Fußball-Bundesliga Warum Stöger nicht der Richtige für den Neuaufbau ist

Dortmund · Borussia Dortmund braucht einen Trainer, der wieder mitreißenden Fußball spielen lässt. Der frühere Kölner wird das ziemlich sicher nicht sein.

Nach viereinhalb Jahren Köln ließ sich Peter Stöger im Dezember ganze sechs Tage Zeit für den Wechsel zu Borussia Dortmund – und dort scheint sein Weg bereits nach sechs Monaten zu enden. Der BVB stellt sich neu auf, ja, er muss sich am Ende einer chaotischen Saison neu aufstellen: Dies wird er wahrscheinlich mit einem neuen Trainer tun.

Die allseits erwartete Trennung von Stöger vermeldet die Bild-Zeitung bereits als perfekt. Der Verein hingegen beteuert, es habe „nicht einmal ein Gespräch“ gegeben, damit stehe folgerichtig auch keine Entscheidung. „Das sind nur Spekulationen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gestern.

Spekuliert wird schon lange über einen Nachfolger. Julian Nagelsmann (1899 Hoffenheim) gilt als heiße Option, aber wohl erst für 2019, vorher will ihn sein Verein nicht ziehen lassen. Das würde den BVB-Umbruch verzögern, der dringend vollzogen werden muss. Der frühere Gladbacher Lucien Favre, derzeit OGC Nizza, war im Sommer der erklärte Wunschkandidat. An Niko Kovac soll auch Interesse bestanden haben, aber der wird ab 1. Juli Bayern München anleiten.

Dann wird Stögers Halbjahresvertrag abgelaufen sein, „und das ist auch gut so“, wie der Österreicher sagte. Er hatte den Dortmunder Notruf erhört, nachdem er am 3. Dezember vom Tabellenletzten 1. FC Köln gefeuert worden war. Sechs Tage später sagte er Watzke und Sportdirektor Michael Zorc am Telefon zu – nicht ohne Warnung: „Ich habe daran erinnert, dass ich der Trainer mit den drei Punkten bin.“ Es war dem BVB egal.

So stand Stöger, der mit seinem Humor und seiner Art perfekt nach Köln passte, plötzlich in Dortmund an der Seitenlinie. Und er kleidete sich sogleich, als hätte er den BVB-Fanshop überfallen. Es war ein Versuch sofortiger Identifikation, der ihm den Start eher erschwerte als erleichterte. Stöger wirkte unglaubwürdig. Die unter Vorgänger Peter Bosz vogelwilde Mannschaft stabilisierte er, allerdings auf niedrigem Niveau – vor allem spielerisch. Der Zauber, den die BVB-Offensive unter Bosz phasenweise versprühte, war verflogen. Es folgten Vorführungen erstaunlicher Leidenschaftslosigkeit, bestes Beispiel: das Derby beim ungleich willensstärkeren FC Schalke 04 (0:2) am Sonntag.

Doch obgleich die Spielweise häufig miserabel war, stimmten lange die Ergebnisse, jedenfalls bis zum blamablen Europa-League-Aus gegen RB Salzburg und der 0:6-Demütigung beim FC Bayern. Spätestens seit diesem Spiel galt Stöger als Angezählter, der sich noch bis zum Gong retten darf. Er erweckte auch nicht mehr den Anschein, große Lust auf eine Verlängerung seines Vertrages zu verspüren.

Dem Mann für den Neuaufbau in Dortmund stellen sich einige Fragen. Wie wird mit André Schürrle oder Mario Götze verfahren? Wer spielt künftig im Sturm? Wer kann ein Anführer sein? Wer sagt verdienten Spielern wie Marcel Schmelzer oder Nuri Sahin, dass es nicht mehr reicht? Es wird nicht einfach. Für wen auch immer.

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