Von großen Titelträgern und gefallenen Helden

Fangen wir mal mit dem Schlechten an: Das Buch von Gunnar Meinhardt „Ready to rumble“ hätte einen wesentlich besseren Titel verdient als eben jenen mittlerweile sehr abgedroschenen Ausruf des Ringsprechers Michael Buffer, der seit Jahrzehnten vor großen Kämpfen im Boxring steht und die Protagonisten präsentiert. Viele können dieses langgezogene „Llllllllet's get ready to rummmmmblllllle“ nicht mehr hören.

All diesen sei die Lektüre dieses Buches trotzdem empfohlen. Denn was Gunnar Meinhardt dem Leser da auf 800 Seiten serviert, ist vielleicht das beste Boxbuch, das in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen ist.

Es ist kein gewöhnliches Buch. Denn zum einen ist Meinhardt ein echter Box-Experte und mehr als nur nah dran an der Szene. Zum anderen - und spätestens hier zeigt sich Meinhardts Stellenwert im Boxzirkus - hat der Autor alles, was Rang, Namen und Titelgürtel hat, zum Interview bekommen.

Angefangen bei der deutschen Sport-Ikone Max Schmeling, mit dem Meinhardt das letzte Interview vor dessen Tod führte, über die anderen deutschen Weltmeister wie die Rocchigiani-Brüder, Henry Maske, Sven Ottke oder Arthur Abraham bis zu den großen ausländischen Faustkämpfern wie Muhammad Ali, Mike Tyson oder Evander Holyfield. "Traurige Helden" wie Axel Schulz, der gegen George Foreman um den WM-Titel im Schwergewicht betrogen wurde, oder gescheiterte Existenzen, die heute von Sozialhilfe leben müssen, kommen ebenfalls zu Wort.

Meinhardt zeigt in insgesamt 88 Interviews die ganze Faszination des Boxens, beschreibt, wie Boxer zu Helden werden und wie tief sie fallen können. Viel dichter geht es nicht, viel persönlicher auch nicht. Nur der Titel - der hätte besser sein können. Schwamm drüber.

Gunnar Meinhardt: Ready to rumble - Box-Boom Deutschland. G. Meinhardt im Gespräch mit den Stars, Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2013, 800 Seiten, ISBN 978-3-355-01808-1, 29,99 Euro.

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