Vorreiter im Kampf um ein neues Image

Saarbrücken · Der saarländische Radsportverein „Bike Aid – Ride for help“ wird in der kommenden Saison mit einer eigenen Profimannschaft an Intercontinental-Rennen des Weltverbandes UCI teilnehmen – und einigen seiner Teammitgliedern damit völlig neue Perspektiven eröffnen.

 Die bisherige Mannschaft von „Bike Aid – Ride for help“ erhält Zuwachs von Sportlern aus Afrika. Foto: Bike aid

Die bisherige Mannschaft von „Bike Aid – Ride for help“ erhält Zuwachs von Sportlern aus Afrika. Foto: Bike aid

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Es geht ihnen nicht um den Radsport und die Leistung allein, den Mitgliedern des karitativen Vereins "Bike Aid - Ride for help". Sie wollen mit Hilfe des Sports etwas bewegen, Menschen aus strukturschwachen Ländern Wege aufzeigen, wie sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Damit will der Verein "dem Radsport nach all der negativen Medienberichterstattung zu einem neuen Ansehen verhelfen, Vorreiter sein", sagt Matthias Schnapka, einer von vier Teamkoordinatoren des 2005 gegründeten Vereins.

Ein Olympia-Teilnehmer dabei

Ganz schön große Ziele für einen einzelnen Verein. Aber nicht für "Bike Aid", wie Schnapka und Timo Schäfer, ebenfalls Teamkoordinator und begeisterter Radfahrer, versichern. Gelingen sollen die Vorhaben mit einer eigenen Profimannschaft, das aus dem Verein heraus gegründet wurde. Ab Saisonbeginn im März wartet "Bike Aid" mit einem eigenen, 13-köpfigen Profiteam auf, lizenziert durch den Radsport-Weltverband UCI.

Wichtig sei den Verantwortlichen des Vereins, Radsportler aus eben jenen strukturschwachen afrikanischen Ländern nach Deutschland zu holen, um ihnen hier über den Sport hinaus berufliche Qualifikationen zu vermitteln. So kommt etwa Dan Craven, der Olympia-Erfahrung (London 2012) vorweisen kann, aus Namibia ins Saarland. Während ihres Deutschland-Aufenthaltes werden die Sportler ein fünfmonatiges Betriebspraktikum absolvieren - je nach Interessen in der Saarbrücker Werbeagentur Haus & Gross, dem Radsalon in Saarbrücken oder der Schreinerei Feld in Beckingen. "Da wir nur einzelne Fahrer nach Deutschland holen können, müssen diese entsprechend veranlagt sein", sagt Schnapka. Das heißt, sie müssen "halbwegs gut" Englisch sprechen können - und den Willen haben, über den Radsport hinaus etwas zu lernen, das der Gemeinschaft in ihrer Heimat zugute kommt.

Der Kontakt zu den Radsportlern sei auf verschiedenen Rundfahrten in Afrika geknüpft worden. Im Fall von Meron Amanuel Mengstab aus Eritrea sei es besonders schwer gewesen, ihn nach Deutschland zu holen, da der Kontakt auf Drängen der dortigen Regierung nur über den afrikanischen Radsportverband laufen durfte. Unterstützt wird "Bike Aid" etwa bei der Beschaffung von Visa von einer Agentur für Entwicklungszusammenarbeit aus Münster.

60 Renntage für jeden Fahrer

Unter den "Bike Aid"-Fahrern ist auch der erfolgreiche saarländische Radsportler Michael Hümbert. "Er ist der beste Beweis dafür, dass es nun auch im Saarland die Möglichkeit für Nachwuchsfahrer gibt, in ein Spitzenteam zu kommen", sagt Schäfer. Für die kommende Saison sind Touren in Guadeloupe, Kanada, Burkina Faso und in ganz Europa geplant. Jeder Fahrer wird dabei etwa 60 Renntage absolvieren.

Wenn alles klappt und die jungen Radfahrer sich hier gut integrieren können, sollen im nächsten Jahr noch vier Radfahrer aus Afrika kommen. "Wir können damit keine Welten bewegen", räumt Schnapka ein, "aber zumindest Bausteine".

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