtiges Spiel, und dann kommt die wichtigste Zeit im Abstiegskampf. Dann werden wir uns vielleicht daran erinnern, dass es ohne Kampf nicht geht." So wie in München. 0:8. Höher verlor der Liga-Dauerbrenner in bald 54 Jahren im Fußball-Oberhaus nie.

Am Vormittag nach den Debakel beim deutschen Rekordmeister arbeiteten die an der Isar so böse verprügelten HSV-Profis nur im Kraftraum in den Katakomben des Volksparkstadions. Lediglich die Reservisten absolvierten einen halbstündigen Waldlauf.

Noch in München kam Adler zu der Erkenntnis, dass es wohl doch das Beste sei, dieses Desaster schnellstmöglich "aus den Köpfen zu kriegen". Trainer Markus Gisdol sah "die Gefahr, dass du das länger mit dir herumträgst". Deshalb wolle er die Gedanken seiner in München hilf- wie kopflosen Profis "schnell geradeziehen und einen dicken Strich unter dieses Spiel machen". Das sei in der Vergangenheit häufiger gelungen.

Die Fans machten es in München vor. Statt ihre Stars verbal abzustrafen, machten sie ihnen mit dem alten Pokal-Schlachtruf "Wir fahren nach Berlin!" Mut. Mit der Verarbeitung von Münchner Watschn hat der Bundesliga-Dino ja ohnehin Erfahrung. In den nun vergangenen sieben Gastspielen in der Allianz Arena lautet die Bilanz: sieben Pleiten, 3:44 Tore.

Aber kann, ja darf man nach einem 0:8 zur Tagesordnung übergehen? Sportchef Jens Todt sagte über das Debakel: "Wir werden in Ruhe darüber reden." Laut Adler werde "die Aufarbeitung ein bisschen dauern, zu Recht".

Nach zuletzt drei Spielen mit sieben Punkten, darunter das beeindruckende 3:0 bei Bayern Münchens erstem Verfolger RB Leipzig, wähnte sich der Hamburger SV auf dem Weg aus dem Keller - doch die Münchner zertraten das zarte Pflänzchen Hoffnung auf brutalste Weise.

Die Bayern konnten es sich leisten, ihre beiden Topspieler Robert Lewandowski und Thiago bereits nach einer Stunde auszuwechseln. Der Pole hatte zu dem Zeitpunkt bereits drei Treffer erzielt. "Wir hatten viel Lust aufs Toreschießen", sagte Lewandowski.

Kollege Thomas Müller traf dagegen wieder nicht. Aber der Weltmeister, der erst ein Liga-Saisontor erzielen konnte, war gleich an mehreren Treffern als direkter Vorbereiter oder Einleiter beteiligt. Trainer Carlo Ancelotti ernannte ihn sogar zum Spieler des Spiels: "Thomas Müller war der beste Spieler auf dem Platz, er war der Schlüssel zu diesem Sieg."

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