Vom Kugeltreter zum Muskelkneter

Saarbrücken. "Ist das nicht der . . . ?!" - "Nein. Wen meinst du?" "Doch, das ist der da Palma!" Der Dialog zweier Trainings-Kibitze zeigt die Überraschung, als Paolo da Palma in Trainingsbekleidung des 1. FC Saarbrücken auf dem Trainingsplatz des Fußball-Drittligisten an der Camphauser Straße auftauchte

Saarbrücken. "Ist das nicht der . . . ?!" - "Nein. Wen meinst du?" "Doch, das ist der da Palma!" Der Dialog zweier Trainings-Kibitze zeigt die Überraschung, als Paolo da Palma in Trainingsbekleidung des 1. FC Saarbrücken auf dem Trainingsplatz des Fußball-Drittligisten an der Camphauser Straße auftauchte. "Ich arbeite jetzt als freiberuflicher Physiotherapeut", erzählt der Ex-Profi, der zwischen 1995 und 2000 bei den Malstättern aktiv war, lächelnd: "Beim FCS unterstütze ich bei Bedarf Frank Sänger, den ,Physio' der ersten Mannschaft. Darüber hinaus stehe ich noch für die Jugend zur Verfügung."

2002 hatte der heute 44-jährige Nordhorner in Illingen die Ausbildung zum Physiotherapeuten begonnen. "Es war ganz schön schwer, mit 38 Jahren noch mal die Schulbank zu drücken. Und das mit vielen 18-Jährigen", erzählt der frühere FCS-Kapitän. Das Bücherwälzen hat sich gelohnt. Da Palma schaffte die Gesamtnote "Gut" und fand sofort eine Beschäftigung beim Regionalligisten SV Elversberg. "Ich hatte dort eine tolle Zeit", erinnert sich da Palma, "vor allem mit Trainer Djuradj Vasic habe ich gut zusammengearbeitet. Er ist ein echter Profi."

Die Karriere des Profi-Fußballers da Palma begann in der Jugend von Eintracht Nordhorn. Für seinen Heimatverein spielte er in der Oberliga. 1986 wechselte er zum VfB Oldenburg, stieg mit den Norddeutschen in die 2. Liga auf - und kann aus seiner VfB-Zeit viel erzählen: "Bei einem Trainingslager auf Zypern hatte uns Trainer Wolfgang Sidka den freien Abend gestrichen. Wir sind dann trotzdem raus und trafen mitten in der Nacht in einem Club auf den Trainer. Das gab eine ordentliche Geldstrafe." Da Palma stand zeitweilig ohnehin im Rufe eines Lebemannes - zu Unrecht, wie er beteuert: "Ich war in meinem ganzen Leben nur zwei Mal betrunken."

Über Osnabrück kam da Palma 1993 zu Bundesligist VfL Bochum. "Es war toll, vor 60 000 in Dortmund zu spielen, oder gegen Schalke", sagt der Ex-Abwehrspieler. Er erinnert sich besonders an ein Spiel gegen Werder Bremen: "Ich spielte gegen Mario Basler. Trainer Klaus Toppmöller hat gesagt, ich solle ihn mit allen Mitteln aus dem Spiel nehmen. Da ging's ganz schön zur Sache - auch verbal. Am Ende hat er ein Tor gemacht und Bremen 3:1 gewonnen. Er war in den Interviews der Held, ich habe nichts mehr gesagt."

1995 wechselte da Palma zu Regionalligist Saarbrücken. "Beim FCS hatte ich meine schwerste Zeit als Fußballer. Nach dem Zwangsabstieg haben wir drei Monate lang kein Geld bekommen." Dafür fand er im Saarland die große Liebe. "Ich war damals Stammgast im Lokal Mingo Due, und Ionela (Anm. d. Red.: so heißt seine Frau) hat dort als Bedienung gearbeitet." Ionela da Palma ist heute Inhaberin der Tante Maja am St. Johanner Markt.

Der gemeinsame Sohn Ricardo interessiert sich mehr für Tennis als für Fußball. "Seine Geburt war vielleicht der schönste Moment in meinem Leben. Es war ein gewaltiger Einschnitt", sagt Paolo da Palma. Das war der Schritt in die Selbstständigkeit in diesem Sommer auch. Als freiberuflicher Physiotherapeut hat sich der Ex-Profi auf Haus- und Hotelbesuche seiner Patienten spezialisiert. Aber auch die Betreuung von Vereinen ist möglich. Eine Rückkehr in den Profi-Fußball als Physio schließt der 45-Jährige nicht aus - und er sagt: "Es war damals die richtige Entscheidung, Profi-Fußballer zu werden. Ich kann jedem talentierten Jungen nur raten, alles dafür zu geben, so lange wie möglich auf höchstem Niveau zu spielen. Es war eine entbehrungsreiche, aber auch eine wunderbare Zeit." Versuche, als Trainer im Amateurfußball zu arbeiten, hat da Palma abgebrochen. Es war nicht seine Fußball-Welt.

Der Mann, der gegen Stars wie Lothar Matthäus, Mehmet Scholl oder Mario Basler gespielt hat, steht mit zwei seiner Weggefährten übrigens noch in engem Kontakt: Thomas Gerstner, der zuletzt bei Armina Bielefeld tätig war, und Ralf Voigt, mit dem er unter Trainer Dirk Karkuth beim FCS spielte. "Ralf betreibt heute eine Zeitarbeitsfirma", sagt "Jungunternehmer" da Palma, der in seiner wenigen Freizeit gern Backgammon spielt: "Aber da bin ich wie früher auf dem Platz - ich kann noch immer ganz schlecht verlieren." > wird fortgesetzt

"Beim FCS hatte ich meine schwerste Zeit als Fußballer."

Paolo da Palma

Zur Person

Der 44 Jahre alte Paolo da Palma wurde am 18. März 1966 in Nordhorn geboren. Als Fußball-Profi spielte er von 1990 bis 1992 beim VfB Oldenburg (47 Zweitliga-Spiele), von 1992 bis 1993 beim VfL Osnabrück (34 Zweitliga-Spiele), von 1993 bis 1995 beim VfL Bochum ( 14 Zweitliga-Spiele und zehn Bundesliga-Spiele). Da Palma spielte dann von 1995 bis 2000 beim 1. FC Saarbrücken. Er bestritt 107 Spiele in der Regionalliga, wurde danach beim FCS nicht mehr eingesetzt und ging zum FC Homburg. Für den FCH machte er von Winter 2000 bis Sommer 2001 in der Regionalliga 14 Spiele.

Heute arbeitet der frühere Defensivmann als selbstständiger Physiotherapeut. In dieser Funktion war er von 2005 bis 2010 beim Regionalligisten SV Elversberg.

Da Palma ist verheiratet und hat einen Sohn. cor

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