Was wäre, wenn . . . ?

Saarbrücken · Der SSV Oppen hat am Mittwoch den Großen Silbernen Stern des Sports erhalten. Mit seinem Projekt fördert der Verein die Integration von Kindern und Jugendlichen mit körperlicher und geistiger Behinderung.

 Ralf Selzer, Vorsitzender des SSV Oppen (Mitte), hat sich mit seinem Verein vor dem Schützenverein Bexbach (hier mit Sportwart Stieven Bungert, rechts) und dem TV Bliesen (mit Matthias Pons, Volleyballtrainer) platziert. Foto: Ruppenthal

Ralf Selzer, Vorsitzender des SSV Oppen (Mitte), hat sich mit seinem Verein vor dem Schützenverein Bexbach (hier mit Sportwart Stieven Bungert, rechts) und dem TV Bliesen (mit Matthias Pons, Volleyballtrainer) platziert. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Ralf Selzer taucht in eine andere Welt ein. Der Vorsitzende des SSV Oppen blickt gebannt auf Lothar Bock. Mehr noch, er blickt durch ihn hindurch. Bock, der Vorsitzende des JC Folsterhöhe, erzählt von den Geschehnissen vor fast drei Jahren. Er war mit seinem Verein in Berlin, bei der bundesweiten Verleihung der Sterne des Sports. Als sich Lothar Bock in den Bildern der Vergangenheit bewegt, scheint auch Ralf Selzer dabei zu sein - in den hellen Hallen der Berliner DZ-Bank, inmitten von 18 Sportvereinen, auf den dichten Rängen vor der großen Bühne.

"Wir sitzen da, warten darauf, dass unser Name genannt wird", erzählt Bock: "Aber er wird nicht genannt. Stattdessen geht eine Flut von Vereinen an einem vorbei und man merkt, dass man vorne platziert sein muss." Der Judo-Club wurde damals bei der Auszeichnung für soziales Engagement Zweiter. "Unvergesslich", murmelt Lothar Bock. Selzer rückt sich auf seinem Stuhl zurecht, kehrt mit seinen Gedanken zurück in die Staatskanzlei Saarbrücken, wo am Mittwochabend der Landessieger der Sterne des Sports verkündet wird. "Man spielt schon mit dem Gedanken. Was wäre, wenn. . .", sagt Selzer. Was wäre, wenn er mit dem SSV Oppen am 13. Januar 2014 selbst in Berlin sein würde?

Selzer wird es erfahren. Als Gewinner des Großen Stern des Sports in Silber vertritt der SSV das Saarland beim Bundesfinale. Mit dem Projekt "Integration von geistig- und körperbehinderten Kindern und Jugendlichen ins Vereinsleben" hat sich der Club gegen den zweitplatzierten Schützenverein "Mach mit" Bexbach ("Bogenschießen für afghanische Flüchtlingskinder") und den Dritten TV Bliesen ("Nachwuchsförderung einer Teamsportart") durchgesetzt.

Seit 2004 bietet der SSV Oppen Leichtathletik-Training für Kinder mit Downsyndrom an. "Damals waren es fünf Kinder", erzählt Projekt-Initiator Jürgen Ehl. Mittlerweile ist die Behinderten-Sparte gewaltig gewachsen: Der Verein kooperiert mit vier Förderschulen, trainiert eine 20-köpfige Fußballgruppe, organisiert Fußball-Turniere und integrative Sportfeste mit über 400 Teilnehmern - alles in ehrenamtlicher Arbeit. In diesem Sommer hat der SSV 20 behinderten Kindern eine Ferienfreizeit mit Ex-Fußball-Nationalspieler Wolfgang Seel ermöglicht.

"Wenn man sieht, wie sich die behinderten Kinder freuen, gibt das viel zurück", sagt Ehl. Für den Landessieg erhält der Verein 2500 Euro. "Davon holen wir einen Trikotsatz für unsere Mannschaft", sagt Selzer: "Wir wollen einen Jugendraum bauen, auch für Menschen mit Behinderung. So etwas gibt es im kleinen Oppen noch nicht. Und wir wollen mit der Gruppe im Frühjahr auf ein Bundesliga-Spiel." Viele Pläne. Doch bevor diese verwirklicht werden, fährt Selzer mit dem SSV Oppen nach Berlin. Dorthin, wo er am Mittwoch für einen Augenblick schon in Gedanken war.

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