Vorfreude trotz Terminstress

Herr Boll, bei den Olympischen Spielen 2012 in London haben Sie mit der Mannschaft Bronze gewonnen. Die begehrte Einzelmedaille jedoch gewann Ihr Teamkollege Dimitrij Ovtcharov. Hat Sie das geärgert?Timo Boll: Im ersten Moment war ich ein bisschen traurig, dass ich selbst früh ausgeschieden bin (1:4 im Achtelfinale gegen den Rumänen Adrian Crisan, Anm. d. Red.)

Herr Boll, bei den Olympischen Spielen 2012 in London haben Sie mit der Mannschaft Bronze gewonnen. Die begehrte Einzelmedaille jedoch gewann Ihr Teamkollege Dimitrij Ovtcharov. Hat Sie das geärgert?Timo Boll: Im ersten Moment war ich ein bisschen traurig, dass ich selbst früh ausgeschieden bin (1:4 im Achtelfinale gegen den Rumänen Adrian Crisan, Anm. d. Red.). Aber ich konnte mich natürlich für ihn freuen. Ich war ja die ganze Zeit dabei und habe ihn angefeuert.

Ovtcharov gab sich nach Olympia kampflustig, besiegte Sie bei den German Open mit 4:2 und sprach von einem bevorstehenden Machtwechsel. Wie gehen Sie mit dieser Kampfansage um?

Boll: Das war ja keine Kampfansage an mich persönlich. Dima will einfach weiter nach oben. Er ist ein junger, motivierter Spieler, und es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre. Er ist eine Verstärkung für den deutschen Tischtennissport.

Macht es Sie nicht nervös, dass er als Weltranglistenachter Ihnen als Fünfter auf die Pelle rückt?

Boll: Nein, denn wir sind ja keine Konkurrenten, sondern Teamkollegen. Auf diesen Konkurrenzgedanken lasse ich mich nicht ein. Wir sind gute Kumpels und lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.

Gegeneinander spielen müssen Sie am Sonntag vielleicht trotzdem - beim Energis Masters. Dort zeigen manche Spieler, wie zum Beispiel Jan-Ove Waldner, mehr Show-Tischtennis als Siegeswillen. Ist es schwierig, gegen einen solchen Gegner nicht die Konzentration zu verlieren?

Boll: Da muss man versuchen, die Spannung zu halten. Natürlich ist das mehr Show bei manchen, aber das weiß man vorher, und man kann sich darauf einstellen, was auf einen zukommt.

Freuen Sie sich auf das Turnier?

Boll: Ja, ich bin sehr gerne da. Es ist sehr familiär und gut organisiert. Es ist zwar nicht der absolute Höhepunkt des Jahres, aber man will trotzdem gewinnen. Es wird nur etwas stressig, weil wir mit Borussia Düsseldorf am Samstagabend noch in Hamburg gegen Werder Bremen spielen. Aber ich hoffe, dass die Kraft reicht.

Sind Sie fit?

Boll: Mir geht es gut, ja. Es war ein anstrengendes, aber auch ein gutes Jahr mit vielen Turnieren. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Aber das Sportjahr ist noch nicht vorbei. Ich rechne immer von Sommer bis Sommer.

Was sind die kommenden Höhepunkte auf Ihrem Plan?

Boll: Natürlich die Einzel-Weltmeisterschaft im Mai in Paris und die Saison-Höhepunkte mit Borussia Düsseldorf. Da wollen wir möglichst viele Titel gewinnen. Dabei kommt es allerdings nicht nur auf mich an. Alle Spieler müssen eine Schippe drauflegen.

Werden Sie auch wieder in der chinesischen Liga aktiv sein?

Boll: Ja, im Sommer werde ich wieder für einige Wochen in China spielen. Die deutsche Liga ist zwar stark, aber in China sind die Top-Spieler im Vergleich stärker. Das ist eine große Herausforderung, die ich brauche, um mich weiter zu steigern.

Auf einen Blick

Im Sportzentrum in St. Wendel findet am Sonntag ab 11 Uhr das Energis Masters im Tischtennis statt mit zahlreichen Weltklassespielern statt. Das Masters ist ausverkauft. Gespielt wird in drei Gruppen. In Gruppe A spielen Timo Boll, Chen Weixing und Jan-Ove Waldner, in Gruppe B Dimitrij Ovtcharov, Werner Schlager und Kirill Skachkov, in Gruppe C Patrick Baum, Li Ping und Zoran Primorac.

Die Gruppenersten und der beste Gruppenzweite erreichen das Halbfinale. Das Finale ist für 16.50 Uhr angesetzt. Der Gewinner erhält einen Scheck in Höhe von 6000 Euro. Der Zweitplatzierte erhält 3000 Euro, die beiden Dritten kassieren jeweils 1500 Euro. red

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