Handball-Weltmeisterschaft der Frauen Von der Couch ins Rampenlicht der WM

Leipzig · Friederike Gubernatis ist bislang die große Überraschung in der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Heute geht’s gegen Serbien.

 Handballerin Friederike Gubernatis (Mitte) bedankt sich nach dem Spiel gegen Südkorea bei den Fans in Leipzig für die Unterstützung. Auch beim zweiten Sieg im zweiten WM-Spiel war sie die beste Spielerin der Mannschaft.

Handballerin Friederike Gubernatis (Mitte) bedankt sich nach dem Spiel gegen Südkorea bei den Fans in Leipzig für die Unterstützung. Auch beim zweiten Sieg im zweiten WM-Spiel war sie die beste Spielerin der Mannschaft.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Friederike Gubernatis kann es selbst kaum fassen. „Das ist eine Art Traum, die Krönung, was hier gerade passiert“, sagte die Handball-Nationalspielerin nach ihrem erneuten Gala-Auftritt, noch immer vollgepumpt mit Adrenalin und Glückshormonen. Die 29-Jährige ist bislang die große Überraschung der Heim-WM.

Auch nach dem Sieg gegen Südkorea (23:18) am späten Sonntagabend erhielt die Linkshänderin aus Buxtehude die Auszeichnung als beste Spielerin. Auch im Gruppen-Showdown heute (18 Uhr/Sport1) gegen Serbien will sie wieder auftrumpfen – dabei war sie eigentlich gar nicht für das Turnier vorgesehen. Nur durch die schwere Verletzung von Rückraumspielerin Anne Hubinger (Mittelfußbruch) sprang sie noch auf den WM-Zug.

Es war ein dunkler Tag im Oktober. Gubernatis kam gerade von der Arbeit, als ihr Handy klingelte. „Es war eine unbekannte Nummer. Eigentlich wollte ich für zwei Minuten meine Ruhe und bin dann doch rangegangen“, erinnert sich die gelernte Sportwissenschaftlerin. Es war Bundestrainer Michael Biegler.

Der Rest der Geschichte liest sich wie ein modernes Handball-Märchen. Gubernatis, die ihre letzten Länderspiele 2009 absolviert hatte, packte ihre Koffer und streifte Ende Oktober erstmals nach acht Jahren wieder das Trikot der Nationalmannschaft über. „Nach so einer langen Zeit hätte ich nicht mehr damit gerechnet“, erzählt Gubernatis. Das sei „alles unglaublich“.

Bei ihrer späten Rückkehr ins deutsche Team hatte Gubernatis keinerlei Anlaufschwierigkeiten, integrierte sich in Rekordzeit und ist als kampfstarke Antreiberin im rechten Rückraum nicht mehr aus dem deutschen Spiel wegzudenken. Den vier Treffern zum Turnier­auftakt gegen Kamerun ließ sie sieben gegen Südkorea folgen.

„Ich bewundere Fredda. Mit welcher Coolness und Abgezocktheit und auch welcher Selbstverständlichkeit sie auftritt und ihre Dinger macht – das ist Wahnsinn“, sagte Kapitän Anna Loerper. Und Trainer Biegler meinte: „Es freut mich natürlich, dass sie so schnell Fuß gefasst hat. Ich habe gewusst, dass Friederike uns helfen kann mit Deckungsqualität und ihrem Zug zum Tor.“

Gegen Südkorea glänzte Gubernatis auch mit tollen Anspielen und als emotionale Leaderin. Die 1,77 Meter große Powerfrau wirkt wie die Batterie des deutschen Spiels. „Man berauscht sich ein Stück weit an sich selbst“, erzählt sie, zumal sie die letzten Jahre überhaupt nicht mehr mit einem solchen Karriere-Höhepunkt gerechnet habe.

Vor der WM brachte es Gubernatis bei 15 Länderspieleinsätzen auf 14 Tore, nun stehen schon elf Turnier-Treffer auf ihrem Konto. Und damit soll beileibe nicht Schluss sein. „Serbien wird sich nach den zwei optimalen Spielen sicherlich auf mich einstellen, aber ich werde versuchen, mein Bestes zu geben und ein paar andere Wurfvarianten auszupacken“, sagt sie und grinst. Gubernatis will noch zulegen.

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