Warum die großen Pläne gescheitert sind
Bliesen. Sie hatten große Pläne. Doch am Ende steht nur Enttäuschung: Im saarländischen Männer-Volleyball wird es kommende Saison keinen Regionalligisten mehr geben (die SZ berichtete)
Bliesen. Sie hatten große Pläne. Doch am Ende steht nur Enttäuschung: Im saarländischen Männer-Volleyball wird es kommende Saison keinen Regionalligisten mehr geben (die SZ berichtete). Der TV Bliesen ist sportlich abgestiegen, die SSG Schwarzenholz/Griesborn hat ihr Team zurückgezogen und versucht sich mit einer Mischung aus Spielern der ersten und zweiten Mannschaft in der Oberliga. Und nun hat auch der TV Göttelborn, der den Ligaverbleib geschafft hatte, seinen Rückzug aus der dritthöchsten Spielklasse mitgeteilt.
Finanzierung war gesichert
Der Hintergrund: Die geplante Kooperation zwischen dem TV Bliesen und dem TV Göttelborn ist gescheitert. Seit Januar diskutierten beide Clubs darüber, zusammen mit weiteren saarländischen Topspielern eine Mannschaft aufzustellen, die in der Regionalliga Südwest vorne mitspielen kann. In den vergangenen Jahren kämpften die Saarländer stets nur um den Klassenverbleib. Spielort sollte auf Grund der vorhandenen Spielberechtigung Göttelborn sein, ein Training pro Woche sollte in Bliesen abgehalten werden. Sogar die Finanzierung war bereits gesichert.
"Ich denke, es ist daran gescheitert, dass sich nicht genügend Spieler gefunden haben, die leistungsorientiert arbeiten wollen", sagt Gerd Rauch, in der Vorsaison Trainer des TV Bliesen. Einen weiteren Aspekt nennt Andreas Becker vom TV Göttelborn: "Es fehlte zum Teil die Bereitschaft, unter anderem Namen als dem des eigenen Vereins zu spielen. Zum Teil fehlte die Bereitschaft, den aufwendigeren Trainingsplan auch durchzuziehen." Eine Entwicklung, die Gerd Rauch nicht verstehen kann. "Wenn es zu viel Aufwand ist, mal eine Viertelstunde bis zum Training fahren zu müssen, dann kann zumindest ich nur mit dem Kopf schütteln", sagt Rauch. Die Spieler, die dennoch zugesagt hätten, hätten dies nie gleichzeitig und nie ohne Bedingungen getan, merkt Becker an: "Damit wurde alles blockiert."
Keinen Zuspieler gefunden
Als sich andeutete, dass sich der TV Bliesen aus den Kooperationsverhandlungen zurückziehen würde, fanden sich dennoch zehn engagierte Spieler zusammen, um den Plan in die Tat umzusetzen. Selbst ein Trainer war mit dem ehemaligen Zweitliga-Spieler Josef Giebel gefunden. Doch es fehlte ein Zuspieler. Und nachdem keiner für diese wichtige Position gefunden werden konnte, war das Vorhaben endgültig gescheitert.
"Das ist sehr schade, denn der Plan ist richtig", sagt Gerd Rauch. Was jetzt passiert, vermag keiner der Beteiligten zu sagen. Viele Clubs bauen neue Mannschaften auf, da ambitionierte Spieler wie etwa Jan Dörrenbächer vom TV Göttelborn mit dem Gedanken spielen, ganz aufzuhören. Rauch: "Es gibt im Saarland wenige Talente, die Teams sind teilweise überaltert. Ein Wiederaufstieg wird für keinen Verein einfach."
Meinung
Eine große Chance vertan
Von SZ-Mitarbeiter
Sascha Sprenger
Sollte es im Saarland nicht möglich sein, zehn bis zwölf motivierte und ambitionierte Volleyballer für ein Team mit Perspektive in der Regionalliga Südwest zu finden? Nach dem, was sich in den vergangenen Wochen in Bliesen und in Göttelborn abgespielt hat, kann diese Frage nur mit einem Kopfschütteln beantwortet werden. Was im Damenbereich beim TBS Saarbrücken und dem TV Düppenweiler zumindest teilweise funktioniert hat, scheint bei den Männern aus Bequemlichkeit, falschem Stolz oder Eitelkeit nicht durchführbar.
Die Entwicklung ist das Schlimmste, was dem saarländischen Männer-Volleyball passieren konnte. Durch den Rückzug oder Abstieg aller Regionalligisten verschwindet der ohnehin nicht sehr publikumswirksame Volleyball zumindest im Männerbereich auf nicht absehbare Zeit in der Versenkung. Und jeder Spieler, der die Kooperation nicht unterstützt hat, sollte sich die Frage stellen, ob es das Wert war. Denn wenn sich irgendwann einmal wieder etwas bewegen soll, geht es nur mit vereinten Kräften. Diese Chance ist verschenkt worden.