Vorwürfe gegen Kiel werden konkreter

Kiel. Jesper Nielsen will nicht mehr schweigen. Der dänische Unternehmer und Gesellschafter des Handball-Bundesligisten Rhein Neckar-Löwen gilt als Kronzeuge im Manipulationsskandal um den THW Kiel. Nielsen gehörte zu jenen Löwen-Vertretern, denen Kiels Ex-Trainer Noka Serdarusic am 11. Februar verraten haben soll, wie der THW seit 2000 Spiele in der Champions League verschob

Kiel. Jesper Nielsen will nicht mehr schweigen. Der dänische Unternehmer und Gesellschafter des Handball-Bundesligisten Rhein Neckar-Löwen gilt als Kronzeuge im Manipulationsskandal um den THW Kiel. Nielsen gehörte zu jenen Löwen-Vertretern, denen Kiels Ex-Trainer Noka Serdarusic am 11. Februar verraten haben soll, wie der THW seit 2000 Spiele in der Champions League verschob. Auch Uwe Schwenker, mittlerweile als THW-Geschäftsführer zurückgetreten, soll Nielsen gegenüber die Bestechungen zugegeben haben.Das, was Nielsen berichtet, dürfte die Handballwelt in ihren Grundfesten erschüttern. Serdarusic soll ihm verraten haben, dass "22 von 25 Top-Schiedsrichterpaaren für Bestechungsgelder empfänglich" seien. Serdarusic und Schwenker hätten auch zugegeben, dass das Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen Flensburg gekauft gewesen sei. "Die frühe Rote Karte gegen Boldsen hing mit der Bestechung zusammen. Am Ende war es nicht nötig, offensichtlich für Kiel zu pfeifen. Serdarusic und Schwenker sagten: Manchmal brauchten die Schiris vom Spielverlauf gar nicht parteiisch zu pfeifen." Das Geld sei "als Sicherheit" gedacht gewesen, so Nielsen. Der Staatsanwaltschaft liegen bekanntlich Zeugenaussagen vor, wonach der Champions-League-Sieg 2007 laut Schwenker insgesamt 120 000 Euro gekostet habe. Schwenker bestreitet wie Serdarusic die Vorwürfe.Serdarusic habe berichtet, dass zunächst die Schiedsrichter "mit Bargeld bestochen worden sind", führt Nielsen aus. Als Serdarusic im Juni 2008 in Kiel beurlaubt worden sei, habe er sich an Schwenker rächen wollen und habe sich Kontoauszüge seines kroatischen Freundes Nenad Volarevic organisiert, der 2007 als Geldbote fungiert haben soll. "Mit den Kontoauszügen wollte Serdarusic aus Rache Schwenker selbst erpressen oder ihn aus dem Verein pressen", so Nielsen. Schwenker habe in Zagreb die Bestechung an sich zugegeben, aber die Schuld dem Trainer in die Schuhe geschoben: "Nicht ich habe das gemacht, sondern Noka. Das ist alles über den Balkan gelaufen." Auch THW-Gesellschafter Hubertus Grote, Geschäftsführer der Kieler Nachrichten, wisse alles, habe Schwenker ihm damals gesagt.Serdarusic wiederum habe am 11. Februar behauptet, er habe nur die Anweisungen Schwenkers ausgeführt. Das Geld aus den Überweisungen an Volarevic habe dieser "dann an die Schiedsrichter verteilt". All diese Berichte haben laut Nielsen dazu geführt, den Dreijahresvertrag der Löwen mit Serdarusic, der im Juli 2009 beginnen sollte, wieder aufzulösen. "Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, dass ich so eine Sache gedeckt habe."Die Schiedsrichter der Champions League, die von der Europäischen Handball-Föderation (EHF) organisiert wird, unterscheiden sich kaum von den Aufgeboten bei Europa- und Weltmeisterschaften unterscheiden. Die Verantwortlichen der EHF mauern. "Ich bin nicht bereit, über dieses Thema zu reden", sagte Sandor Andorka, Chef der Schiedsrichterkommission.

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