Von Quälgeistern und Chaoten

Baden-Baden. "Ein ganz feiner Kerl", "ein kleiner Quälgeist" sowie "Patienten, Chaoten und starke Typen" haben sich bei der Wahl zum Sportler des Jahres durchgesetzt. Bei der Gala im Kurhaus in Baden-Baden charakterisierten Trainer und Mentoren so Matthias Steiner, Britta Steffen und die Hockey-Nationalmannschaft der Herren

Baden-Baden. "Ein ganz feiner Kerl", "ein kleiner Quälgeist" sowie "Patienten, Chaoten und starke Typen" haben sich bei der Wahl zum Sportler des Jahres durchgesetzt. Bei der Gala im Kurhaus in Baden-Baden charakterisierten Trainer und Mentoren so Matthias Steiner, Britta Steffen und die Hockey-Nationalmannschaft der Herren. Gewichtheber Steiner spielte im Sportjahr 2008 mit Olympischen Spielen, Fußball-Europameisterschaft und vielen weiteren Höhepunkten eine herausgehobene Rolle. Erst der Schicksalsschlag durch den Unfalltod seiner Frau Susann. Dann das sensationelle Gold in Peking nach einem Kraftakt im letzten Stoßen. "Der aufregendste Moment war Matthias Steiners dritter Versuch. Er wird zurecht gefeiert", sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen-Sportbunds. Und Trainer Frank Mantek lobte seinen 145-Kilogramm-Koloss: "Du bist nicht nur ein guter Gewichtheber, sondern auch ein ganz feiner Kerl, der es verdient hat."

Steiner, der vor Tischtennis-Ass Timo Boll und Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno von Tri-Sport Saar-Hochwald siegte, präsentierte sich bei der von der Internationalen Sport-Korrespondenz seit 1947 veranstalteten Wahl als liebenswürdiger Vertreter seiner auf einen Schlag ins Rampenlicht gerückten Randsportart. "Das Gewichtheben ist nicht populär, aber populärer geworden", sagte der Athlet vom Chemnitzer AC: "Es fragt keiner mehr, was Reißen und Stoßen ist."

Schwimmerin Britta Steffen räumte ein, ihr sei nach ihrem Doppel-Olympiasieg über 100 und 50 Meter Freistil "eine Riesenlast von den Schultern gefallen". Jetzt mache das Training wieder Spaß, "der Rucksack ist weg". Und sie hat noch große Ziele: "Mir fehlt ein WM-Titel." Zudem liebäugelt sie mit einem Olympia-Start 2012: "Ich habe noch das ganze Leben vor mir. Was soll ich sonst machen?" Franziska van Almsick sagte in ihrer Laufatio: "Ich kenne sie als kleinen Quälgeist in meiner Trainingsgruppe." Sie sei "wahnsinnig stolz" über Steffens Olympia-Erfolg, der ihr selbst nie vergönnt war. "Trotz meiner zwei Goldmedaillen von Peking steht Franzi immer noch über mir. Sie ist ein gesamtdeutscher Star", sagte die 25-jährige Berlinerin.

Die Hockey-Herren hatten nach einer Krisensitzung in der Tiefgarage unter dem Olympischen Dorf Gold geholt und danach das Deutsche Haus in Einzelteile zerlegt. Nicht von ungefähr charakterisierte Bundestrainer Markus Weise seine Spieler als "Patienten, Chaoten und starke Typen".

Aber auch die von 1350 Journalisten auf die zweiten und dritten Plätze gewählten Sportler gaben nicht nur in Abendrobe eine gute Figur ab, sondern glänzten auch auf der Bühne mit Wortwitz. "Ich weiß, dass die Bayern gerne Herbstmeister geworden wären. Wir widmen ihnen diesen Titel heute. Für uns ist er nicht so wichtig", spöttelte Manager Jan Schindelmeiser von 1899 Hoffenheim, das in der Fußball-Bundesliga Herbstmeister ist und bei der Wahl Rang zwei belegte.

Regina Halmich, die zwölf Jahre lang Box-Weltmeisterin war und ihren Titel 44 Mal verteidigte, erhielt den "Preis für Vorbilder im Sport". Die Karlsruherin will die dafür ausgelobten 20000 Euro einem Projekt für Straßenkinder spenden.

Sportlerin des Jahres

1. Britta Steffen (Schwimmen) 3683 Stimmen

2. Britta Heidemann (Fechten) 2076

3. Magdalena Neuner (Biathlon) 1545

4. Lena Schöneborn (Mod. Fünfkampf) 1334

5. Andrea Henkel (Biathlon) 1219

6. Sabine Spitz (Mountainbike) 1053

7. Isabell Werth (Dressurreiten) 627

8. Anni Friesinger (Eisschnelllauf) 610

9. Maria Riesch (Aki alpin) 509

10. Jenny Wolf (Eisschnelllauf) 439Sportler des Jahres

1. Matthias Steiner (Gewichtheben) 3665

2. Timo Boll (Tischtennis) 2383

3. Jan Frodeno (Triathlon) 1647

4. Hinrich Romeike (Vielseitigkeitsreiter) 1293

5. Sebastian Vettel (Motorsport) 1205

6. Ole Bischof (Judo) 792

7. André Lange (Bob) 791

8. Fabian Hambüchen (Turnen) 751

9. Alexander Grimm (Kanuslalom) 600

10. Dirk Nowitzki (Basketball) 560Team des Jahres

1. Hockey-Nationalmannschaft Männer 3381

2. 1899 Hoffenheim (Fußball/Männer) 2467

3. Tischtennis-Nationalteam Männer 1494

4. Vielseitigkeits-Equipe 1078

5. Biathlon-Staffel Frauen 1032

6. Kajak-Vierer Frauen 827

7. Fußball-Nationalmannschaft Männer 819

8. Dressur-Equipe 803

9. THW Kiel (Handball/Männer) 792

10. Savchenko/Szolkowy (Eiskunstlauf) 764Xxxx

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