Fußball-Bundesliga Was tun gegen ideenlos, torlos und erfolglos?
Freiburg · Der SC Freiburg kämpft schon früh in der Saison gegen den Abstieg. Der Wegfall zweier Topspieler wiegt schwer.
Vielleicht liegt die Lösung aller Probleme ja 50 Kilometer entfernt. Im beschaulichen Ottenheim jedenfalls macht die Fußballschule des SC Freiburg heute Station, der „Erfahrungsaustausch zwischen den Trainern“ wird dabei ein zentraler Punkt sein. Und inspirierende Ansätze könnten die Profis des SC aktuell tatsächlich gut gebrauchen – denn die Gegenwart wirkt düster.
Sage und schreibe vier Torschüsse gaben die Breisgauer am Sonntag bei der verdienten 0:4-Niederlage in Leverkusen ab, der Spielwitz fehlte komplett. Da die Erkenntnisse aus Ottenheim bis zum Abend kaum zu Cheftrainer Christian Streich durchgedrungen sein dürften, muss der 52-Jährige vor dem heutigen Heimspiel gegen den sehr stark gestarteten Aufsteiger Hannover 96 (20.30 Uhr/Sky) weiterhin selbst tüfteln.
„Wir müssen es einfach hinkriegen, torgefährlich zu werden. Das ist allerdings ein langer Prozess“, sagt der Trainer der Freiburger – der auch nach zwei Punkten aus vier Bundesliga-Spielen und nur einem erzielten Treffer nicht um seinen Job bangen muss. „Stabilität und Kreativität“ seien auf dem Weg zu mehr (Tor-)Erfolgen hilfreiche Pfeiler, die vermutlich aber erst noch aufgebaut werden müssen.
Denn die Abgänge der Top-Spieler Vincenzo Grifo (jetzt bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag) und Maximilian Philipp (Borussia Dortmund) wiegen schwer. Über einen möglichen Ideengeber, Liverpool-Leihgabe Ryan Kent, sagt Streich: „Er hat ein belebendes Element.“ Und dürfte gegen Hannover auch deshalb von Beginn an spielen.
Neben Kent müssen es die bekannten Gesichter richten, die den Ernst der Lage auch erkannt haben. „Wir erarbeiten uns pro Spiel maximal zwei gute Torchancen, das ist definitiv zu wenig“, sagt Janik Haberer, einer dieser potenziellen, bislang allerdings noch erfolglosen Lückenfüller für Grifo und Philipp. „Wir sollten schauen, dass wir das so schnell wie möglich hinbekommen“, findet Haberer.
Ansonsten wird auch der Gast aus Niedersachsen zur unüberwindbaren Hürde. Das Team von Trainer André Beitenreiter startete furios in die Saison, ließ in den vier Partien nur einen Gegentreffer zu und hat bei drei Siegen und einem Unentschieden bereits zehn Punkte verbucht. „Wir fahren nach Freiburg, um etwas mitzunehmen“, sagt Angreifer Martin Harnik selbstbewusst und wissend, dass dann der Abstand zum Abstiegsrivalen mindestens konstant bliebe.
Denn um nichts anderes als den Klassenverbleib geht es für Hannover vor allem in dieser und für die Freiburger generell in jeder Saison. „Wir müssen schauen, dass wir den Jungs jetzt keinen Druck machen. Sie werden aus diesen Spielen lernen“, sagt Streich, der bisherige Gegner wie RB Leipzig, Dortmund oder Leverkusen ohnehin nicht als Maßstab betrachtet.
Hannover hat vom Papier her da schon eher die Kragenweite des Sportclubs, der vor heimischer Kulisse Wiedergutmachung für den blutleeren Auftritt im Rheinland betreiben will. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagt Abwehrspieler Christian Günter: „Aber ich hoffe, dass wir nun unser wahres Gesicht zeigen.“ Das wird auch nötig sein, um den nächsten Abstieg zu verhindern. 1997, 2002, 2005 und 2015 (da auch schon unter Trainer Streich) konnte es der Club nicht verhindern. „Wir wissen, was zu tun ist, aber unsere Mittel sind begrenzt. Dennoch geben wir nicht auf“, sagt Streich.