Vom Fußballer zum Topmodel

Luxemburg. Trainer werden. Oder Manager. Eine Fußballschule aufbauen. Die Karriere-Verläufe von ehemaligen Fußballprofis gleichen sich. Dass ein Ex-Kicker aber nebenher modelt, kennen die Fans nur von Cristiano Ronaldo oder David Beckham. Mit dem Luxemburger Frank Deville hat auch ein ehemaliger Spieler des 1. FC Saarbrücken den Weg vor die Kamera gefunden

Luxemburg. Trainer werden. Oder Manager. Eine Fußballschule aufbauen. Die Karriere-Verläufe von ehemaligen Fußballprofis gleichen sich. Dass ein Ex-Kicker aber nebenher modelt, kennen die Fans nur von Cristiano Ronaldo oder David Beckham. Mit dem Luxemburger Frank Deville hat auch ein ehemaliger Spieler des 1. FC Saarbrücken den Weg vor die Kamera gefunden. "Ich mache das aber nur nebenher, auf Hobbybasis", sagt der 35-fache Nationalspieler.

Für einen Benefizkalender einer Anti-Aids-Stiftung wurde der 39-Jährige angefragt, so entstand der Kontakt zum Fotografen Stefan Seffrin. Über den lernte Deville den berühmten Zeitungsdesigner Mario Garcia kennen. Und Weltenbummler Garcia kam nach Terminen in München und Düsseldorf zum Gespräch mit der SZ in ein Luxemburger Einkaufszentrum gleich mit. "Frank ist ab und an in Florida bei uns, gibt meinen Kindern Fitness-Tipps", sagt der Layout-Papst und schmunzelt: "Die Welt ist ein Dorf."

Die Welt als Zuhause, das gilt auch für Deville. Seit 2004 modelte er ab und an, auch in Dubai oder den USA. Seine professionell gestaltete Internetseite (www.frank-deville.com) zeigt die besten Schnappschüsse. Zum Beispiel für Sonnenbrillen. "Da hänge ich im Schaufenster eines Optikers in Luxemburg. Oft geht so etwas aber nicht, ich musste dafür immer Urlaub nehmen. Einmal kam ein Anruf für ein Shooting in Köln, kurzfristig frei nehmen ging aber nicht", erinnert sich Deville. Der Luxemburger hat nämlich einen ganz normalen Beruf. Und der ist für sein Heimatland nicht untypisch. Der gelernte Bankkaufmann arbeitet für die Stadtsparkasse.

Eineinhalb Jahre war Frank Deville Profi. Ein halbes Jahr bei Union Berlin in der Regionalliga Nordost, in der Saison Jahr 1996/1997 beim 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga West. "Meine Karriere verlief eigentlich ziemlich blöd", erinnert sich der Luxemburger und erzählt: "Ich war Luxemburgs Fußballer des Jahres 1994, damals der beste linke Außenverteidiger im Land. Nach einem Spiel meines Clubs Union Luxemburg gegen Beggen rief plötzlich auf dem Parkplatz jemand: Frank! Das war dann Eckhard Krautzun. Der hat mich nach Berlin und später zum FCS gelotst."

In Berlin kam Winter-Neuzugang Deville direkt in den Mannschaftsrat, war in den Testspielen Stammspieler, kickte zusammen mit Sergej Barbarez, Marko Rehmer und Ervin Skela. "Im letzten Training vor dem ersten Punktspiel hatte ich mir dann einen Innenbandriss zugezogen", erzählt der 39-Jährige.

Im Sommer 1996 ging er zu Trainer Klaus Scheer nach Saarbrücken. Dort hießen seine Mitspieler Dario Brose, Branko Zibert, Paolo da Palma oder Harald Ebertz. Woran sich Deville noch erinnert? "In der Zeit habe ich mir bei der luxemburgischen Nationalmannschaft einen Nasenbein- und Jochbeinbruch zugezogen", meint der 39-Jährige schmunzelnd, wird dann aber wieder ernst: "Die Nähe zur Heimat war gut. Die Saarbrücker waren sehr bodenständig. Die Fans habe ich noch in Erinnerung, die waren immer sehr gut. Und ans Mingo Due erinnere ich mich noch." Das Mingo Due war das Stammrestaurant der Saarbrücker Fußballprofis.

