Von Vollidioten und SesselfurzernBjörn Phau liefert dem Branchenprimus einen harten Kampf

New York. Der Präsident des Internationalen Tennis-Verbandes ein "Vollidiot", dazu "Schwachköpfe" und "Sesselfurzer" im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): Der Frust über die verpasste Olympia-Teilnahme und die zuständigen Funktionäre sitzt bei Michael Berrer richtig tief

 Michael Berrer hat nach seinem Erstrunden-Aus bei den US Open zu einem Rundumschlag ausgeholt. Foto: dpa

Michael Berrer hat nach seinem Erstrunden-Aus bei den US Open zu einem Rundumschlag ausgeholt. Foto: dpa

New York. Der Präsident des Internationalen Tennis-Verbandes ein "Vollidiot", dazu "Schwachköpfe" und "Sesselfurzer" im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): Der Frust über die verpasste Olympia-Teilnahme und die zuständigen Funktionäre sitzt bei Michael Berrer richtig tief. In einem verbalen Rundumschlag hat der Stuttgarter die umstrittenen Nominierungskriterien für das Tennis-Turnier in Peking scharf attackiert, nachdem er sich bei den US Open zunächst für sein Erstrunden-Aus selbst kritisiert hatte.

Ausdrückliche Unterstützung erhielt Wimbledon-Halbfinalist Rainer Schüttler, der sich über den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne in das Starterfeld der Olympischen Spiele geklagt hatte. Der DOSB hatte die Viertelfinal-Teilnahme bei einem Grand-Slam- oder einem Masters-Turnier verlangt - was Berrer nicht vorweisen konnte. "Was sind das für Kriterien? Da dürfte die Hälfte der Leichtathleten nicht hin", befand Berrer, der mit Schüttler befreundet ist, über dessen Klage informiert war und sie befürwortete.

Der Tennis-Weltverband ITF hatte verlangt, nach den French Open zu den besten 56 der bereinigten Weltrangliste zu gehören. Dies hatte Schüttler nicht erfüllt. Die ITF hatte daher verlangt, dass zuerst Denis Gremelmayr oder Berrer nachrücken sollten. ITF-Chef Francesco Ricci-Bitti hatte in harschem Ton erklärt, Schüttler nehme seinen Teamkollegen einen Platz weg. Berrer verlangte in einem Offenen Brief eine Entschuldigung, bekam nach eigenen Worten aber nur "einen politischen Brief" von Ricci-Bitti und ist verstimmt darüber, dass in Peking Spieler nachrückten, die in der Weltrangliste weit hinter ihm stehen. "Da spielt dann irgendso ein Mensch aus Timbuktu", schimpfte Berrer und warf dem ITF-Chef vor: "Der hat mich um Olympia gebracht."

Der 28-Jährige will sich mit seinen Kollegen des Spielerrates der Profi-Vereinigung ATP dafür einsetzen, dass es für das Olympia-Abschneiden keine Weltranglisten-Punkte mehr gibt. Das Gremium ist mit den Top 3, Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic, prominent besetzt und hatte auch den am Jahresende ausscheidenden ATP-Chef Etienne de Villiers mehrfach für dessen Reformpläne kritisiert. dpa

New York. Das Rampenlicht am ersten Tag der US Open in New York gehörte Boris Becker, die Herzen der Tennis-Fans Björn Phau. Nach Phaus couragierter Leistung gegen Rafael Nadal hatte Becker bei einer Parade früherer Champions seinen von Blitzlichtgewitter begleiteten Auftritt im Arthur-Ashe-Stadium. Zuvor hatte sich Phau mit seinem Drei-Stunden-Kampf gegen den neuen Branchen-Primus Nadal trotz des 6:7 (4:7), 3:6, 6:7 (4:7) einen Glanztag beschert, von dem er später einmal erzählen kann. "So ein Spiel bleibt in der Erinnerung. Ich habe gesehen, dass ich mit der Nummer eins mithalten kann", sagte der Qualifikant, der den Olympiasieger mitunter derart spektakulär ärgerte, dass viele der rund 17000 Fans aufstanden und Ovationen spendeten. Bei zweitklassigen Turnieren in Düsseldorf und der Ukraine wartet nun wieder der Alltag auf Phau, der zurück unter die besten 100 der Welt will.

Andreas Beck, der in Wimbledon in der ersten Runde gegen Nadal verloren hatte, hat seine Lehren daraus gezogen - und in der Nacht zu Dienstag den US-Amerikaner John Isner mit 7:6 (7:5), 6:4, 7:6 (7:3) besiegt. "Ich bin viel abgeklärter geworden", sagte der US-Open-Debütant. Gegen den Weltranglisten-Vierten David Ferrer aus Spanien kann sich Beck nun erneut beweisen. "Ich gehe da locker rein. Ich habe eher ein Problem mit Spielern, die hinter mir stehen", sagte er.

Mut machte der erste Auftritt von Philipp Kohlschreiber nach seinem Muskelfaserriss, der ihn die Olympia-Teilnahme kostete: 6:2, 6:3, 6:2 gegen Luis Horna aus Peru. Ausgeschieden sind dagegen Denis Gremelmayr und Michael Berrer. Gremelmayr verlor gegen den Belgier Steve Darcis mit 1:6, 7:6 (8:6), 6:7 (4:7), 4:6, Berrer unterlag dem Argentinier Jose Acasuso 4:6, 2:6, 2:6. dpa

"Der hat mich um Olympia gebracht."

Michael Berrer

über den Präsidenten des Internationalen Tennis-Verbandes

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