Von Null auf Europameisterin

Saarbrücken. Beim Betreten ihres Büros fällt direkt ein übergroßes Glas Nutella ins Auge. "Ich habe gehört, durch den ganzen Zucker wird man nicht so oft krank", sagt Monika Weihs lachend, räumt das große Glas vom Frühstückstisch wieder in den Schrank und setzt sich an den Schreibtisch

 Wenn die Eppelbornerin nicht schwimmt, radelt oder läuft, sitzt sie an ihrem Schreibtisch beim LKA in Saarbrücken. Foto: Wieck

Wenn die Eppelbornerin nicht schwimmt, radelt oder läuft, sitzt sie an ihrem Schreibtisch beim LKA in Saarbrücken. Foto: Wieck

Saarbrücken. Beim Betreten ihres Büros fällt direkt ein übergroßes Glas Nutella ins Auge. "Ich habe gehört, durch den ganzen Zucker wird man nicht so oft krank", sagt Monika Weihs lachend, räumt das große Glas vom Frühstückstisch wieder in den Schrank und setzt sich an den Schreibtisch. Am Arbeitsplatz der 42-Jährigen beim Landeskriminalamt (LKA) in Saarbrücken sieht es auf den ersten Blick ganz und gar nicht nach Spitzensport aus. Nur ein einzelner Pokal thront über den Aktenstapeln. "Das ist alles, was ich da bekommen habe, kein Preisgeld, kein Gutschein. Nur den Pokal. Aber er sieht schön aus."

Die Eppelbornerin Monika Weihs wurde Anfang Juli beim Ironman in Frankfurt Triathlon Europameisterin in der Klasse W40, 16. Frau insgesamt und siebtbeste Amateur-Sportlerin im Feld. 10:17,41 Stunden brauchte sie für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und den 42,195 Kilometer langen abschließenden Marathonlauf. "185 Kilometer Radfahren. Die Strecke in Frankfurt war etwas länger. Sonst wäre die Zeit auch besser gewesen", korrigiert sie. 2300 Athleten aus 55 Nationen waren in der Bankenmetropole am Start.

"Das war sicher mein schönster Wettkampf bisher. Es war nie mein Ziel, Europameisterin zu werden. Auf der Laufstrecke hab ich aber dann erfahren, dass ich vorne liege. Danach lief es wie von selbst." Nach dem Schwimmen lag sie noch weit zurück auf Rang 62, auf der Radstrecke flog die Polizistin dann an allen vorbei. "Das hat natürlich Spaß gemacht", erzählt sie mit Schmunzeln.

Erst vor vier Jahren hat die Eppelbornerin mit dem Triathlonsport angefangen. Damals habe sie sich nur einen Wettkampf ihres Freundes angeschaut und danach selbst losgelegt. Seitdem stand jedes Jahr ein Rennen über die Ironman-Distanz an. Sie trainiert beim Phönix Tri Team unter Trainer Markus Kneip, absolvierte in diesem Jahr Trainingslager auf Mallorca und Sardinien. "Erst letztes Jahr habe ich den Trainer gewechselt. Ich denke, Markus Kneip hat einen sehr großen Anteil an diesem Erfolg. Aber auch vorher hat Mustafa Okyay sehr gute Arbeit geleistet. Es ist wichtig, jemanden zu haben, der einen immer wieder kontrolliert. Sonst kommt der Schlendrian durch."

Und wie sieht ihre normale Trainingswoche aus, wenn kein Trainingslager ansteht? "Drei Mal Schwimmen, 60, 70 Kilometer Laufen und 300 bis 400 Kilometer Radfahren. Aber das schwankt natürlich von Woche zu Woche." Schließt sich die Frage an, wie dieses Pensum als Berufstätige zu absolvieren ist? "Ich bin da kreativ geworden. Zum Beispiel bin ich mit dem Rad zur Arbeit gekommen oder ich geh' in der Mittagspause laufen. So etwas summiert sich dann." Sie legt Wert darauf, als waschechte Amateurin bezeichnet zu werden. Kein Verein oder Sportverband unterstützt die Europameisterin. Sport ist Hobby, mehr nicht. Startgelder, Ausrüstung, Reisekosten und Unterkünfte bezahlt sie immer aus eigener Tasche. "Den Urlaub opfere ich gerne fürs Training, aber das Konto wird dann doch etwas strapaziert."

Erst vor Kurzem wurden 450 Euro abgebucht. "Das war das Startgeld für Hawaii. Aber das bezahle ich sehr gerne", klärt sie lächelnd auf. Gemeint ist die Anmeldung für den bekanntesten Ironman der Welt, für den sie sich in Frankfurt qualifizierte. Am 9. Oktober findet das Rennen am anderen Ende der Welt statt. "Für den Wettkampf gibt es kein Ziel. Nur mitmachen und ankommen."

In nur vier Jahren hat es die Polizistin von Null zur Europameisterin und zum Ironman nach Hawaii geschafft. Ist ihr die Entwicklung nicht selbst etwas unheimlich? "Damit konnte man nicht unbedingt rechnen. Aber wer trainiert wird besser. So ist das eben."

Nur ihre Mutter kann das Hobby der Tochter nicht ganz verstehen und hat sie kurzerhand für "verrückt" erklärt. "Aber sie unterstützt mich trotzdem und kocht immer noch für mich", sagt Weihs grinsend. Immer nur Brot mit Nutella wäre ja auf die Dauer auch nicht leistungsfördernd. "Ich bin auch schon mit dem Rad zur Arbeit gekommen"

Monika Weihs

erklärt, wie sie ihr Trainingspensum schafft

 Noch immer am Lächeln. Monika Weihs vor dem Wechsel auf die Laufstrecke. Fotos: SZ/Privat

Noch immer am Lächeln. Monika Weihs vor dem Wechsel auf die Laufstrecke. Fotos: SZ/Privat

 Den abschließenden Marathonlauf absolvierte sie in 3:44,25 Stunden.

Den abschließenden Marathonlauf absolvierte sie in 3:44,25 Stunden.

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