Frauenfußball Wagner freut sich auf Riegelsberg

Bahlingen/Sand · Saarländische Profifußballerin spielt mit Bundesligist SC Sand im DFB-Pokal im Saarland. Heute wird die Ex-Saarbrückerin 27 Jahre alt.

 2008 verlor Selina Wagner (links) mit dem 1. FC Saarbrücken im Pokalfinale, hier gegen Karolin Thomas vom 1. FFC Frankfurt.

2008 verlor Selina Wagner (links) mit dem 1. FC Saarbrücken im Pokalfinale, hier gegen Karolin Thomas vom 1. FFC Frankfurt.

Foto: dpa/Z1004 Peer Grimm

Wo zum Teufel liegt eigentlich Sand? Würde der SC Sand aus dem 1800-Einwohner-Örtchen nördlich von Offenburg nicht in der Frauen-Bundesliga spielen, würde ihn wohl niemand kennen. Seit diesem Sommer spielt auch eine der besten saarländischen Fußballerinnen für den Dorfverein, der sich still und heimlich in der höchsten deutschen Liga etabliert hat. Selina Wagner schwärmt: „Hier ist ein unheimlicher Teamgeist, jeder hilft dem anderen. Ich wurde aufgenommen, als wäre ich schon länger da.“ Kurzum: „Aus wenigen Mitteln wird hier viel gemacht.“

Am morgigen Samstag gastiert Sand um 18 Uhr in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligisten 1. FC Riegelsberg. Wagner freut sich schon auf die Rückkehr ins Saarland: „Ich kenne ungefähr 90 Prozent der Riegelsberger Mannschaft aus der Jugend des 1. FC Saarbrücken.“ Beim FCS wurde die Winterbacherin ausgebildet, schoss von 2006 bis 2009 in 56 Spielen 28 Tore und erreichte mit der Mannschaft 2008 das DFB-Pokalfinale in Berlin (1:5 gegen den 1. FFC Frankfurt). Mit den damaligen Topspielerinnen Dzsenifer Marozsan, Nadine Keßler und Josephine Henning hat sie auch heute noch Kontakt.

Die in St. Wendel geborene Fußballerin spielt seit dieser Saison für Sand, den DFB-Pokalfinalisten von 2016. Wagner, die am heutigen Freitag ihren 27. Geburtstag feiert, spielte zuvor zwei Jahre lang beim Bundesliga-Konkurrenten SC Freiburg. Die Station im Breisgau war ihre zweite im „großen“ Fußball. Zuvor hatte die Saarländerin von 2009 bis 2015 beim VfL Wolfsburg gespielt. Dort hatte sie 2013 das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewonnen und alle drei Titel insgesamt je zweimal gewonnen. Nachdem dort ihre Spielzeit weniger wurde und der VfL den Vertrag nicht mehr verlängern wollte, folgte der Wechsel nach Freiburg. „Ich wollte mehr spielen“, sagt die Saarländerin und erklärt damit auch ihren Wechsel nach Sand.

Ins Saarland kommt der Blondschopf, den die meisten Fans mit schwarz gefärbten Haaren kennen („Ich färbe, seit ich 14 bin“), immer noch oft. Die Eltern wohnen in Winterbach und St. Wendel, erst am Einheitsfeiertag diese Woche war Wagner zum 80. Geburtstag der Oma in der alten Heimat. Wenn viele Spiele sind, kann es aber auch manchmal Monate dauern, bis sie wieder im St. Wendeler Land bei der Familie ist. Auch zum 1. FC Saarbrücken hat Wagner noch Kontakte, dazu kommen ab und an Testspiele wie mit Freiburg gegen den FCS. „Ich erinnere mich gerne an die erfolgreichen Zeiten“, blickt sie zurück. Wäre das Team zusammengeblieben, hätte der FCS auch längere Zeit Bundesliga spielen können, glaubt sie.

Es war eine Mischung aus Verletzungspech und Konkurrenz, warum auf die Länderspiele für die deutsche U17, U19 und U20 keine A-Länderspiele folgten. „Klar haben mich die zwei Kreuzbandrisse zurückgeworfen. International fehlt mir vielleicht auch etwas die Robustheit“, sagt die frühere Offensivspielerin, die zuletzt fast immer im defensiven Mittelfeld auf der 6 spielte. Nach einem Meniskusriss ist sie seit 2014 ohne große Verletzungen.

Vor der Heim-WM 2011 hatte Selina Wagner für Schlagzeilen gesorgt, als sie sich mit vier anderen Nachwuchs-Nationalspielerinnen für den Playboy ablichten ließ. Damals galt sie als große Nachwuchs-Hoffnung, A-Länderspiele schienen programmiert.

Wagner wohnt wie schon zu ihrer Freiburger Zeit in Bahlingen am Kaiserstuhl, die für viele Sonnenstunden bekannte Stadt ist rund 60 Kilometer von Sand entfernt. Durch den Wechsel musste sie nicht umziehen. In Sand ist die Saarländerin Profi, dazu absolviert sie noch ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. In Wolfsburg hatte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert, dort Einblicke in alle Abteilungen erhalten und später beim VfL in der Lohn- und Gehaltsabrechnung gearbeitet. „In Freiburg habe ich auch in der Presse-Abteilung gearbeitet“, erzählt sie. In diesem Bereich würde Wagner auch später nach der Karriere gerne arbeiten. Und als Kommunikations-Profi könnte sie dann auch jedem erklären, wo dieses Sand denn eigentlich liegt.

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