Wahre Fans leiden auch ganz weit unten mit

Saarbrücken. Saarländische Fans kennen das Gefühl bestimmt zu Genüge. Irgendwie spielt sich der große Fußball ganz woanders ab. Und die Teams der regionalen Clubs mühen sich leider in einer weiter unten angesiedelten Liga ab

Saarbrücken. Saarländische Fans kennen das Gefühl bestimmt zu Genüge. Irgendwie spielt sich der große Fußball ganz woanders ab. Und die Teams der regionalen Clubs mühen sich leider in einer weiter unten angesiedelten Liga ab. Christoph Ruf berichtet in seinem Buch "Ist doch ein geiler Verein" von seinen Ausflügen in die deutsche Fußballprovinz und schildert, was da alles so abgeht: Er stellt Clubs und natürlich ihre Anhänger vor, deren Gegenwart eher trist ist und wo den vermeintlich besseren Zeiten nachgetrauert wird. Da kommt ein Beobachter der hiesigen Szene wahlweise ins Grübeln oder er hängt seinen Erinnerungen nach.

Ruf zeigt, dass auch anderswo kräftig gelitten wird. Einige der Clubs, die der Autor besucht hat, stellten früher durchaus etwas dar. Es ist interessant (und vielleicht sogar lehrreich), zu erfahren, was denn heutzutage bei Tennis Borussia Berlin, Dynamo Dresden, KFC Uerdingen oder Waldhof Mannheim sportlich-menschlich läuft oder eben nicht läuft. Und es gibt manch überraschende Information: So spenden Mitglieder in Bayreuth ihr Brusthaar fürs Vereinsmuseum, in Leipzig gründen einige Anhänger ihren Club einfach neu, in Altona bedient ein Fan seine eigene Anzeigentafel. Dieses Beispiel könnte ja möglicherweise irgendwann auch bei der SV Elversberg Schule machen.

Auf der Suche nach dem "authentischen Fußball", wie Ruf selbst erklärt, ist der Autor in eindrucksvoller Art und Weise fündig geworden. Er hat Texte über das Leben und Leiden auf den Rängen, auf dem Platz und hinter den Kulissen verfasst, die von der Liebenswürdigkeit dieser Sportart künden - und von der Leidenschaft, mit der Menschen ihrem Verein treu bleiben.

Der Journalist spart allerdings auch die dunklen Seiten des Fußballgeschäfts, die es nun mal ebenfalls gibt, nicht aus. So wird beispielsweise von den Versuchen Rechtsradikaler erzählt, den Fußball für ihre Zwecke zu missbrauchen. Und es fehlen auch keine Einschätzungen zur Problematik der aktuellen Ligareform und zu den Schwierigkeiten, den Nachwuchs in den eigenen Reihen zu behalten, wenn sich auf einmal finanzkräftige Proficlubs für die talentierten Kicker interessieren.

Der Band hat es wahrlich verdient, dass er von einer Fachjury als Fußballbuch des Jahres 2008 ausgezeichnet wurde. Die lobenden Worte des Sportchefs der "Süddeutschen Zeitung", Ludger Schulze, sprechen für sich. Er meinte in seiner Laudatio bei der Preisverleihung: "Ruf ist ein hochspannendes Lese-Buch gelungen mit total verrückten Geschichten voller Lust und Leid." Wohl wahr.

Christoph Ruf: Ist doch ein geiler Verein - Reisen in die Fußballprovinz, Verlag Die Werkstatt. Göttingen 2008, 238 Seiten, ISBN 978-3-89533-596-9, 16,90 Euro.

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