Das Profitum legte der starke Techniker dann 1997 ad acta, kickte noch für den SV Mettlach, dann für Avenir Beggen, den FC Mondercange und den luxemburgischen Serienmeister Dudelange. 2001 beendete er seine Karriere, ging intensiv ins Fitness-Studio. Das machte sich auch fürs Modeln gut. Und als das nicht reichte, fing er mit dem Laufen an. "Sechs, sieben Marathons bin ich gelaufen. Meine Bestzeit war 3:04 Stunden 2004 in Paris. Und ich wurde Zehnter in 1:22 Stunden bei der luxemburgischen Meisterschaft im Halbmarathon."

Das ging nur mit einem sehr gesunden Lebenswandel: kein Alkohol, keine Zigaretten. Der im Luxemburger Vorort Hesperange wohnende Sportler trainierte weiter. Seit November hat der geschiedene 39-Jährige ein neues Faible, er fährt Rad. Das Fahrrad steht zwei Meter neben dem Fernseher. "Und keiner sagt mir, dass ich es woanders hinmachen soll", erklärt Deville spitzbübisch. "Ich mache alles 100-prozentig" - das ist das Motto des Ex-Profis. Und so ist es kein Wunder, dass er jetzt schon die ersten Hobby-Radrennen anpeilt. Wenn Deville über Sport redet, scheinen seine Augen direkt größer zu werden. "Wenn Du gut trainiert bist, bist Du auch in neuen Dingen direkt gut. Das ist faszinierend", findet er.

Sohn Maurice ist Stürmer

Viele Fußballspiele in seiner Heimat sieht Frank Deville nicht mehr, eine Karriere als Trainer - außer vielleicht im Jugendbereich - ist kein Thema. Gut möglich, dass die Fans den Namen Deville trotzdem bald in der Aufstellung der luxemburgischen Nationalmannschaft lesen. Denn Franks Sohn Maurice spielt mit 17 bereits in der U21-Auswahl des Großherzogtums. Maurice, der von seinem Vater erzogen wurde, stürmt in der A-Jugend-Bundesliga für Alemannia Aachen. "Er ist mit 17 bereits 1,94 Meter groß und hat ein gutes Gesamtpaket: Spielintelligenz, kopfballstark, beidfüßig, schnell, gute Technik", meint Deville, der an vielen Wochenenden nach Dortmund, Leverkusen oder Köln fährt, um dort seinen Sohn spielen zu sehen. Zudem ist er als Talentsucher tätig.

Und was seine eigene Laufbahn angeht, sagt Deville versöhnlich: "Ich bin einer der bekanntesten Fußballer hier. Irgendwo bin ich schon zufrieden mit der Karriere, weil ich mich anders als viele gute luxemburgische Spieler getraut habe, ins Ausland zu gehen." Und gleichzeitig Model sowie Marathonläufer - das war wohl auch noch kein luxemburgischer Spieler vor ihm. > wird fortgesetzt

Auf einen Blick

In die Regionalliga-Saison 1996/1997 startete der FCS unter anderem mit den Neuzugängen Frank Deville, Janos Marozsan und Zoltan Kecskes. Mit den Letzteren als "ungarischer Flügelzange" gelang im ersten Spiel bei Oberliga-Aufsteiger LR Ahlen ein 3:1-Sieg. Dann folgten aber zwei 1:2-Pleiten gegen Paderborn-Neuhaus und beim späteren Meister SG Wattenscheid. Auch die beiden Ungarn brachten in der Folge wenig zustande, der FCS wurde am Ende Dritter und verpasste den Aufstieg vier Punkte hinter dem Zweiten RW Oberhausen. Trainer war Klaus Scheer, der im Sommer 1997 vom 2003 verstorbenen Dirk Karkuth abgelöst wurde. raps

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