Wintersport Die Schere im Wintersport ist groß

München · Die Athleten auf Schnee und Eis starten in ihre Saisons. Finanziell zahlen sich Erfolge aber sehr unterschiedlich aus.

 Die Weltmeisterin als Geldmeisterin: Biathletin Laura Dahlmeier ist ein Star – und eine der wenigen deutschen Wintersportler, die dank ihrer Erfolge richtig Geld verdienen. Den meisten Kollegen geht es da anders.

Die Weltmeisterin als Geldmeisterin: Biathletin Laura Dahlmeier ist ein Star – und eine der wenigen deutschen Wintersportler, die dank ihrer Erfolge richtig Geld verdienen. Den meisten Kollegen geht es da anders.

Foto: dpa/Michael Kappeler

An den Wochenenden regieren im deutschen Fernsehen wieder die Wintersportler – von einer königlichen Entlohnung sind die meisten Athleten auf Schnee und Eis aber weit entfernt. Neben Stars wie Biathletin Laura Dahlmeier, Andreas Wellinger im Skispringen oder dem Alpin-Routinier Felix Neureuther kann der überwiegende Teil der Protagonisten nicht vom Sport allein leben. „Wegen dem, was man bei uns verdient, braucht man nicht Leistungssportler werden“, sagt die Snowboarderin Selina Jörg – daran habe auch ihre olympische Silbermedaille gar nichts geändert.

Der deutsche Wintersport ist finanziell eine Zweiklassen-Gesellschaft mit wenigen Topverdienern wie Dahlmeier, die Anfang 2018 in einem Interview sagte: „Geld sollte nie die Motivation Nummer eins sein. Aber mit Biathlon lässt sich sicher gutes Geld verdienen.“ Nicht weniger als 18 teilweise namhafte Sponsoren unterstützen die Biathletin, die es pro Winter auf mehrere Hunderttausend Euro Einnahmen bringt, zusammengesetzt aus Preis- und Sponsorengeldern.

Auch andere können von ihrem Sport leben – weil dieser viel TV-Zeit bekommt und für Geldgeber interessant ist. Skirennfahrer Neureuther, der im vergangen Jahr wegen eines Kreuzbandrisses gar nicht gefahren ist und aktuell einen Daumenbruch auskuriert, ist seit Jahren das Gesicht der Alpin-Sparte und deshalb über etliche Sponsorenverträge auch finanziell abgesichert. Skispringer Wellinger erhielt am vergangenen Sonntag für seinen zweiten Platz im Weltcup von Kuusamo nicht nur 8000 Schweizer Franken Preisgeld. Auch der lukrative Helmsponsor Red Bull spült dem Bayern reichlich Geld in die Kasse.

Von solchen Deals können Athleten kleinerer Sportarten nur träumen – und das selbst nach großen Erfolgen. Die Snowboarderin Ramona Hofmeister war im vorigen Winter eine der Weltbesten ihrer Zunft und holte bei den Winterspielen Bronze. „Seit der Medaille ist aber kein einziger Sponsor dazugekommen“, erzählt sie: „Es gab noch nicht einmal Anfragen.“ Sie selbst habe sogar aktiv bei möglichen Partnern nachgefragt, „aber nur Absagen oder gar keine Reaktion erhalten“.

Von Januar bis September wurde Hofmeister von den Stadtwerken Bad Reichenhall als Helmsponsor unterstützt, und just in jene Zeit fiel der Olympia-Coup in Südkorea. Trotzdem wollte das Unternehmen nicht verlängern und sich auf Anfrage auch nicht zu den Gründen äußern. „Wir sind halt eine Randsportart“, sagt Hofmeister dazu.

Auf diesen Status sind auch andere Disziplinen abgerutscht. Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein etwa fuhr zu ihren besten Zeiten geschätzt eine halbe Million Euro pro Jahr ein. Aber längst ist für ihre medizinischen Gutachten, Anwaltskosten und Prozesse alles draufgegangen, sodass sie vor der Verhandlung vor dem Bundesgerichtshof schon Fans und Unterstützer um Kostenzuschüsse bat. Pechstein war 2009 wegen Blutdopings gesperrt worden, seither läuft ein nicht enden wollender Rechtsstreit durch alle möglichen Instanzen.

Bei den Langläufern flossen in den Jahren von Tobias Angerer, Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad noch viele Sponsorengelder. Wegen ausbleibender Erfolge aber haben sich auch da die Zeiten geändert. Die Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Johannes Rydzek verdienen wegen ihrer großen Erfolge gut, aber selbst sie sind auf Bundeswehr und Bundespolizei als Arbeitgeber angewiesen.

„Die meisten von uns haben einen Behördenplatz, das ist das A und O“, erklärt Snowboarderin Jörg, die Oberfeldwebel bei der Bundeswehr ist. Sie kassiert für einen Weltcup-Sieg 10 000 Schweizer Franken, Steuern gehen noch weg. Von der Sporthilfe gab es nach Olympia eine kleine Prämie. „Wenn man das mit anderen Sportarten vergleicht, da lachen die wahrscheinlich drü­ber“, sagt die Allgäuerin, der das Snowboard gestellt wird, die ihre Snowboardschuhe aber selbst finanzieren muss.

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