Vom Dschungel auf die BurgDeutsche Gegner Mazedonien und Polen in Lauerstellung

Varazdin. Michael Kraus war entsetzt, ja förmlich schockiert. Nicht etwa, dass die Wadenverletzung beim Spielmacher der deutschen Handballer wieder aufgebrochen ist. Nein. Als er vom Physiotherapeuten behandelt wurde und dabei Fernsehen schaute, musste er die bittere Pille schlucken. Peter Bond wurde aus dem Dschungel-Camp verbannt

Varazdin. Michael Kraus war entsetzt, ja förmlich schockiert. Nicht etwa, dass die Wadenverletzung beim Spielmacher der deutschen Handballer wieder aufgebrochen ist. Nein. Als er vom Physiotherapeuten behandelt wurde und dabei Fernsehen schaute, musste er die bittere Pille schlucken. Peter Bond wurde aus dem Dschungel-Camp verbannt. "Der war mein großer Favorit, jetzt gewinnt bestimmt dieser Schauspieler Günther Kaufmann", erklärte Kraus am gestrigen spielfreien Tag bei der Handball-Weltmeisterschaft in Kroatien grinsend. "Wir schauen da schon mal rein, und amüsieren uns zu Tode", gestand er.Gestern Abend stand eine andere Sendung auf dem Programm. Die tägliche Videostunde mit Bundestrainer Heiner Brand. Titel: "Mazedonien" - heute (17.30 Uhr/RTL) der nächste deutsche Gegner. "Das wird ein echter Brocken, wir sind gewarnt, aber wir gehen selbstbewusst in die Partie", sagte Kraus. Die Mazedonier gewannen 30:29 gegen Vize-Weltmeister Polen, haben zudem mehrere hundert lautstarke Fans als Rückhalt in der Halle. "Die werden uns einen heißen Tanz bereiten. Aber ich denke, wir sind abgezockt genug, um auch diese Partie zu gewinnen", meinte Pascal Hens.Die Stimmung in der deutschen Mannschaft ist blendend, das merkt man jedem Spieler an. "Wir haben ja auch keinen Grund für schlechte Laune", erklärte Brand. "Im Großen und Ganzen bin ich mit dem zufrieden, was wir bisher gezeigt haben." Während er die Einstellung und die Abwehrleistung nach den ersten drei WM-Spielen lobte, monierte er die vielen technischen Fehler im Angriff: "Da müssen wir uns gehörig steigern und unsere Torquote verbessern."Dass das erste Ziel, das Erreichen der Hauptrunde, verpasst werden könnte, davon geht beim Titelverteidiger angesichts von 5:1 Punkten niemand aus. "Ein Sieg gegen Mazedonien und wir sind weiter. Noch ein Sieg im letzten Spiel gegen Polen und wir sind mit einem fast optimalen Punktestand weiter", spricht Hens den Modus an. Aber alle trauern noch dem verlorenen Zähler beim 26:26 gegen Russland nach. "Das war blöd", sagte Hens. Nachdem die Mannschaft gestern nach einem Fototermin an der Burg von Varazdin noch ein lockeres Training absolvierte, steht auch heute zunächst Entspannung auf dem Programm. Ein Spaziergang, medizinische Behandlung, Besprechung - so bereitet Brand seine Mannschaft vor. Und was die Taktik betrifft, bezieht er seine Leistungsträger mit in seine Überlegungen ein. "Heiner ist ja kein Diktator", sagte Kraus: "Pascal Hens, Torsten Jansen und ich werden immer miteinbezogen." Das gilt auch für eine eventuelle Nachnominierung für Christian Sprenger, der sich im ersten Spiel verletzte. "In der Vorrunde werde ich niemanden nachnominieren. Danach sehen wir, wer uns am besten helfen kann", erklärte Brand, der dann einen Spieler auswählen muss, der im 28er-Vorab-Kader stand. Varazdin. Noch zwei Spiele warten auf die deutsche Handball-Nationalmannschaft in der WM-Vorrunde - schon heute kann sich der Weltmeister mit einem Erfolg gegen Mazedonien für die Hauptrunde qualifizieren. Nach drei Spielen führt der Titelverteidiger die Gruppe C mit 5:1 Punkten an, aber noch vier weitere Mannschaften können sich Hoffnungen auf das Weiterkommen machen, wozu man mindestens Gruppendritter werden muss. Mazedonien und Polen, die beiden letzten deutschen Gegner in der Vorrunde, liegen mit 4:2 Punkten in Lauerstellung, Russland (3:3) hat durch den Erfolg am Montagabend gegen Tunesien (2:4) wieder Morgenluft geschnuppert.In Gruppe A hat sich Olympia-Sieger Frankreich mit drei lockeren Siegen für die Hauptrunde qualifiziert. Dahinter haben die beiden abschließenden Gegner der Franzosen, die Slowakei mit dem bisher nicht eingesetzten Peter Vozar (HG Saarlouis) und Ungarn die besten Karten mit je 5:1 Punkten. Gastgeber Kroatien steht in Gruppe B erwartungsgemäß ebenfalls schon in der nächsten Runde, wenngleich die dicksten Brocken aber noch auf den Olympia-Sieger von 2004 warten. Ebenfalls schon für die nächste Runde qualifiziert sind die stark auftrumpfenden Schweden, die nach dem 34:30 im Montags-Topspiel gegen den Olympia-Dritten Spanien verlustpunktfrei sind. Ähnlich eng wie in der deutschen Gruppe gestaltet sich das Rennen in Gruppe D - jener Gruppe, aus der sich die deutschen Hauptrunden-Gegner qualifizieren. Europameister Dänemark und Norwegen führen ungeschlagen die Tabelle an. Dahinter folgen Serbien, Ägypten und Brasilien mit je zwei Punkten. Und je mehr Punkte sich die Konkurrenten untereinander abnehmen, desto besser für Deutschland: Der Modus besagt, dass die Punkte der Spiele gegen die ebenfalls qualifizierten Mannschaften mitgenommen werden. bp

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