Vom Problemkind zum teuersten Fußballer Englands

Manchester · Bevor Raheem Sterling zum teuersten Transfer Englands aufstieg, durchlebte er eine schwierige Jugend. Sein Ruf abseits des Platzes ist eher zweifelhaft. Dagegen sind seine Leistungen als Fußballer außergewöhnlich.

Der rasante Aufstieg des Raheem Sterling war lange Zeit nicht absehbar. "Wenn du so weitermachst wie bisher, bist du mit 17 entweder im Gefängnis oder in der Nationalmannschaft", soll ein Lehrer mal gesagt haben, als Englands teuerster Fußball-Spieler einst in einer Einrichtung für Schwererziehbare gelandet war. Der Dribbelkünstler aber schaffte den Aufstieg zum Fußball-Star und debütierte mit 17 Jahren beim FC Liverpool und im Team der "Three Lions".

Drei Jahre später hat Sterling einen weiteren Superlativ erreicht: 62 Millionen Euro überweist Manchester City an Liver-pool und macht ihn zum Rekordspieler und einem der teuersten Fußballer der Welt. City gab ihm einen Fünfjahresvertrag. Angeblich erhält er ein Wochengehalt von 277 000 Euro geboten. "Ich bin nur froh, dass es jetzt vorüber ist. Ich kann es kaum erwarten, auf dem Trainingsplatz zu stehen", sagte Sterling gestern.

Sterling gilt auf der Insel als Versprechen auf eine bessere Zukunft der "Three Lions". Er steht für den Umbruch: Weg von den Altstars wie John Terry , Frank Lampard oder Steven Gerrard - hin zu umjubelten Youngstern wie ihm, Alex Oxlade-Chamberlain oder Jack Wilshere.

Der Weg an die Spitze war für ihn aber nicht vorgezeichnet. Er wuchs in einem Problemviertel der jamaikanischen Hauptstadt Kingston auf. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Familie nach England. Gewalt und Kriminalität gehörten auch in London zu seinem Leben. Sein Vater wurde erschossen, als Raheem neun war. Er wurde von der Schule verwiesen, kam in die Einrichtung für Schwererziehbare. Mit 16 wurde er Vater - durchs Internet kursierten gar Meldungen von mehreren unehelichen Kindern.

Vor dem Absturz rettete ihn der Fußball. In der Jugend der Queens Park Rangers fiel Sterling mit unberechenbaren Dribblings und gefährlichen Abschlüssen auf. Alle Topclubs buhlten um ihn, 2012 entschied sich Sterling für Liverpool. "Das war ein enormer Karriere-Schritt für mich", sagte er. Schnell wurde Sterling Stammspieler - und sorgte 2013/2014 mit seinen Sturmpartnern Daniel Sturridge und Luis Suárez beinahe für den ersten Meistertitel der Reds seit 1990.

Doch nicht nur auf dem Platz gehörten Sterling die Schlagzeilen: Immer wieder liefert er dem Boulevard Material für reißerische Storys aus seinem Privatleben. An seinem Ruf, ein geldverdorbener Jung-Profi zu sein, ist er nicht ganz unschuldig. Im Gefeilsche um eine Vertragsverlängerung in Liverpool soll er Details ausgeplaudert haben. Außerdem stellte er klar, dass ihm ein Wochenlohn von 140 000 Euro nicht reiche. Damit brachte er nicht nur treue Liverpool-Fans gegen sich auf, sondern auch Club-Ikone Gerrard. Der ist inzwischen in Los Angeles - und Sterling der Jungstar auf der Insel.

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