"Warum soll ich über Bronze reden?"

Sprühregen statt goldigem Sonnenschein. Das Gruselwetter gestern passte so gar nicht zum ersten Auftritt der großen Titelfavoritin Magdalena Neuner in Ruhpolding. "Der Schnee war brutal stumpf. Es war kein Spaß. Lieber Wettergott, lass am Donnerstag die Sonne scheinen", sagte die 25-Jährige, die bei der Biathlon-Weltmeisterschaft vor heimischer Kulisse sechs Medaillen gewinnen will

Sprühregen statt goldigem Sonnenschein. Das Gruselwetter gestern passte so gar nicht zum ersten Auftritt der großen Titelfavoritin Magdalena Neuner in Ruhpolding. "Der Schnee war brutal stumpf. Es war kein Spaß. Lieber Wettergott, lass am Donnerstag die Sonne scheinen", sagte die 25-Jährige, die bei der Biathlon-Weltmeisterschaft vor heimischer Kulisse sechs Medaillen gewinnen will. Die erste mit der deutschen Mixed-Staffel, die zum Auftakt morgen (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport) Titelverteidiger Norwegen entthronen will.

Äußerlich locker und entspannt

"Wir haben eine Superchance, die Mixedstaffel zu gewinnen. Arnd und Andi sind Siegläufer, Andrea und ich auch. Warum sollen wir da nicht nach den Sternen greifen", erzählte Neuner, die gemeinsam mit Andrea Henkel, Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer und dem dreimaligen Saisonsieger Andreas Birnbacher das deutsche Quartett bilden wird. "Und wenn die Sonne nicht scheint, dann versuche ich eben, sie im Herzen zu tragen", sagte Neuner.Nachdem sie im Dezember ihren Rücktritt zum Saisonende angekündigt hatte, eilte die Wallgauerin von Erfolg zu Erfolg, gewann acht der bislang 19 Weltcup-Rennen, stand insgesamt 15 Mal auf dem Siegerpodest und führt folgerichtig auch den Gesamtweltcup an. "Ich bin selbst überrascht, wie gut es bislang in diesem Winter gelaufen ist. Vier, fünf Läuferinnen heben sich von der Klasse her aktuell deutlich ab. Zum Glück gehöre ich dazu", schilderte die zehnmalige Weltmeisterin die Situation.

Ihre fast schon obligatorische Krankheit (Anfang Februar hatte sie zwei Wochen aufgrund eines Erkältungsinfektes nur eingeschränkt trainieren können) hakte sie bemerkenswert cool ab: "Als das passierte, habe ich mir eingeredet: Gut, dass es jetzt kommt, dann ist es bei der WM vorbei. Ich habe ein Rennen verpasst und jetzt ist alles gut."

Für ihren angekündigten großen Coup bei der fünften und letzten WM scheint Magdalena Neuner mental und körperlich bestens präpariert. "Warum soll ich tief stapeln und über Bronze reden, wenn ich Gold will. Ich will hier außergewöhnliche Leistungen bringen. Das habe ich mir vorgenommen", erzählte sie vor dem WM-Auftakt scheinbar entspannt. Nur in Sequenzen am Rand kommt der immense Druck zum Vorschein, der durch ihre herausragenden Erfolge der Vergangenheit, die eigene Ankündigung der Medaillenjagd und das enorme Zuschauerinteresse von 200 000 im Chiemgau erwarteten Fans entstanden ist. Zumal ja auch dieser Druck der Öffentlichkeit ein Grund für ihren Rückzug ist. "Irgendwie klöppelt es innen schon anders, als wenn ich zur WM nach Sibirien fahren würde", sagte Neuner: "Aber das ist gut für die Motivation, damit ich wirklich alles aus mir herausholen kann. Ich werde kämpfen, bis ich nicht mehr stehen kann."

Zuständig für den Wasserkocher

In den letzten Tagen vor der WM bereitete sich die WM-Topfavoritin mit dem deutschen Frauen-Team in Obertilliach in Österreich unter optimalen Bedingungen vor. "Wir hatten eine tolle Woche, sind auch als Team richtig zusammengerückt", erzählte sie. Einen Grillabend habe es gegeben. Und als der Koch ausfiel, richtete das Team zwei Tage selbst das Abendessen. Und Magdalena Neuner trainierte viel mit Miriam Gössner, mit der sie "eine echte Freundschaft" verbindet. Im Teamhotel Maierschwendt oberhalb von Ruhpolding verzichtete Neuner auf das ihr angebotene Einzelzimmer, um wie üblich in den letzten Monaten mit Gössner das Quartier zu teilen: "Ich bin immer für den Wasserkocher zuständig, die Miri für den Fön." Bodenständiger kann man wohl nicht in den Höhepunkt einer Karriere starten. dapd

Am Rande

Biathlon-Star Ole Einar Björndalen will seine einmalige Karriere voraussichtlich bei den Olympischen Spielen 2014 beenden. "Höchstwahrscheinlich werde ich in Sotschi mein letztes Rennen bestreiten", sagte der 38 Jahre alte Norweger gestern. Der sechsmalige Olympiasieger will bei den anstehenden Titelkämpfen in Ruhpolding seine 37. WM-Medaille gewinnen: "Das ist realistisch. Am liebsten im Sprint oder über die 20 Kilometer." dpa

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