Vom Niedergang will er nichts wissen
Hamburg. Box-Titelkämpfe in einer engen Trainingshalle können mitreißender als pompöse Veranstaltungen vor 10 000 Zuschauern sein. Dreifach-Weltmeisterin Susi Kentikian und Europameister Alexander Dimitrenko verteidigten am Samstag vor 500 Gästen in der Übungshalle der Hamburger Universum Box-Promotion ihre Gürtel
Hamburg. Box-Titelkämpfe in einer engen Trainingshalle können mitreißender als pompöse Veranstaltungen vor 10 000 Zuschauern sein. Dreifach-Weltmeisterin Susi Kentikian und Europameister Alexander Dimitrenko verteidigten am Samstag vor 500 Gästen in der Übungshalle der Hamburger Universum Box-Promotion ihre Gürtel. Die Hamburgerin Kentikian besiegte im Fliegengewicht die Mexikanerin Ana Arrazola nach Punkten. Schwergewichtler Dimitrenko schickte den Polen Albert Sosnowski in der zwölften Runde auf die Bretter.Weil Promoter Klaus-Peter Kohl (Foto: dpa) den TV-Partner verloren hat und ihm damit die Millionen für Gala-Veranstaltungen fehlen, wählte der Großgastronom als Schauplatz die eigene Hütte. Angemessen war der Rahmen für eine WM und EM freilich nicht, die Leistung im Ring aber stimmte.
Zufrieden war Promoter Ulf Steinforth, dessen SES-Boxstall Kentikian vier Tage zuvor von Universum übernommen hatte. "Das Frauen-Boxen ist nicht tot. Susi kann eine Galionsfigur sein", meinte Steinforth und sieht sogar Vorteile im Vergleich zum Männer-Boxen: "Ich finde es viel berauschender, wenn Mädels im Ring ihr volles Programm abwickeln." Nach acht Monaten Pause dominierte Energiebündel Kentikian den Kampf, doch Arrazola steckte alle Treffer unbeeindruckt weg.
Der Ausgang der ausgeglichenen EM war bis zur letzten Runde offen, dann entschied Dimitrenko das Duell mit einem Aufwärtshaken. Sosnowski, der wie eine Bahnschranke fiel, lag minutenlang am Boden und musste vom Notarzt behandelt werden. "Das war ein Schlüsselkampf. Der wird ihm Selbstvertrauen gegeben", meinte Klaus-Peter Kohl über den Neu-Deutschen Dimitrenko.
Der Universum-Chef wollte vom Niedergang seines Imperiums derweil nichts hören. "Wir machen keinen Ausverkauf. Wir machen Planungen für die Zukunft. Die Boxer, die ich brauche, werde ich nicht gehen lassen. Auch nicht für Geld", erklärte der 66-Jährige. Das einst größte Box-Unternehmen Europas hatte früher 45 Profis unter Vertrag, heute sind es noch zwölf. "Das ist die Größe, die wir brauchen", beteuerte Kohl. Seine Weltmeister Jürgen Brähmer (21. Mai in London) und Sebastian Zbik (4. Juni in Los Angeles) müssen ihre Titel im Ausland verteidigen. Aus der Not heraus, weil zu Hause die TV-Präsenz fehlt. Kohl: "Wir kriegen so mehr Geld, als wir in Deutschland generieren können." dpa