Warten auf die nächste goldene Generation

Saarbrücken. Irgendwann hat jede Fußball-Nation ihre goldene Generation. Eine, die die anderen zuvor überstrahlt, die Talent in solcher Fülle hervorbringt, wie es selten ist. Bei Portugal war es die Mannschaft um Luis Figo und Rui Costa, bei Tschechien die Mannschaft von 1996

Saarbrücken. Irgendwann hat jede Fußball-Nation ihre goldene Generation. Eine, die die anderen zuvor überstrahlt, die Talent in solcher Fülle hervorbringt, wie es selten ist. Bei Portugal war es die Mannschaft um Luis Figo und Rui Costa, bei Tschechien die Mannschaft von 1996. Jene Mannschaft, die bei der Europameisterschaft in England erst im Finale mit 1:2 gegen die deutsche Mannschaft unterlag, durch diese seltsame, ungeheuer brutale Erfindung des Golden Goal von Oliver Bierhoff in der Nachspielzeit.Dass die Fußball-Geschichte den Tschechen Recht gab, und diese Idee schnell wieder verschwand, mag Genugtuung für sie sein, doch der Titel damals ging an Deutschland und nicht an Tschechien. Miroslav Kadlec, Radoslav Latal, Pavel Kuka, sie bildeten das Gerüst dieser Mannschaft, in der der 23-jährige Pavel Nedved erstmals die internationale Bühne betrat. Doch sie alle ereilte das Schicksal so vieler goldener Generationen: Sie blieben ohne Titel. Kurz tauchten noch einzelne überragende Spieler auf - wie etwa Milan Baros oder Tomas Rosicky - doch gerade Rosicky blieb auch immer ein uneingelöstes Versprechen.

Trainerwechsel auf Trainerwechsel folgte. Seit dem Rücktritt von Karel Brückner im Jahr 2008 ist Michal Bilek, der Onkel von Jiri Bilek, der bis zum Winter beim 1. FC Kaiserslautern spielte, bereits der vierte Trainer. Frantisek Straka und Ivan Hasek hielten sich sogar nur für wenige Monate.

Die großen Namen sind seltener geworden. Mit Miroslav Kadlecs Sohn Michal von Bayer Leverkusen spielt wieder ein Kadlec in der Abwehr vor Torhüter Petr Cech vom Champions-League-Sieger FC Chelsea. Im Mittelfeld organisiert immer noch Rosicky (Arsenal London) das Spiel. Immer noch ein begnadeter Fußballer, aber durch ungezählte Verletzungen nie so erfolgreich geworden, wie er es vielleicht hätte werden können.

Vor allem im Sturm fehlt Tschechien jemand mit Erfahrung. Jiri Stajner, ehemals bei Hannover 96, ist der Einzige, der in einer der größeren Ligen halbwegs Erfolg hatte. Doch das sagt bei aller Qualität, die der mittlerweile 36-Jährige hatte, mehr über den tschechischen Sturm aus, als Nationaltrainer Bilek lieb sein kann. Schon die Qualifikation lief eher bescheiden. Dass die Mannschaft nur Zweiter hinter Welt- und Europameister Spanien wurde, war zu verzeihen. Dass ihr in acht Spielen allerdings nur vier Siege gelangen, eher weniger.

In der Gruppenphase geht es für die Tschechen und Trainer Michal Bilek gegen Russland, Griechenland und Gastgeber Polen. Für die goldene Generation wäre das wohl ein Leichtes gewesen. Für die heutige Mannschaft wird es eine sehr hohe Hürde. > wird fortgesetzt

uefa.com

Foto: Peska/Imango

Foto: Kington/afp

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