Fußball-Bundesliga Vorhang auf für „geilstes Spiel der Saison“

München · Im Bundesliga-Gipfeltreffen hat Titelverteidiger Bayern München wesentlich mehr zu verlieren als Borussia Dortmund.

 Bayern-Stürmer Robert Lewandowski (Mitte) will auch an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund jubeln. Der Pole könnte gegen seinen Ex-Verein sein 200. Bundesliga-Tor schießen.

Bayern-Stürmer Robert Lewandowski (Mitte) will auch an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund jubeln. Der Pole könnte gegen seinen Ex-Verein sein 200. Bundesliga-Tor schießen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Uli Hoeneß verspricht Borussia Dortmund die „Hölle von München“, doch in Wahrheit fürchtet der FC Bayern nach sechs Titeln in Serie den Absturz aus dem siebten Meister-Himmel. „Der Zweite ist der erste Verlierer“, sagt Bayern-Trainer Niko Kovac vor dem vorweggenommenen Endspiel um die Meisterschaft gegen Tabellenführer Dortmund an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky). Und eine Niederlage könnte für Kovac ganz persönlich schwerwiegende Konsequenzen haben.

Ganz Fußball-Deutschland und Millionen Fans in 205 Ländern erwarten eine Schlacht um die Schale – mit allerdings geänderten Vorzeichen: Der BVB kommt mit zwei Punkten Vorsprung und breiter Brust. „Wir haben schon beim 3:2 im Hinspiel gezeigt, dass wir sie schlagen können – und seit 2011 fünf Mal in München gewonnen“, tönt Sportdirektor Michael Zorc.

Das Selbstvertrauen der Jäger aus München dagegen hat zuletzt schwer gelitten, vom „Mia san mia“ ist derzeit wenig übrig. „Wir müssen als FC Bayern auftreten und zeigen, dass wir die Meisterschaft gewinnen wollen“, fordert Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Auch Präsident Hoeneß erhöht den Druck, von seiner Aussage, er könne notfalls auch mal ein Jahr auf die Schale verzichten, ist er längst wieder abgerückt.

Besonders im Fokus: Niko Kovac. Das vogelwilde 5:4 im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Zweitligist 1. FC Heidenheim war Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker, doch der Trainer behauptet: „Der Druck ist immer da, den meisten mache ich mir selbst.“ Er könne damit leben. Ob in Dortmund, gegen Ajax Amsterdam oder den FC Liverpool – „wir haben noch kein großes Spiel gewonnen, aber wir werden das schon schaffen“, betont Kovac. Seine Spieler geben sich jedenfalls alle Mühe, das altbekannte Münchner Selbstbewusstsein zumindest verbal zu transportieren. „Das ist das geilste Spiel der Saison, darauf wartet ganz Deutschland, wahrscheinlich ganz Europa – und für solche Spiele ist man in so einem Verein“, sagt Nationalspieler Leon Goretzka. Und der Pole Robert Lewandowski, der gegen seinen Ex-Club sein 200. Bundesliga-Tor erzielen will, meint: „Wir sind total heiß.“

Kovac versucht derweil verzweifelt, seinem Team mehr Kompaktheit einzuimpfen. „Wir müssen besser verteidigen“, sagt er: „Man muss es unbedingt wollen – auch als Künstler!“ Eine klare Ansage an Edeltechniker wie Thiago oder James, von denen einer seinen Platz im Mittelfeld an Arbeiter Javi Martínez verlieren könnte. Der zuletzt angeschlagene Kapitän Manuel Neuer kehrt ins Tor zurück, auch David Alaba ist dabei.

Kovacs Kollege Lucien Favre tüftelt noch an der Besetzung der Position des Linksverteidigers, weil Abdou Diallo verletzt fehlt. Im Angriff wird Mario Götze ziemlich sicher Paco Alcácer (fehlt wegen Armverletzung) ersetzen. Auch Raphael Guerreiro (muskuläre Probleme) fehlt. Eine Vorentscheidung im Kampf um den Titel erwartet der Coach nicht, Zorc setzt dem Bohei um den Kracher entgegen, man müsse deshalb „keinen dreifachen Salto machen“.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke schärft dennoch die Sinne der Mannschaft um Kapitän Marco Reus, der nach seiner Babypause zurückkehrt. „Die Bayern werden heiß sein wie selten zuvor“, sagt er – und fügt hinzu: „Das waren sie vor Liverpool auch.“ Dieser kleine Seitenhieb ist eine Ausnahme, die Rivalen begegnen sich mit großem Respekt. „Ich habe aktuell mit niemandem vom FC Bayern ein Problem“, sagt Watzke; auch von Hoeneß und Co. sind keine Gemeinheiten zu hören.

Stattdessen liegt der Fokus auf dem Sportlichen. „Bayern wird extreme Anstrengungen unternehmen, um dieses Spiel zu gewinnen“, sagt Zorc. Sollte es für Dortmund zur neunten Meisterschaft reichen, wäre dies eine „Riesensensation“, meint er, die Bayern seien „immer noch Favorit“. Kovac will da nicht widersprechen: „Wenn wir unsere Klasse abrufen, sind wir die beste Mannschaft Deutschlands und werden Meister.“

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