Warten auf das 40. Gold

Oslo. Nach der titellosen Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Liberec wollen Deutschlands Loipen- und Schanzen-Asse an der Wiege des nordischen Skisports endlich das 40. Gold der WM-Geschichte holen

 Oslo bei Nacht - die Holmenkollen-Sprungschanze ragt heraus. Hier findet ab heute die nordische Ski-WM statt. Foto: dpa

Oslo bei Nacht - die Holmenkollen-Sprungschanze ragt heraus. Hier findet ab heute die nordische Ski-WM statt. Foto: dpa

Oslo. Nach der titellosen Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Liberec wollen Deutschlands Loipen- und Schanzen-Asse an der Wiege des nordischen Skisports endlich das 40. Gold der WM-Geschichte holen. Trotz eines Rekordaufgebotes von 31 Athleten reist der Tross des Deutschen Skiverbandes (DSV) jedoch mit gedämpften Erwartungen zu den heute beginnenden Titelkämpfen am legendären Holmenkollen in Oslo. In den jahrelangen Domänen Langlauf und Nordische Kombination haben die DSV-Asse an Boden verloren, im Skisprung käme ein deutscher Triumph ungeachtet des Aufschwungs einer Sensation gleich.Trotz der durchwachsenen Leistungen im bisherigen Saisonverlauf rechnet Sportdirektor Thomas Pfüller in den 21 Entscheidungen mit mindestens sechs Mal Edelmetall. "Unsere nordischen Athleten haben in den vergangenen Jahren bei WM und Olympia jeweils sechs bis acht Medaillen geholt. Ziele soll man nicht nach unten korrigieren. Wir gehen davon aus, dass wir in Oslo für sechs Medaillen gut sind", sagte Pfüller.

Richtungweisend ist die WM für den Verband aber nicht. "Die Karten werden erst nach der WM neu gemischt, dann wird es in den Disziplinen einen Neuaufbau in Richtung Sotschi geben", erklärte Pfüller mit Blick auf die Winterspiele 2014.

39 WM-Titel holten deutsche Athleten seit 1924. Erste Weltmeister waren Skispringer Sepp Bradl und Kombinierer Gustl Berauer 1939 in Zakopane. In Liberec 2009 liefen und sprangen die deutschen Athleten vergeblich der Jubiläums-Goldmedaille hinterher. Sieben Mal gab es Platz zwei, einmal Rang drei. Offen ist, wer den so sehr gewünschten 40. Titel holen soll, der übrigens wie jede Goldmedaille mit 25 000 Euro vom Skiverband fürstlich belohnt wird.

Dass die Kombinierer um Eric Frenzel und Tino Edelmann an den die Weltspitze verkörpernden Österreichern dran sind, zeigten die Testwettkämpfe in der vergangenen Woche. Angesichts fehlender Weltcup-Wettbewerbe seit vier Wochen kann aber nicht einmal Bundestrainer Hermann Weinbuch den genauen Leistungsstand seiner Schützlinge einschätzen.

Das gilt auch für die Langläufer, die in dieser Saison wie nie zuvor von Krankheiten und Leistungstiefs heimgesucht wurden. Platz drei im Staffel-Rennen von Rybinsk war der bislang einzige Podestplatz der deutschen Männer. Wenigstens zeigte die Formkurve von Tobias Angerer zuletzt bergauf, und auch Axel Teichmann schaffte beim Weltcup in Drammen am vergangenen Wochenende wieder den Anschluss an die Weltspitze. Bei den Frauen muss man sich wie bei Olympia auf die Team-Wettbewerbe konzentrieren. "Da haben wir die größten Möglichkeiten", meinte Bundestrainer Jochen Behle.

Vielleicht holt ja auch das langjährige Sorgenkind die Kastanien aus dem Feuer? Im Skispringen haben die Erfolge von Severin Freund eine neue Euphorie entfacht, die Sportdirektor Pfüller aber bremsen möchte. "Wir sollten nicht so verwegen sein und von ihm in Oslo den ganz großen Coup in den Einzeln erwarten. Die Mannschaft hat sich an seinen Leistungen aufgerichtet und gesteigert. Wenn das zuletzt Gezeigte stabilisiert werden kann, sollten wir um eine Team-Medaille mitspringen. Und Severin traue ich auch im Einzel etwas zu", betonte der Sportdirektor. dpa

Hintergrund

Die Holmenkollen-Sprungschanze ist zu einem Wahrzeichen der norwegischen Hauptstadt Oslo geworden. Die erste Schanze wurde 1892 gebaut. Komplett umgebaut wurde die Anlage, zu der auch ein Skistadion für Langläufe gehört, für die Olympischen Winterspiele 1952 und seit 2008 erneut für die heute beginnenden nordischen Ski-Weltmeisterschaften.

Bis zu 100 000 Zuschauer sammelten sich früher zum jährlichen Holmenkollen-Springen, heute fasst das Stadion 30 000 Menschen. Die Schanze hat einen kritischen Punkt von 120 Metern und ist technisch vom Feinsten: Die neue Anlage kann jederzeit vollautomatisch mit Schnee eingedeckt und selbstredend das ganze Jahr über genutzt werden - im Sommer auf einer Keramikspur. Den Schanzenrekord hält seit März 2010 Andreas Kofler mit 139,5 Metern. dpa

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